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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Bewegung«, zischte es hinter mir.
    Ich verdrehte vorsichtig den Kopf. Der Mann, der mir die Pistole in den Rücken drückte, trug tatsächlich eine schöne blaue Uniform mit allem, was dazu gehört, um wie ein Polizist auszusehen, aber unter dem Mützenschirm starrte mir Pursons erbittertes und zu allem entschlossenes Gesicht entgegen.
    »Geh vorwärts«, knurrte er. »Der Wagen steht in der nächsten Querstraße.«
    Mir blieb für den Augenblick nichts anderes übrig.
    »Ich frage mich nur«, sagte ich, während ich vor ihm herging und er, immer einen Schritt hinter mir, die Pistole auf meinen Rücken gerichtet hielt, »wie du an diese hübsche blaue Uniform kommst und woher du den Namen von Lieutenant Scott weißt.«
    Er stieß so etwas wie ein Kichern aus.
    »Sich eine Polizeiuniform zu besorgen ist in Hollywood nicht schwer«, erklärte er. »Jeder Kostümverleih pumpt sie dir für fünf Dollar den Tag.«
    »Vielen Dank für den Tip«, antwortete ich. »Ich werde mir dort einen Zylinder leihen für deine Beerdigung.«
    Wütend stieß er mir die Pistole in den Rücken. »Vorwärts.«
    Wir hatten die Ecke erreicht und bogen in die Nebenstraße. Man sollte annehmen, die Lage sei hoffnungslos, wenn ein Bursche hinter einem herläuft und einem eine Kanone abschußbereit ins Kreuz hält. Ich gebe zu, solche Situation ist nicht gerade rosig, aber wenn man gut im Training ist, stehen die Chancen doch fünfzig zu fünfzig.
    Im Training war ich, denn wir mußten eine ähnliche Szene für den FBI-Film drehen, und ich hatte es an die zwanzigmal vorgemacht. Der Filmgangster hatte dabei mit Platzpatronen geschossen, und es war ihm von den zwanzigmal nur viermal gelungen, rechtzeitig abzudrücken. Es ist eine Frage der Reaktionsgeschwindigkeit, und irgendein Professor hat einmal ausgerechnet, daß die Reaktionszeit des Mannes, der den Revolver im Rücken hat, viermal kürzer sein muß als die des Mannes, der den Revolver trägt, weil das Umdrehen viermal länger dauert als das Abdrücken.
    Nun, ich rechnete nicht so kompliziert. Ich rechnete einfach, daß beim Wagen ein zweiter Mann sei, wahrscheinlich das ›Gespenst‹ persönlich, und gegen zwei bewaffnete Männer nutzt selbst die größte Reaktionsschnelligkeit nur in außergewöhnlich günstig gelagerten Fällen etwas. Ich mußte also mit Purson und seinem Schießeisen fertig werden, bevor wir am Wagen waren. Ich verlangsamte meinen Schritt, so daß ich die Pistole im Rücken fühlte. Dann trat ich einen großen Schritt vorwärts, so daß die Kanone in diesem Augenblick eine halbe Armlänge von meinem Kreuz entfernt sein mußte. Das ist notwendig, damit beim Herumdrehen der Arm des Gegners mit Sicherheit getroffen und zur Seite geschleudert wird.
    Ich drehte mich also um. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das anders beschreiben soll. Vielleicht haben Sie schon einmal einen Panther im Zoo gesehen, der gegen das Gitter schnellt, sich mitten im Sprung um seine Achse dreht und genau in die entgegengesetzte Ecke saust. Ungefähr den Stil eines solchen Panthers versuchte ich zu kopieren. Ob es mir eindrucksvoll gelang, kann ich nicht sagen. Jedenfalls traf ich Pursons Arm, drückte ihn zur Seite weg, und der Schuß knallte ins Pflaster schräg an meinem linken Fuß vorbei.
    Wenn man den ersten Schuß überlebt, ist gewissermaßen alles gelaufen, vorausgesetzt, der Kerl, mit dem man es zu tun hat, ist nicht gerade ein Baum. Purson war zwar kräftig, aber kein Baum. Er hatte meine Faust im Gesicht, bevor er zum zweitenmal durchziehen oder gar die Zielrichtung korrigieren konnte. Ich muß gestehen, es machte mir ziemlichen Spaß, mit aller Kraft zuzuschlagen.
    Er ging davon nicht zu Boden, denn ich konnte in der Eile nicht genau genug zielen, und für einen zweiten Schlag hatte ich im Augenblick keine Zeit. Ich griff mit beiden Fäusten nach seinem Handgelenk, knackte es über Eck, drängte ihn ganz gegen die nächste Hauswand, drückte meinen Ellbogen gegen sein Kinn und schlug dann seine Pfote gegen die Steine.
    Es tat ihm sehr weh. Er schrie nicht, er stöhnte nur und ließ die Pistole fallen. Ich drehte seine Hand nach unten. Er mußte sich mitdrehen, wollte er sich nicht das Schultergelenk auskugeln lassen, und jetzt hatte ich ihn richtig, den rechten Arm auf den Rücken gedreht, meine Knie gegen seine Kniekehlen und seinen Nacken so nah vor mir, daß ich ihm nötigenfalls einen Schlag mit der Handkante hätte versetzen können, der ihn völlig außer Gefecht gesetzt

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