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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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seinen Teller zurück und fragte: »Was ist los, Jerry?«
    »Was soll los sein? Koenig ist ermordet worden.«
    »Das Problem der Ermordung Koenigs beschäftigt dich nur zu einem Teil, Jerry.«
    »Was sollte mich sonst beschäftigen?«
    »I shall be loving you through all eternity«, sagte Phil mit mißtönender Stimme. »Die Schlagertexte werden immer blöder.«
    »Das ist wahr, Phil.«
    »Weißt du, Jerry, ich habe mal einen Film gesehen, der mich furchtbar langweilte. Am langweiligsten aber fand ich folgende Szene: Der Held betritt eine Bar. In dieser Bar singt so eine blonde Hollywoodschönheit. Sie singt einen ähnlichen Unsinn, wie ihn Dorothy Mercer heute abend gesungen hat. Natürlich kommt nun Großaufnahme des Helden. Schicksalhafte Begegnung, weißt du? Er bleibt wie angewurzelt stehen,, und sein Gesicht erhält einen Ausdruck geradezu überwältigender Stupidität. Er glotzt die Sängerin an wie ein Kalb. Die Liebe in ihm erwacht. Der Filmmensch, der zum erstenmal auf die Idee kam, eine solche Szene zu drehen, war ein Vollidiot. Inzwischen haben Legionen von Filmregisseuren diesen , kitschigen Einfall immer und immer wieder aufgewärmt, und ich bin allmählich zu der Überzeugung gekommen, daß nicht die Regisseure, sondern die hingerissenen Betrachter solcher Filmszenen die Vollidioten sind. Ich weiß nun aber nicht, wie ich einen Mann bezeichnen soll, der nun auch noch im tatsächlichen Leben sich so benimmt.«
    »Ich kann ja nichts dafür, daß ich sie in dieser Situation sah, von der du sagst, daß sie für kitschige Filme typisch ist. Ich hätte ihr ebensogut auf der Straße begegnen können und…«
    »Und du hättest keine Notiz von ihr genommen«, unterbrach mich Phil.
    Ich trat auf Phil zu und sagte laut: »Das ist nicht wahr, Phil, nein, das ist nicht wahr. Von dieser Frau hätte ich Notiz genommen, egal wo auch immer ich sie gesehen hätte, von keiner anderen, von ihr ja, von ihr immer.«
    Phil blickte mich maßlos erstaunt an. Dann nickte er und suchte nach einer Zigarette. »Jetzt glaub’ ich’s«, sagte er.
    ***
    Es war ein ungemütlich kalter und feuchter Morgen, als wir am nächsten Tag zu unserer Arbeitsstelle in die 69. Straße fuhren.
    Das Haus, in dem wir arbeiteten, unterschied sich in nichts von den anderen Häusern dieser Straßenzeile. Am Eingang war lediglich ein kleines Metallschild angebracht:
    Federal Bureau of Investigation -FBI N. Y. District
    Der Betrieb, der hier herrschte, unterschied sich nur in Kleinigkeiten von der Arbeit in irgendeiner Behördenstelle. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß fast jeder, der hier arbeitete, auf ausführliche Unterhaltungen mit Gangstern zurückblicken konnte. Und sehr oft, zu oft wurden diese Unterhaltungen mit dem Revolver geführt.
    Es gibt wohl kaum einen schweren Jungen in den Staaten, der nicht unwillkürlich den Kopf einzieht, wenn er FBI hört, wenn er G-man hört, wie wir Beamte des FBI im Unterweltjargon genannt werden.
    Phil und ich saßen mürrisch in unserem Büro, als unser Kontaktmann Neville uns Kaffee brachte.
    »Ich bin versucht, dir den Inhalt der Tasse über die Hose zu gießen«, sagte er mürrisch.
    Ich hielt ihm meine Zigaretten hin. »Tu’s nur, Neville«, sagte ich.
    Er nahm sich eine und brummte: »Ein andermal, wenn mir endgültig der Kragen platzt. Muß man hier als alter Mann Dienstmädchen spielen?«
    Phil grinste: »Das geht nun mal reihum. Wir haben dir ja auch schon oft genug Kaffee gebracht.«
    »Der Chef hat einen Auftrag für dich, Jerry«, sagte Neville.
    Phil stellte seine Kaffeetasse hin: »Was heißt hier für ihn? Für uns, meinst du wohl?«
    »Nein, für ihn allein. Es ist ein kleiner Fisch, an dem schon ein anderer hängt. Jerry soll ihn nur unterstützen.«
    »Und ich kann hier allein den Papierkrieg weiterführen«, meckerte Phil.
    Als Neville sah, daß Phil sich ärgerte, hob sich seine Laune.
    »So ist das, Phil. Keiner ist zufrieden. Alle wollen was anderes tun als das, was sie tun sollen. Ich habe da mal eine sehr lehrreiche Geschichte von einem Chinesen…« Das Haustelefon klingelte.
    Ich nahm den Hörer ab und hörte die Stimme unseres Chefs, des Mr. High, wie wir ihn kurz und bündig nannten. »Schön, Mr. High, ich komme.«
    Phil blickte auf: »Der kleine Fisch, an dem schon ein anderer hängt?«
    »Wahrscheinlich.«
    Mr. High begrüßte mich kurz und stellte mich einem schmächtigen Männlein vor, das eine enorm große Hornbrille auf der Nase balancierte.
    »Mr. Cotton,

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