Kräfte der Comyn - 12
Gewalttätigkeit auf Darkover nichts Ungewöhnliches war, er hatte bei dem Kampf mit den Straßenjungen selbst eine Kostprobe davon bekommen, aber jetzt nahm die Tatsache dunkle und furchterregende Aspekte an. Mit fast schmerzender Sehnsucht wünschte er sich, in der Sicherheit der Terranischen Zone zu sein.
Oder war diese Sicherheit auch nur eine Illusion? Gab es auch dort Gewalttätigkeit und Grausamkeit und Furcht, versteckt hinter der Fassade, und wurde er erst jetzt all das gewahr? Er würgte an dem Stück trockenen Zwieback, das er aß, und wandte das Gesicht von Kennards zu forschendem Blick ab.
Der Schatten von Valdir Altons hoher Gestalt fiel auf ihn, und der darkovanische Lord ließ sich neben ihm ins Gras sinken. „Tut mir leid, daß deine Jagd auf diese Weise enden mußte, Lerrys. Wir hatten es anders geplant.”
„Glaubt Ihr wirklich, ich würde einer unterbrochenen Jagdpartie nachtrauern, wenn Menschen getötet worden sind?” fragte Larry.
Valdir betrachtete ihn nachdenklich. „Ist so etwas in deinem Leben bisher noch nie vorgekommen? Gibt es so etwas in deiner Welt nicht? Ist in der Terranischen Zone alles brav und gesetzlich?” Von neuem hatte Larry - wie damals bei Lorill Hastur - das Gefühl, seine Gedanken würden gelesen. Ihm fiel ein, wie Valdir Alton den Geist des sterbenden Waldhüters erforscht hatte, und es machte ihm ein bißchen angst.
„Ich nehme an”, antwortete er, „Gesetzesbrecher gibt es auch auf der Erde und in der Terranischen Zone. Nur geschieht es hier so…”
„So nahebei und persönlich?” fragte Valdir. „Sag mir eins, Lerrys: Ist ein Mann mehr oder weniger tot, wenn er sauber von einem Gewehr oder einer Bombe umgebracht worden ist, als wenn er…” Er deutete mit dem Kopf auf die Stelle, wo der tote Waldhüter gelegen hatte. Mit bitterem Gesicht setzte er hinzu: „Das scheint der wesentliche Unterschied zwischen deinen Leuten und unseren zu sein. Die Männer, die den armen Garin töteten, haben sich dabei wenigstens nicht in sicherer Entfernung befunden!”
Larry erklärte - und er war froh, etwas zwischen sich und die Erinnerung an den Toten mit der blutenden Wunde in der Brust zu schieben - : „Der wesentliche Unterschied ist, daß die meisten unserer Leute überhaupt nicht töten! Wir haben Gesetze und eine Polizei, die so etwas für uns erledigt!”
„Während wir hier die Meinung vertreten, jeder Mann solle seine Angelegenheiten selbst regeln, bevor sie sich zu Kriegen ausweiten”, gab Valdir ruhig zurück. „Wenn mich irgendwer beleidigt, meinem Land oder meiner Familie Schaden zufügt, mein Eigentum stiehlt, ist es meine Pflicht, mich an diesem Mann zu rächen - oder ihm zu verzeihen, wenn ich es für richtig halte -, ohne andere hineinzuziehen, die mit dem Streit gar nichts zu tun haben.”
Larry versuchte, das auf einen Nenner zu bringen - den Kontrast zwischen dem entschlossenen Individualismus des darkovanischen Kodex und dem Einverständnis der Terraner mit einer ordentlichen, auf Regeln und Gesetzen basierenden Gesellschaft. „Eine Herrschaft der Gesetze, und nicht der Menschen”, sagte er, und als Valdir fragend die Brauen hob, setzte er erläuternd hinzu: „Das ist die ursprüngliche Theorie hinter den terranischen Regierungen.”
„Während wir eine Herrschaft von Menschen haben - weil Gesetze nichts anderes sein können als Ausdruck der Menschen, die sie machen.” Valdirs Gesicht war ernst, und Larry erkannte, daß er dies Gespräch zwar begonnen haben mochte, um die Gedanken seines jungen Gastes von dem Bild ungewohnter Gewalttätigkeit abzulenken, jetzt aber mit ganzem Herzen bei der Sache war. „Das ist einer der Gründe, warum wir mit den Terranern als solchen wenig zu tun haben wollen, womit ich nicht dich meine. Sicher, es gibt Kriege auf Darkover, aber das sind kleine, lokale Kämpfe Mann gegen Mann. Selten werden sie größer als da…” Wieder wies er zu der geschwärzten Ruine der Feuerwache hin. „Ein Individuum, das Böses tut, wird prompt bestraft, und damit ist die Sache erledigt, ohne daß ein ganzes Land hineingezogen wird.”
„Aber…” Larry zögerte und dachte daran, daß er Valdirs Gast war. Der ältere Mann ermunterte ihn: „Sag’s nur.”
„Kennard hat mir einiges davon erzählt, Sir. Ihr habt langlebige Fehden, und wenn ein Übeltäter bestraft wird, nimmt seine Familie dafür Rache, und führt das im Lauf der Jahre nicht zu immer mehr Blutvergießen? Eure Art regelt im Grunde gar nichts. Mit wirklich
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