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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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linken Bein ein. Offenbar hatte er einen Oberschenkelschuß. Auch seine Arme hingen schlaff und unfähig zu jeder Gegenwehr herab.
    Mit einer brutalen Bewegung zerrte der Gangster Mr. High auf einen Tisch und hob die Peitsche zu einem Schlag.
    Da trat ich vor.
    »Drei Apfelsaft mit Schokolade, Mr. Brerrik«, sagte ich finster. »Gilt das Stichwort auch hier?«
    Brerrik fuhr herum. Er stierte mich an wie eine Geistererscheinung, den Mund halb geöffnet. Dann zuckte seine Hand mit der Pistole hoch.
    Ohne zu zögern schoß ich. Ich hatte auf den Arm gezielt, aber er drehte sich zur Seite, und der Schuß ging in die Brust.
    Sid Calligan ließ den Ochsenziemer fallen und hob die Hände hoch. Ich ging auf ihn zu, hob die Peitsche auf und schlug ihm den Knauf gegen die Schläfe, daß er sich auf dem Fußboden zu einer längeren Ruhe bettete.
    Mr. High lag immer noch auf dem Tisch. Seine Verwundungen erlaubten es ihm nicht, sich zu rühren. Ich drehte ihn vorsichtig auf den Rücken.
    Er lächelte mich schwach an. »Jerry«, hauchte er, »prima, prima.« Dann verlor sein Gesicht den letzten Rest von Farbe, und er sackte in eine tiefe Ohnmacht.
    Ich bettete ihn vorsichtig auf den Fußboden, mehr konnte ich im Augenblick nicht für ihn tun. Calligan band ich Hände und Füße zusammen. Um Brerrik brauchte ich mich nicht mehr zu kümmern.
    Dann ging ich wieder nach oben. Ich war noch nicht fertig mit meinem Erlebnis. Als ich sah, wie Calligan Mr. High auf den Tisch zerrte, war das für mich das gleiche Erlebnis gewesen wie für ihn der Tod seiner Frau und seines Töchterchens unter den Gangsterkugeln und für Phil das Ende des Mannes, das er in Chicago sah. In mir kochte es. Ich mußte etwas tun, um diese Pest in die Schranken zu weisen, und es war mir in diesen Minuten völlig gleichgültig, was mit mir geschah.
    Vom nächsten Stuhl, an den ich stieß, brach ich ein anständiges eichenes Bein ab und ging geradewegs in das Zimmer, in dem die beiden Verbrecher lagen, die mich mit Jack angesprochen hatten.
    Sie lagen immer noch hinter dem Fenster und feuerten. Ich ging hin und trat dem einen gewaltig ins Kreuz. Er fuhr herum, und ich schlug ihm das Stuhlbein über den Schädel. Der andere folgte im Bruchteil einer Sekunde.
    Immer noch voller Wut bis an den Kragen, suchte ich den Aufgang zum Dach. Ich fand ihn schnell. Eine steile Leiter, die an einer Falltür endete.
    Ich drückte die Tür auf. An den beiden zerschossenen Scheinwerfern vorbei schlich ich mich vorwärts. Das Dach hatte eine kleine Brüstung, hinter der viele dunkle Gestalten im Anschlag lagen. Ich kroch zu dem nächsten hin. Auch er mochte mich für einen Kollegen halten, denn er knurrte mir zu: »Schöne Tinte, in der wir sitzen. Kommt Brerrik mit dem Bullen-Chef nicht zu Rande?«
    Mit grimmiger Befriedigung faßte ich ihn am Rock und am Hosenboden und warf ihn kurzerhand über die Brüstung das Dach hinunter. Er schrie, während er stürzte.
    Sein Nebenmann blickte erstaunt hoch, aber er kam nicht mehr dazu, zu dem Fall Stellung zu nehmen. Ich schlug ihm das Stuhlbein an den Kopf und beförderte ihn ebenfalls abwärts. Dem dritten trat ich die Kanone aus der Hand, die er schon auf mich gerichtet hatte, und warf ihn in bewährter Weise seinem Kameraden auf den Pelz. Sie gingen zu Boden, und ich wütete mit dem Stuhlbein zwischen ihnen, bis sie sich nicht mehr regten. Meine furchtbare Wut und die Überraschung verhalfen mir zu einem schnellen Sieg.
    Von unten ertönte freudiges Geheul. Durch mein Eingreifen war die Feuerkraft der Gangster erheblich geschwächt worden. G-men und Cops stürmten vor das Haus. Nur noch vereinzelte Schüsse krachten, dann gaben sich auch die restlichen Verbrecher verloren und krochen mit erhobenen Armen aus ihren Verstecken.
    »Jerry! Jerry!« hörte ich Neville brüllen.
    Ich schrie ein kräftiges »Hier!« zurück, und er stürmte in Riesensätzen die Treppe herauf.
    »Der Chef?« keucht er. »Wo ist Mr. High?«
    »Im Keller«, gab ich zur Antwort und packte ihn am Arm, um ihn hinabzuführen.
    Überall im Haus flammten, soweit die Glühbirnen nicht zerschossen waren, die Lichter auf. Neville stieg mit mir in den Keller. Ich schlug den Vorhang zurück. Da lag Mr. High immer noch in Ohnmacht auf dem Steinfußboden.
    »Lebt er?« flüsterte Neville mit ängstlichem Gesicht.
    Ich lächelte ihn an und nickte. Sein Gesicht entspannte sich, und da geschah es, daß der brummige Neville mich umarmte. Ich spürte etwas Feuchtes im Gesicht.

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