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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sind so verweichlicht.”
Einer der Männer spottete. „Vor einem Augenblick sah er noch nicht so weich aus, als er dich dazu brachte, wie eine
gehäutete Katze zu kreischen!”
Cyrillon sagte sehr leise: „Wenn er wirklich so jung wäre,
wie er aussieht, dann garantiere ich, ich würde ihn nach
meinem Vorbild umerziehen. Das könnte ich in jedem Fall
versuchen. Ich kann mehr als das ertragen.” Und mit einer
leisen Drohung fügte er noch hinzu: „Bis er gelernt hat, seine
Fähigkeiten zu beherrschen.”
Larry, der ganz still auf dem Boden lag und hoffte, daß sie
ihn vergessen hätten, war mehr verwirrt als ängstlich. Hatte er
das getan? Und wenn ja, wie? Er besaß die Kräfte der
Darkovaner nicht!
Einer der Männer beugte sich herab. Er zog Larry unsanft
auf die Beine. Cyrillon sagte: „Nun, Kennard Alton, ich warne
dich allen Ernstes, diesen Trick noch einmal zu versuchen.
Vielleicht war es ein Reflex, und du kennst deine wahren
Fähigkeiten noch gar nicht. Wenn das zutrifft, warne ich dich
ebenfalls: Lerne sie besser zu kontrollieren. Das nächste Mal
werde ich dir die Rippen durch die Haut treten. Und jetzt
schau in den Stein!”
Das blaue Leuchten blendete seine Augen. Dann,
kristallklar und intensiv, waren Gestalten zu erkennen, die er
nicht identifizieren konnte, sie kamen und gingen… Wie
machte Cyrillon das? Oder war er schlicht und einfach
hypnotisiert?
Plötzlich flammte das Blau wieder auf. Laut und schrill
sprach die Stimme aus seinem Traum in seinem Kopf. Ich habe
es abgeschirmt. Er ist kein Telepath, und er wagt nicht, dich
zu zwingen. Hab keine Angst … Er kann nicht empfangen, was
du augenblicklich hörst… Aber ich kann den Kontakt nicht
mehr lange halten… Es ist noch nicht hoffnungslos… Kennard?
Larry dachte: Ich verliere den Verstand…
Das blaue Leuchten breitete sich aus, wurde unerträglich. Er
hörte Cyrillon etwas rufen - eine Drohung? -, aber er sah
nichts außer dem furchteinflößenden Blau.
Zum ersten Mal in seinem Leben, erfüllt von grenzenloser,
unsagbarer Erleichterung, verlor Larry Montray das
Bewußtsein.
    9
    Die Tage verstrichen langsam in Larrys Gefängnis; allmählich ließ sein anfänglicher Optimismus nach und verschwand dann völlig. Er war hier, und es war unmöglich zu sagen, ob er diesen Ort jemals verlassen würde. Er wußte, daß er als Geisel gegen Valdir Alton festgehalten wurde. Aufgrund von wenigen Informationen, die er seinem Bewacher hatte entlocken können, hatte er sich die Situation zusammengereimt. Cyrillon und andere seines Schlages fielen seit undenklichen Zeiten über die Tiefenländer her. Valdir war der erste gewesen, der die Tiefenländer zu gemeinsamem Widerstand organisiert hatte. Sie hatten die Waldhüterstationen erbaut, von denen aus vor bevorstehenden Raubzügen gewarnt werden sollte, und das erschien Cyrillon, unvernünftig genug, als ungerecht. Es verstieß eindeutig gegen den durch die Zeit geachteten darkovanischen Kodex, wonach jeder Mann seinen eigenen Besitz verteidigen sollte. Indem er Valdirs Sohn als Geisel hielt, hoffte er, ein Patt herbeizuführen und Vergeltungsmaßnahmen abzuwenden.
    Aber sie hatten nicht Valdirs Sohn, und früher oder später, befürchtete Larry, würden sie das herausfinden. Er wollte gar nicht daran denken, was dann geschehen konnte.
    Als sich die Nacht über den vierten Tag senkte, hörte er Geräusche in der Ferne; Füße eilten in den Fluren, im Hof trampelten Pferdehufe, Männer riefen einander Befehle zu. Er sah hilflos zu dem unerreichbaren Fenster empor, durch das er nicht hinaussehen konnte. Dann zog er die schwere Bank zum Fenster und stellte sich darauf. So konnte er gerade über den hohen Sims auf den Hof hinabsehen.
    Fast zwei Dutzend Männer liefen unten durcheinander, sattelten Pferde, suchten sich von einem großen Stapel in einer Ecke Waffen aus. Larry sah Cyrillons hochgewachsene Gestalt zwischen den Männern umhergehen; er blieb hier stehen, um ein paar Worte zu wechseln, zog dort einen Sattelgurt nach, schlug mitunter mit einer pfeilschnellen Faust auf einen Mann ein. Das große Tor schwang auf, die Männer machten sich bereit hindurchzureiten.
    War die Burg nun verlassen? Unbewacht? Larry sah voll hilflosem Zorn auf den Hof hinab. Er befand sich mindestens neun Meter darüber. Ein Sprung aus neun Metern Höhe war nicht tödlich, wenn er auf Gras sprang, aber auf Pflastersteine? Die Mauer der Burg verlief mindestens drei Meter glatt und eben nach unten. Dennoch hätte er

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