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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Rippenstoß mit dem Ellbogen. »Mach Platz!« knurrte er. Er hatte das zerhämmerte Profil eines Berufsboxers. Den anderen entstellte eine Narbe, die sich vom Auge bis in den linken Mundwinkel zog.
    Es gab in dieser meiner ersten Portiersnacht keine Schwierigkeiten.
    ‘Ungefähr gegen vier Uhr verließen die ersten Gäste den Klub. Manche lachten, einige fluchten oder zeigten finstere Gesichter. Trinkgelder tropften in meine Hand. Ich dankte, öffnete Wagentüren, schloß sie, legte die Hand an meine Portiersmütze, verbeugte mich.
    Ich wartete darauf, daß die rothaarige Frau wieder erschien, aber um sechs Uhr, als das graue Licht des beginnenden Tages längst die Straße erhellte, waren weder sie noch ihre Begleiter aufgetaucht. Statt dessen erschien Dane Brush. Sein Kinn schimmerte schwärzlich von Bartstoppeln. Die Zigarette klebte an seiner Unterlippe.
    »Du kannst ’raufgehen!« befahl er. »Schluß für heute.«
    ***
    Es dauerte nicht lange, bis ich mich bei meinem Job und in New York wohl fühlte. Ich stand jede Nacht rund acht Stunden vor ›Brerriks alkoholfreier Getränkestube‹. Es gab wenig Ärger mit Leuten, die das Stichwort nicht kannten und trotzdem den Klub betreten wollten. Die schlichte Aufmachung des Ladens lockte kaum jemanden an, der nicht wußte, was sich hinter der Tür verbarg.
    Ich fand Mr. Brerriks Geheimnis sehr schnell heraus, obwohl ich während der ersten vier Wochen nicht einmal das Innere des Klubs zu sehen bekam, aber ich lernte die Kellner, die Animiermädchen und die Barkeeper kennen. Aus ihren Andeutungen reimte ich mir zusammen, welche Attraktionen Brerrik seinen Gästen bot. Die Bestätigung erhielt ich von einem Mädchen, das an der Bar arbeitete, Kitty hieß, blonde Haare besaß und sich bereit erklärte, mir tagsüber New York zu zeigen.
    Die traditionsreiche, alkoholfreie Getränkestube bestand wie zur Zeit des Alkoholverbotes, aus zwei Abteilungen. In den vorderen Räumen wurden zu damaliger Zeit Milch und Fruchtsäfte ausgeschenkt, in den Hinterzimmern hingegen Whisky, Brandy und Gin. Heute hatte Brerrik die Vorderräume in einen erstklassigen Nightclub verwandelt. In den Hinterzimmern wurde gespielt. Mr. Brerriks alkoholfreie Getränkestube war nichts anderes als eine Spielhölle.
    Vielleicht hätte ich moralische Bedenken haben sollen, aber, offen gestanden, ich hatte sie nicht. Wenn die Leute zuviel Geld besaßen, so mochten sie es meinetwegen in Mr. Brerriks Rachen werfen. Der Boß zahlte mir pünktlich meine siebzig Dollar, und die Gäste knauserten nicht mit Trinkgeldern. Kitty wurde immer freundlicher zu mir. Kurz und gut, ich war auf dem besten Wege, New York großartig zu finden. Dann geschah es.
    Es war eine Nacht wie alle anderen. Ich stand seit vier Stunden auf meinem Posten. Zwar zählte ich die Gäste nicht, aber ich hatte den Eindruck, daß im Klub in dieser Nacht weniger los war als gewöhnlich.
    Kurz vor zwei Uhr morgens fuhr die schwere schwarze Limousine vor, die in der ersten Stunde meines Dienstes den schlanken Mann mit den schlechten Zähnen, die rothaarige Frau und die beiden Leibwächter gebracht hatte. Seitdem hatte ich keinen von ihnen wiedergesehen. Ich überquerte den Bürgersteig und riß den Schlag auf. Offen gestanden, ich war ziemlich neugierig darauf, die Frau wiederzusehen und ihr Parfüm zu riechen.
    Der Gorilla mit dem zerschlagenen Boxergesicht stieg als erster aus. »Schon gut, Admiral!« knurrte er mich an und schob mich zur Seite. Sein Kumpan mit der Narbe tauchte auf. Wie beim ersten Besuch inspizierten sie die Umgebung. Dann ging der Boxer zum Wagen und sagte: »Okay, Jim!«
    Der Chef saß hinter dem Steuer. Er öffnete den Wagenschlag, und jetzt erst stellte er den Motor ab. Er trug einen Trenchcoat über dem Smoking. Eine dunkle Brille verdeckte seine Augen. Die Rothaarige war nicht im Wagen. Ich bedauerte es so sehr, daß ich fast vergaß, die Besucher nach dem Stichwort zu fragen.
    Der Boxer blaffte: »Geh zum Henker!« Er schob mich mit seinen Händen von Kohlenschaufelformat zur Seite.
    Ich wich zwei Schritte zurück, baute mich vor dem schmalen Eingang auf und sagte: »Ich kann Sie nicht ’reinlassen, wenn Sie das Stichwort nicht kennen.« Mir paßte die Art nicht, in der der Mann mich behandelte. Mir paßten die Gesichter aller drei nicht. Ich war durchaus bereit, ihnen zu zeigen, daß sie auf mir nicht ungestraft herumtreten konnten.
    Der Chef legte dem Boxer die Hand auf den Arm. »Halt den Mund, Rod!« Zu mir

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