Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
saß, stumm geworden war und vor sich hin starrte. Ich ging nach draußen und sah nach Phil. Ich fand ihn sofort. Er lag auf dem Gesicht unmittelbar neben der Tür zum Vordersitz des Wagens. Die Tür stand noch auf. Tronc musste über ihn hergefallen sein, sobald er nur einen Fuß aus dem Fahrzeug gesetzt hatte. Ich nahm an, dass der Gorilla vielleicht einen Augenblick vor dem Wagen zu Fuß hier angekommen war, Unrat gewittert und Phil sofort angefallen hatte.
    Ich drehte meinen Freund auf den Rücken. Ich sah im Schein meiner Taschenlampe gut die Druckmale von Terry Troncs Fingern an seinem Hals. Ich riss ihm das Hemd über der Brust in Fetzen und legte das Ohr dagegen. Ich lauschte angestrengt und wusste nicht, ob es das Klopfen meines eigenen Herzens war, das ich hörte.
    Dann legte ich ihn in die richtige Stellung, ergriff seine Arme und machte Wiederbelebungsversuche mit ihm. Ich pumpte eine halbe Stunde lang an ihm herum. Dann glaubte ich zu hören, dass er einen leichten Seufzer von sich gab, hielt meine Wange gegen seinen Mund und fühlte seinen Atem. Ich murmelte einiges in mich hinein, und das waren keine Flüche.
    Ich war selig, dass Phil es wahrscheinlich überstehen würde. Ich bearbeitete ihn, bis er kräftiger atmete, obwohl ich es nicht erreichen konnte, dass er die Augen öffnete. Ich war heilfroh, dass Tronc offenbar losgelassen hatte, als Phil in der Ohnmacht schlaff wurde.
    Ich ging wieder hinein. Tronc rührte sich noch nicht. Ghoose war zu Harrison hingekrochen und redete auf ihn ein, aber Harrison gab keine Antwort.
    Ich zwang die beiden, mit ihren gefesselten Händen, Tronc, den ich vorher sorgfältig mit abgerissenen Gardinenkordeln band, in den Wagen zu tragen. Ich zwang Harrison, die beiden Seesäcke mit den Dollars in den Wagen zu schleppen, und ich selbst bettete Phil auf den Beifahrersitz. Ich löschte die Lichter im Haus. Ich konnte nichts mehr für den toten Kapitän Brassard tun, das war Sache der französischen Polizei.
    Ich schwang mich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Wenn ich auch nicht Französisch kann, Le Havre konnte ich lesen, und ich fand schnell Schilder, die mich auf den richtigen Weg brachten. Langsam ließ mein Wagen das Weichbild Paris hinter sich. Als ich die freie Landstraße erreichte, trat ich den Gashebel durch und brauste dahin mit meiner Fuhre von Gaunern und Dollarscheinen.
    ***
    Wir erreichten Le Havre ohne Zwischenfall. Phil kam auf der Hälfte des Weges zu sich. Ihm war hundeübel, aber er war immerhin imstande, die Bewachung zu übernehmen. Wir riefen von einer Tankstelle aus Reem an. Er hatte ein einsam liegendes Haus in der Nähe des Hafens für uns gemietet. Die Gardinen vor den Fenstern der Limousine schützten uns vor neugierigen Blicken. Ungestört konnten wir bei Einbruch der Dunkelheit unsere Fuhre ausladen. Reem eröffnete uns, dass wir vierundzwanzig Stunden in dem Haus bleiben müssten. In der kommenden Nacht würden wir zu einer bestimmten Stelle der Küste fahren, wo uns ein seetüchtiges Motorboot aus der Dreimeilenzone bringen würde. Der Führer sei zuverlässig. Am frühen Morgen steche die »Good Luck«, ein amerikanisches Frachtschiff, von Le Havre aus in See. Wir würden sie vermutlich sehen und anhalten können.
    »Und dann«, schloss er, »ist ja alles gelaufen.«
    Reems Organisationstalent war bewunderungswürdig. Es klappte in der nächsten Nacht wie am Schnürchen. Er selbst fuhr uns zu einer einsamen Stelle der Küste. Wir hatten unsere Gefangenen zur Vorsicht geknebelt. Der Einstieg in das Motorboot war bei der dunklen Nacht und an der steilen Küste nicht einfach, aber es war eine Anzahl Leute da, die uns halfen, merkwürdige Gestalten, für die ich mich sicherlich näher interessiert hätte, wenn ich nicht amerikanischer, sondern französischer Polizist gewesen wäre, aber Reem schien mit ihnen gut Freund zu sein.
    Ein letztes herzliches Händeschütteln, ein halblauter Glückwunsch, und dann brausten wir los. Der Bootsführer sprach kein Wort. Ich bekam auf einmal eine Heidenangst, dass wir noch von dem Zoll geschnappt würden und eine endlose, verzwickte Sache durchsetzen müssten.
    Aber es geschah nichts. Nach einer knappen Stunde Fahrt stellte unser Führer den Motor ab, legte sich neben sein Steuerrad, zog sich die Baskenmütze über die Augen und begann zu schnarchen.
    Phil und ich saßen nebeneinander auf der Bank, rauchten schweigend Zigaretten und erwarteten den Morgen. Schließlich dämmerte es am Horizont,

Weitere Kostenlose Bücher