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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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jenes Kusses zu begreifen, nachdem sie gesehen hatte, welche Kraft ihm innewohnte.  
    Maris fuhr sich mit den Fingern über die Lippen, erinnerte sich an die unerwartete Lust, die an jenem Tag in der klaren Kälte in ihr hochgestiegen war. Schon bei der Erinnerung daran zitterten ihre Finger. Und sie wusste, er würde sie wieder küssen, sollte die Gelegenheit sich ergeben. Diese Wahrheit war gestern überdeutlich an seinen Augen abzulesen gewesen, als sie sich hinsetzte, um mit ihm Schach zu spielen. Sie schluckte und erinnerte sich an die Hitze, die in diesen dicht bewimperten, silbrig-dunklen Augen gebrannt hatte.  
    Eine weitere Wahrheit wurde ihr da offenbar, ganz plötzlich und mit einem lustvollen Schock. Sollte er versuchen sie noch einmal zu küssen, würde sie es ihm nicht verwehren. Maris erschauerte.  
    Ein Geräusch hinter ihr brachte Maris’ Gedanken jäh wieder in die Gegenwart zurück, zurück in ihr Schlafgemach, wo sie sich zum abendlichen Mahl umkleidete.  
    Verna stand neben ihr, hielt ihr ein Brusttuch entgegen und sah sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Als sie sich aufrappelte, nahm sie das hauchzarte Tuch und verließ dann ihr Zimmer.  
    Während sie die dunkle Steintreppe hinuntereilte, steckte sie sich rasch ihr dichtes Haar unter das schimmernde Tuch und betrat die große Halle gerade noch rechtzeitig: das Abendessen begann gerade. Während sie sich ihren Weg durch die vielen Leibeigenen bahnte, die dort die Speisen servierten, und an den Reihen von Tischen und Bänken vorbei, sah Maris, dass zwei ihr unbekannte Männer bei ihren Eltern und Sir Dirick auf dem Podest saßen. Das Herz sprang ihr unversehens hoch und fast wäre sie mitten in der Halle stehen geblieben. War es möglich, dass der Mann, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte, so bald hier eingetroffen war?  
    Merle erhob sich, als Maris sich dem Tisch näherte. „Ah, endlich. Meine Tochter gesellt sich zu uns.“  
    „Ich bedaure so spät hier einzutreffen, Papa“, sagte sie, als sie einen ordentlichen Knicks machte. Obwohl sie nicht hochschaute, spürte sie, dass Diricks Blick da nicht auf ihr ruhte, dafür aber zugleich, wie die Aufmerksamkeit der Neuankömmlinge schwer auf ihr lastete.  
    „Komm, mein Kleines, lass mich dich dem Lord Michael d’Arcy von Gladwythe vorstellen“, und dann fuhr er fort, „...und seinem Sohn, Sir Victor.“  
    Die Betonung, die Merle jenen letzten Worten verlieh, genügte, um ihren Verdacht zu bestätigen. Victor d’Arcy war der Mann, den er zu ihrem Verlobten auserkoren hatte. Die Klammer aus Unbehagen schnürte sich enger um ihre Brust und sie war kaum imstande den Klumpen in ihrem Hals herunterzuschlucken.  
    Als sie ihren Vater kurz anblickte, noch bevor sie die Gäste begrüßte, sah sie in seinen Augen eine kleine Warnung schimmern, eine Aufforderung sich entsprechend zu benehmen.  
    Maris verbarg ihre Angst und hielt ihre Hand erst Lord Michael zum Gruße und dann seinem Sohn hin. Der ältere d’Arcy schien ihre Finger länger als nötig festzuhalten, bevor er ihr einen Kuss in die Handfläche drückte.  
    Victor umschloss ihre Hand mit festem Griff und seine Lippen strichen leicht innen über ihr Handgelenk. „Mylady, ich habe bereits die saftigsten Stücke des Kapaun für Euch bereitet und den Fisch von allen Gräten befreit“, sprach er zu ihr und klopfte sanft mit einer Hand auf den Platz zwischen ihm und seinem Vater.  
    Bevor sie ihren Platz einnahm, beugte sich Maris vor, um den anderen Gast an der Tafel zu begrüßen. „Guten Abend, Sir Dirick“, sagte sie.  
    „Mylady“, erwiderte er. Sein Blick war kühl und ausdruckslos, als wären sie Fremde und hätten zuvor noch nicht einmal miteinander gesprochen.  
    Tödlich verletzt von diesem knappen Gruß sank Maris auf ihren Platz neben Victor nieder und zwang sich dazu, ihn anzulächeln. Sie stählte sich innerlich, fand ihren Verstand und ihren Mut wieder und begann pflichtschuldig die Rolle zu spielen, die man ihr zugedacht hatte.  
     
    ~*~
    Edwin Baegot trat in die Halle im Wohnturm von Breakston ein, um seinen Freund und Herren, Bon de Savrille, dort brüllend vorzufinden.  
    „Endlich lässt er sich dazu herab, uns mit seiner Gegenwart zu beglücken!“, grölte Bon betrunken, als man Edwin ankündigte.  
    Der Mann fläzte sich auf einem Stuhl aus schwerem Eichenholz, der mit dem Thron von Heinrich dem Plantagenet konkurrieren könnte, würde jemand auf die Idee verfallen beide

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