Kräfte der Comyn - 12
blinzelte. „Dann habe ich mich geirrt? Ich habe noch nie - wer bist du?”
„Mein Name ist Larry Montray.”
Der Junge mit dem Messer runzelte die Stirn. „Das begreife ich nicht. Entschuldige, aber - gehörst du zufällig zum Raumhafen? Ich will dich nicht beleidigen, nur…”
„Ich bin gerade mit der Pantomime angekommen”, sagte Larry.
„Das erklärt es”, meinte der Fremde langsam. „Aber du sprichst die Sprache so gut, und du siehst aus wie - du mußt meinen Fehler verzeihen, er war natürlich.” Eine volle Minute lang musterte er Larry. Dann brach plötzlich ein Damm: „Ich habe bisher noch nie mit einem Außenweltler gesprochen! Wie ist es, wenn man im Raum reist? Stimmt es, daß es viele Sonnen wie diese hier gibt? Wie sehen die anderen Welten aus?”
Bevor Larry antworten konnte, hörte er die scharf erhobene Stimme seines Vaters: „Larry! Wo steckst du?”
„Ich bin hier!” Larry merkte, daß er da, wo er stand, im Schatten des Torbogens versteckt war. „Nur eine Minute…” Er wandte sich zu dem fremden Jungen zurück, aber überrascht und verärgert stellte er fest, daß der Darkovaner ihm den Rücken gedreht hatte und sich schnellen Schrittes entfernte. Er verschwand in der dunklen Öffnung einer engen Straße jenseits des Platzes. Larry sah ihm gedankenverloren nach.
Sein Vater trat rasch auf ihn zu.
„Was hast du gemacht? Dir nur den Platz angesehen? Das kann sicher nichts schaden, aber…” Er schien erregt zu sein. „Mit wem hast du gesprochen? Mit einem der Eingeborenen?”
„Nur mit einem Jungen meines Alters”, antwortete Larry. „Dad, er glaubte…”
„Das ist jetzt egal”, schnitt ihm sein Vater ziemlich heftig das Wort ab. „Wir müssen unser Quartier aufsuchen und uns einrichten. Du wirst Darkover früh genug kennenlernen. Komm jetzt.”
Larry folgte ihm, verwirrt und verletzt, daß sein Vater so kurz angebunden war. Es sah Dad gar nicht ähnlich. Doch seine erste Enttäuschung über Darkovers Farblosigkeit war plötzlich verschwunden.
Dieser Junge hat mich für einen Darkovaner gehalten. Und das trotz der Kleidung, die ich trage. An meiner Aussprache konnte er keinen Unterschied erkennen.
Er blickte beinahe sehnsüchtig auf das verschwindende Panorama Darkovers hinter dem verbotenen Tor zurück. Sie bogen jetzt in eine Straße mit Häusern ein, die genauso wie die auf der Erde waren, und Larrys Vater seufzte - vor Erleichterung?
„Ganz wie zu Hause. Wenigstens wirst du hier nicht allzuviel Heimweh bekommen.” Er überprüfte die Nummern auf einer Karte, die er in der Hand hielt, und schob eine Tür auf. „Unsere Zimmer sind in diesem Gebäude.”
Die Beleuchtung drinnen war so eingestellt wie auf der Erde zur Mittagszeit, und die Wohnung - fünf Räume im vierten Stock - hätte die sein können, die sie auf der Erde verlassen hatten. Die ganze Zeit, während sie auspackten, Essen an den Spendern wählten und die Zimmer erkundeten, war Larrys Kopf voll von neuen und seltsamen Gedanken.
Was hatte es für einen Sinn, auf einer fremden Welt zu leben, wenn man sein möglichstes tat, sein Haus, die Möbel, sogar das Licht so zu gestalten wie daheim? Warum blieben Leute mit dieser Einstellung nicht auf der Erde?
Okay, wenn die anderen es so haben wollten, sollte es ihm recht sein. Er aber würde von Darkover mehr als das sehen.
Er würde sich ansehen, was jenseits des Tores lag. Die neue Welt war schön und fremd - und er konnte es kaum erwarten, sie zu entdecken.
Heimweh? Für was hielt Dad ihn?
2
Larry schob die schwere Stahltür von Block B des Hauptquartiers zurück und trat in den kalten, schneidenden Wind des Hofes zwischen den Gebäuden hinaus. Erschauernd blieb er stehen und blickte zum Himmel auf. Die große rote Sonne hing niedrig und senkte sich langsam auf den Horizont zu, wo dünne Eiswolken sich zu Bergen in Karmin und Scharlach und Purpur verdichteten.
Hinter ihm bibberte Rick Stewart hörbar und zog seinen Mantel enger zusammen. „Brrr, ich wünschte, es gäbe eine Passage zwischen den Blöcken! Und ich kann bei diesem Licht überhaupt nichts sehen. Laß uns hineingehen, Larry.” Er wartete ungeduldig. „Was starrst du da an?”
„Nichts.” Larry zuckte die Schultern und folgte dem anderen Jungen in Block A, dem Wohngebäude. Wie konnte er sagen, daß dieser kurze tägliche Gang zwischen Block B - wo die Schulen für den Raumhafen-Nachwuchs vom Kindergarten bis zu den Vorbereitungskursen auf die Universität untergebracht waren - und Block A
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