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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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ihn an beiden Enden – und schwenkt ihn, bevor er ihn in die Schütte leert, unter lautem Juchhe-Geschrei in der Luft herum, als sei er mit Bettfedern statt mit Getreide angefüllt.
    Die Mühlknappen sind wie ausgewechselt, sie recken die Arme, sie lachen, sie schlagen sich auf die Schenkel. Selbst Kito, der alte Sauertopf, macht keine Ausnahme.
    Krabat will auf den Speicher eilen, den nächsten Sack holen.
    »Halt!«, ruft der Altgesell. »Dageblieben, es reicht schon!«
    Sie lassen den Weizen durchlaufen, dann hält Tonda das Mahlwerk an. »Schluss für heute!«
    Ein Knirschen, ein letztes Klappern, das Mühlrad läuft aus, die Mehlkästen werden abgeklopft.
    »Brüder!«, ruft Staschko. »Nun lasst uns feiern!«
    Auf einmal ist Wein da, in großen Kannen, und Juro schleppt Osterküchlein herbei: in Schmalz gebacken, goldbraun und süß, mit Quark gefüllt oder mit Zwetschgenmus.
    »Esst, Brüder, esst – und vergesst den Wein nicht!«
    Sie essen, sie trinken, sie lassen sich’s wohl sein. Später fängt Andrusch zu singen an, laut und ausgelassen. Da kauen sie ihre Küchlein hinunter und spülen mit Rotwein nach. Dann stellen sie sich im Kreis auf, sie haken sich unter und stampfen den Takt dazu.
     
»Der Müllscher saß
Vorm Mühlentor,
Klabuster, klabaster,
Klabumm!
Da trat ein schmucker Knapp’ hervor:
Klabuster, klabaster,
Ein Knapp’ hervor –
Klabuster, klabaster,
Klabumm!«
     
    Das »Klabuster-klabaster« sangen die Burschen gemeinsam im Chor, danach stimmte Hanzo die nächste Strophe an – und so sangen sie reihum weiter und tanzten im Kreis herum, bald nach links, bald nach rechts, bald zur Mitte und bald von der Mitte weg.
    Zuletzt, wie sich das für den Lehrjungen ziemte, kam Krabat dran. Da schloss er die Augen und sang den Beschluss des Liedes:
     
»Der Knappe aber
War nicht dumm,
Klabuster, klabaster,
Klabumm!
Er drehte dem Müllscher
Den Kragen um:
Klabuster, klabaster,
Den Kragen um –
Klabuster, klabaster,
Klabumm!«
     
    Nun hörten sie auf zu tanzen und fingen aufs Neue zu trinken an. Kubo, der sonst so Schweigsame, nahm den Jungen beiseite, er klopfte ihm auf die Schulter.
    »Du hast eine schöne Stimme, Krabat – an dir ist ein Kantor verloren gegangen.«
    »An mir?«, fragte Krabat – und jetzt erst, als Kubo davon gesprochen hatte, merkte er, was geschehen war: dass er nun wieder singen konnte, mit dunklerer Stimme zwar, aber fest und sicher und ohne das lästige Kratzen im Hals, das ihn seit Anfang des letzten Winters geplagt hatte.
     
    Am Ostermontag nahmen die Müllerburschen ihre gewohnte Arbeit auf. Weiter ging es im alten Trott – nur dass Krabat sich nicht mehr zu schinden brauchte wie früher. Was immer der Meister von ihm verlangte: jetzt ging es dem Jungen mit Leichtigkeit von der Hand. Die Zeiten, in denen er Abend für Abend halb tot vor Erschöpfung auf seine Pritsche gefallen war, schienen ausgestanden.
    Krabat nahm die Veränderung dankbar hin. Er konnte sich denken, wie es dazu gekommen war. Als er mit Tonda das nächste Mal unter vier Augen zusammentraf, sprach er ihn darauf an.
    »Du hast recht«, sagte Tonda. »Solang wir den Drudenfuß auf der Stirn trugen, haben wir schuften müssen wie Ochsen – bis zu dem Augenblick, da auch der Letzte sich ihn heruntergeschwitzt hatte. Dafür wird uns die Arbeit von nun an leicht sein, sofern wir sie zwischen Morgen und Abend verrichten, das ganze Jahr lang.«
    »Und zwischendurch?«, fragte Krabat. »Ich meine: nach Feierabend?«
    »Dann nicht«, sagte Tonda. »Dann liegt es bei uns allein, wie wir damit fertig werden. Aber ich kann dich beruhigen, Krabat! Erstens geschieht es nicht allzu oft, dass wir nachts aus den Federn müssen – und zweitens lässt sich auch das ertragen.«
    Über die Osternacht und von Tondas Kummer mit seinem Mädchen sprachen sie nie mehr, auch andeutungsweise nicht. Und doch glaubte Krabat zu wissen, wo Tonda gewesen war, als er wie tot am Feuer gesessen und in die Ferne gestarrt hatte. Immer wenn Krabat an die Geschichte mit Worschula dachte, fiel ihm sogleich die Kantorka ein: vielmehr ihre Stimme, wie er sie damals gehört hatte, von Schwarzkollm herüber, um Mitternacht. Das befremdete ihn und er hätte sie gern vergessen, doch es gelang ihm nicht.
    Einmal die Woche, am Freitag, versammelten sich die Mühlknappen nach dem Abendbrot vor der Schwarzen Kammer, verwandelten sich in Raben, auch Krabat erlernte das bald, und ließen sich auf der Stange nieder. Der Meister

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