KR088 - Ich fing den Fänger
Polizei, und das mit Recht.«
Er stockte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich bin überzeugt, dass der Fänger sofort und bedenkenlos das Kind töten würde, das er gerade in der Hand hat, wenn seine Anweisungen auch nur im Geringsten nicht befolgt würden. Dadurch können wir nur in den kurzen Pausen arbeiten, in denen er kein Kind geraubt hat. Zurzeit befindet sich Fips McLean in seiner Gewalt, und wir müssen warten, bis der Junge ausgelöst worden ist. Bisher ist allerdings der Brief mit den Bedingungen noch nicht eingetroffen.«
Ich zündete mir eine Zigarette an, die erste seit dem Beginn dieser Unterredung.
»Ich verstehe«, sagte ich, »dass Sie keine offiziellen Maßnahmen und Untersuchungen einleiten können, aber inoffiziell könnten Sie doch…«
»Nein, Jerry«, unterbrach Mr. High, »auch inoffiziell kann ich nichts machen.« Er sah lange auf die Platte seines Schreibtisches und schwieg. »Sehen Sie, Jerry«, sagte er dann leise, »wenn ich inoffiziell irgendwelche Maßnahmen einleite und der Fänger merkt etwas und… tötet… Jerry, ich kann die Verantwortung dafür übernehmen, dass einer meiner Beamten in einem Einsatz, in den ich ihn geschickt habe, getötet wird, aber ich kann nicht die Verantwortung für den Tod eines Kindes übernehmen.«
Ich paffte dichte Rauchwolken und sah ihnen nach. Ich lag gewissermaßen in einem ausführlichen Ringkampf mit mir selbst, und es dauerte einige Zeit, bis ich mich aufs Kreuz gelegt hatte.
»Hören Sie, Chef«, brummte ich, »irgendetwas muss ja in der Angelegenheit unternommen werden. Wir können nicht in Ruhe Zusehen, wie Leute mit der Entführung von Kindern Geld machen, sonst wird letzten Endes noch eine regelrechte Industrie daraus. Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.«
Mr. High lächelte dünn. »Wenn Sie in die Fänger-Geschichte einsteigen, müssen Sie sich für jeden Schritt, den Sie tun, meine Genehmigung holen, und ich werde Ihnen neunundneunzig von hundert Schritten wegen Gefährdung des Lebens eines Kindes verbieten müssen.«
»Kann ich mir denken, aber ich hoffe, es gibt eine Möglichkeit, einen G-man vorübergehend von seinem Beruf zu beurlauben.«
»Ich könnte Sie wegen Unfähigkeit entlassen«, sagte Mr. High lächelnd. »Dann können Sie privat machen, was Sie wollen. Ihre Entlassung wird offiziell im Amtsblatt mitgeteilt.«
Ich rieb mir das Kinn. Diese Lösung passte mir wenig, aber es gab wohl keinen anderen Weg.
»Also gut«, knurrte ich. »Werfen Sie mich hinaus!«
»Einen Augenblick noch, Jerry«, antwortete der Chef. »Ich habe Ihnen vorhin erklärt, dass ich die Verantwortung nicht übernehmen kann. Überlegen Sie sich gut, ob Sie es tun können. Bedenken Sie, es handelt sich um das Leben von Kindern.«
»Ich werde aufpassen, dass der Fänger nicht früher etwas von mir merkt, als bis ich ihn am Kragen halte«, sagte ich leichthin, aber mir war gar nicht leicht zumute.
Ich wandte mich an Phil, der in seinem Sessel neben mir saß.
»Lass es dir gut gehen, Phil. Ich hoffe, du wirst genügend Kollegialität im Leibe haben, um mich laufen zu lassen, wenn du mich gelegentlich bei Ungesetzlichkeiten erwischt.«
Er antwortete nicht mir, sondern richtete seine Worte an den Chef.
»Hören Sie, Mr. High«, sagte er, »ich habe Ihren Laden schon lange satt, und ich fühle mich für den Beruf eines G-man so ungeeignet wie Jerry. Wenn Sie mich nicht hinauswerfen, kündige ich Ihnen hiermit.«
»Sie sind entlassen«, sagte Mr. High und lachte, und dann lachten wir alle.
Der Chef wurde zuerst wieder ernst.
»Darf ich mich ganz privat erkundigen, was ihr nun zu tun gedenkt?«
»Folgendes«, antwortete ich. »Wir sind hinausgeworfene G-men. Wir werden das nicht jedem auf die Nase binden, aber wenn die Leute, die wir suchen, etwas davon erfahren, so ist das nur günstig. Wir bleiben bei unserem Beruf. Sagten Sie nicht vorhin, die Konjunktur der Privatdetekteien sei günstig? Okay, wir machen eine Privatdetektei auf. Cotton & Decker, Überwachungen und Nachforschungen aller Art. Dabei kann es nicht auffallen, wenn wir neugierig sind, und vielleicht haben wir das unerhörte Glück, ein Kind überwachen zu müssen, auf das der Fänger es gerade abgesehen hat.«
Mr. High stand auf, ein Zeichen, dass die Unterredung beendet war.
»Ich schicke Ihnen Fotokopien der Akten und Unterlagen in Ihre Wohnung, Jerry. Geld steht in jeder Menge auf dem Sonderkonto zu Ihrer Verfügung. Ich kann Ihnen und Phil nur viel Glück
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