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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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versiegelte es mit dem Siegel von Langumont. Dann kroch er zwischen den schlafenden Männern durch, bis er den einen fand, den er suchte.  
    „Raymond, ich brauche Eure Dienste.“ Merle rüttelte an der Schulter des Mannes.  
    Fast ohne einen Laut des Unmuts von sich zu geben, war der Ritter auf einmal hellwach, seine Augen klar, obwohl er Augenblicke zuvor noch fest geschlafen hatte. „Zu Diensten, Herr!“, er sprang fast auf die Füße, seine Hand ging schon zum Schwert an seiner Seite.  
    Merle zog Raymond beiseite, weg von den Wachmännern, die sich um die Feuerstellen drängten, um ihm knappe Anweisungen zu geben, was das Überbringen des Schreibens betraf. „Ich weiß nur zu gut, dass Ihr mein größter Trumpf sein könntet, sollten wir bei Breakston zur Schlacht gezwungen werden“, schloss er seine Rede, „und es ist aber dennoch dies hier, woran mir am meisten gelegen ist. Reitet schnell, gönnt Euch keine Rast und legt dies Schreiben in die Hände meines Lehensherren. Und wenn es das Letzte ist, was Ihr hier auf Erden noch in meinem Auftrag tut.“  
    „Jawohl, Mylord.“ Raymond nickte feierlich angesichts des Vertrauens, das man hier in ihn setzte.  
    „Euch eine gute Reise.“ Merle legte seinem Getreuen eine schwere Hand auf die Schulter und schaute dann ein wenig beruhigter zu, wie der ein kraftvolles Schlachtross bestieg und durch den frischen Schnee davonstob.  
    Zu dem Zeitpunkt brach schon die Dämmerung an und als Raymond de Vermille nicht mehr zu sehen war, wandte Merle sich wieder der schlafenden Armee zu. „ À moi! “, rief er, „für mich, für Langumont!“  
    Die gut ausgebildeten Ritter sprangen auf die Beine, augenblicklich wach und aufmerksam. Lord Michael und Sir Victor waren unter den ersten, die zu Pferde saßen, und alle scharten sich um ihn, als Lord Merle mit lauter Stimme Befehle erteilte.  
    „Auf nach Breakston!“, verkündete er, nachdem er die Gruppe in zwei kleinere unterteilt hatte, wobei er Michael an die Spitze der einen setzte und Maris’ Verlobten anhielt, ihm selbst nachzufolgen. „So Gott will, werden wir meine Tochter schon Mittag wieder bei uns haben!“  
     
    ~*~
    Es war großes Glück gewesen, dachte Dirick etwas vernebelt, dass Nick gut verpflegt worden war und sich gut ausgeruht hatte, bevor sie zu ihrer Reise aufgebrochen waren, andernfalls hätte er sich in einer noch übleren Lage befunden als jetzt ohnehin.  
    Es stimmte schon, er und sein Reittier waren den größten Teil des Tages einer Spur gefolgt, welche die Spur von Maris und ihrer Begleiterin Agnes zu sein schien, aber noch waren sie den beiden Frauen nicht begegnet und die Sonne versank gerade hinter jenen Bäumen dort drüben.  
    Als er mit solcher Hast von Breakston aufgebrochen war, hatte Dirick angenommen, sie noch vor Mittag eingeholt zu haben. Aber er hatte nicht vorhersehen können, dass sie zu Pferde unterwegs waren. Zu Pferde. Selbst sein gelähmter Verstand begriff die unglaubliche Tragweite dieser Tatsache. Wie in Gottes Namen war es ihnen gelungen, ein Pferd aus der Burg zu schmuggeln!  
    Es bestand kein Zweifel, dass die Fährte, der er folgte, die von Maris und Agnes war: sein Verstand funktionierte noch gut genug, um die unverkennbaren Schleifspuren von zwei Röcken im Schnee zu erkennen, bevor die Frauen aufgesessen waren.  
    Sein malträtierter Magen verzog sich schmerzhaft und ein gleißendes Licht machte, dass die Erde irgendwie kippte. Diricks einzige Nahrung hatte aus ein paar Handvoll Schnee bestanden, als er sich eine Pause gönnte, und einmal ein paar rote Beeren, die er in dem gefrorenen Winterweiß erspäht hatte. Er betete inständig, dass sie nicht giftig waren, während er alles verschlang, was er finden konnte. Sie schmeckten ein wenig wie Minze und trugen wenig dazu bei, seinen Magen zu füllen, aber sie reichten aus, um den schalen Geschmack in seinem Mund zu vertreiben.  
    Daher dachte er, er würde schon Erscheinungen sehen, als er sah, wie Rauch sich zwischen den Bäumen hochschlängelte. Als er Nick näher dort ran trieb, erblickte Dirick eine Art von Verschlag oder Hütte. Es war ein winziges Haus mit einem ordentlich abgedeckten Reetdach und einer sauber gearbeiteten Tür. Er vergaß jetzt vorerst, dass die Spur, der er folgte, einen deutlichen Bogen um das Gebäude beschrieb, und trieb Nick auf die Hütte zu, in der Hoffnung zumindest etwas zu essen zu finden.  
    Er stolperte zur Tür, überrascht vom Ausmaß seiner Schwäche. Sein

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