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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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mir den Atem. Von der verwirrenden Vielfalt der Eindrücke begann sich in meinem Kopf ein Mühlrad zu drehen.
    Ich rettete mich schließlich fast laufend in den Central Park. Bäume, Wiesen, spielende Kinder, Menschen, die es nicht eilig hatten, das waren Dinge, die ich kannte. Erleichtert ließ ich mich auf eine Bank fallen.
    Ich rauchte eine Beruhigungszigarette und machte Kasse. Ich besaß siebenundfünfzig Dollar und vierzig Cent. Ich brauchte eine billige Unterkunft und einen Job, bei dem ich schnell einige Dollar verdienen konnte.
    Während ich noch zählte, steuerte ein Mann meine Bank an. Er nahm ein Geldstück aus der Tasche, warf es in die Luft, fing es mit der Hand wieder auf, betrachtete es und schüttelte den Kopf.
    »Neu hier?« fragte er, während er das Geldstück wieder hochwarf, auffing, betrachtete und wieder hochwarf.
    »Vor dreißig Minuten aus Connecticut eingetroffen.«
    Der halbe Dollar blitzte in der Sonne, wenn der Bursche ihn hochwarf. »Verwandtenbesuch?« erkundigte er sich.
    »Nein. Jo Callahan meinte, ich solle versuchen, in New York mein Glück zu machen.« Ich lachte. »Für den Augenblick würde ich es schon als Glück bezeichnen, wenn mir jemand zu einer billigen Unterkunft verhelfen würde.«
    Der Halfdollar blitzte. »Schon geschehen. Wie viel Dollar wollen Sie ausgeben?«
    »Nicht mehr als vier.«
    »Ich verschaffe Ihnen eine Unterkunft bei meiner Schwägerin in Brooklyn. Ein Zimmer wurde frei, weil einer ihrer Mieter von der Firma versetzt wurde. Sie nimmt zwei Dollar für das Bett, Kaffee inbegriffen.«
    »Sie meinen, Ihre Schwägerin würde mir das Zimmer vermieten?«
    »Warum nicht, wenn ich Sie empfehle?«
    »Oh, ich bin Ihnen sehr dankbar. Würden Sie Ihre Schwägerin anrufen, oder…«
    »Unsinn! Wir fahren zusammen hin. Ich wollte Cathleen ohnedies besuchen.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Aber wir erreichen sie nicht vor sechs Uhr.«
    Er ließ das Geldstück fliegen, fing es auf, betrachtete es und schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Was treiben Sie mit dem Dollar?« fragte ich.
    Er lachte und hielt mir die Münze unter die Nase. »Ein alter Trick von mir. Ich werfe den Halbdollar hoch und rate in Gedanken, ob Adler oder Zahl fällt, aber ich rate verdammt oft falsch.«
    Er warf die Münze hoch, fing sie auf und ballte die Hand zur Faust. »Jetzt zum Beispiel rate ich Zahl«, sagte er und öffnete die Hand. Die Rückseite mit dem Adler lag oben. »Natürlich falsch«, sagte er lachend, schnippte den halben Dollar hoch und fing ihn.
    »Halt!« rief ich. »Lassen Sie mich raten – Adler!« Als er die Hand öffnete, lag der Adler oben. Er hielt mir den halben Dollar hin.
    »Was soll das?« fragte ich.
    »Sie haben gewonnen«, erklärte er gleichmütig.
    »Wir haben nicht um Geld gespielt«, wehrte ich ab, aber er bestand darauf, daß ich die Münze annahm. Ich hätte sie ehrlich gewonnen. Schließlich gab ich nach. Ich wollte den Mann, der mir ein Zweidollarzimmer beschaffen konnte, nicht verärgern.
    »Jetzt müssen Sie mir Revanche geben«, sagte er, als ich den halben Dollar eingesteckt hatte. Das sah ich ein.
    »Spielen wir um einen ganzen Dollar«, schlug er vor. Ich seufzte, dachte an das Zimmer seiner Schwägerin und die gleichen Chancen für beide und stimmte zu. Ich gewann wieder. Er gab mir den Dollar.
    Danach gewann ich noch einmal und dann er. Dann aber wieder ich, noch einmal ich, dann wieder er – er noch einmal, er wieder, und von nun an gewann nur noch er.
    Nach einer halben Stunde mußte ich den letzten Zehndollarschein zum Wechseln aus der Brieftasche nehmen. Während ich den Schein hervorzupfte, erwischte ich ein ganz impertinentes Lächeln des Burschen, und mir ging ein tausendkerziger Scheinwerfer auf. Ich steckte die Brieftasche wieder weg, faßte seinen Jackenärmel und sagte: »Du spielst nicht fair, mein Junge. Du beherrschst das Spiel zu gut. Ich wette meine letzten zehn Dollar, daß du tausendmal hintereinander Adler oder Zahl werfen kannst, wenn du willst. Raus mit meinen Dollars!«
    Er tat, als habe er nicht verstanden. »Unsinn! Sie haben eine Pechsträhne. Sie müssen nur durchhalten. Das nächste Spiel kann alles wenden.«
    »Los!« sagte ich. »Eins, zwei…«
    Er riß sich los, sprang auf und zischte wie eine Rakete davon. Er kannte sich aus. Wie ein Wiesel sauste er durch die Büsche. Mit hundert Yard Vorsprung erreichte er die 5. Avenue, erwischte das letzte Grünlichtflackern eines Fußgängerüberganges und verschwand auf der

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