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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ist, Sie?« Da sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Wie dem auch sei, Sie haben mir gestern gesagt daß Sie Freunde dort haben - Frederick könnte bei Ihnen bleiben .«
    »Ich brauche keinen Leibwächter oder Babysitter«, sagte Natalie mit kalter Stimme.
    »Nein«, sagte Gentry, »aber dort wären Sie beschäftigt und in der Gesellschaft von Freunden. Und Sie wären nicht in das verwickelt, was hier läuft.«
    »Und was ist damit, daß ich den Mörder meines Vaters finden wollte?« fragte Natalie. »Daß ich das Fuller-Haus beobachten wollte, bis Saul von sich hören läßt?«
    »Ich werde das Fuller-Haus von einem Deputy überwachen lassen«, sagte Gentry. »Ich habe mit Mrs. Hodges vereinbart, daß sich jemand in ihrem Haus aufhalten darf - oben in Mr. Hodges’ Arbeitszimmer. Von da aus kann man den Hof überblicken.«
    »Und was werden Sie machen?«
    Gentry nahm den Hut vom Bett, klopfte eine Falte hinein und setzte ihn auf. »Ich habe mir gedacht, ich könnte irgendwie mal Urlaub machen«, sagte er.
    »Urlaub!« Natalie war außer sich. »Mitten in den Ermittlungen? Während alles am Laufen ist?«
    Gentry lächelte. »Fast genau dasselbe haben sie in der Stadt auch gesagt. Aber es ist nun mal so, daß ich seit fast zwei Jahren keinen Urlaub mehr hatte und das County mir mindestens fünf Wochen schuldet. Ich schätze, da kann ich eine oder zwei Wochen freinehmen, wenn ich will.«
    »Wann fangen Sie an?« fragte Natalie.
    »Morgen.«
    »Und wohin gehen Sie?« Mehr als Neugier klang in Natalies Stimme mit.
    Gentry rieb sich die Wange. »Nun, ich hab’ mir gedacht, ich könnte nach Norden reisen und Washington ein paar Tage besuchen. War schon lange nicht mehr dort. Und dann, habe ich gedacht, verbringe ich noch einen oder zwei Tage in New York.«
    »Suchen nach Saul«, sagte Natalie.
    »Vielleicht suche ich nach ihm«, erwiderte Gentry gedehnt. Er sah auf die Uhr. »He, es wird spät. Doc müßte gegen neun vorbeischauen. Wahrscheinlich dürfen Sie gleich danach gehen.« Pause. »Setzen wir die Unterhaltung da fort, wo Sie gesagt haben, Sie würden als Hausgast zu mir kommen ...«
    Natalie stützte sich auf das Kissen. »Ist das eine Einladung?« fragte sie.
    »Ja, Ma’am«:, sagte Gentry. »Ich würde mich wohler fühlen, wenn Sie nicht allzuviel Zeit bei sich zu Hause verbringen würden, bevor Sie abreisen. Sie könnten sich selbstverständlich ein Hotelzimmer nehmen, und ich könnte Lester und Stewart bitten, sich mit mir in der Bewachung abzulösen, bis .«
    »Sheriff«, sagte sie, »bevor ich ja sage, müssen wir eines klären.«
    Gentry sah sie ernst an. »Schießen Sie los, Ma’am.«
    »Ich habe es satt, Sie Sheriff zu nennen, und noch mehr satt, Ma’am genannt zu werden«, sagte Natalie. »Entweder Vornamen oder nichts.«
    »Ist mir recht«, sagte Gentry grinsend. »Ma’am.«
    »Da gibt es nur ein Problem«, sagte Natalie. »Ich bringe es nicht über mich, Sie Bobby Joe zu nennen.«
    »Das konnten meine Eltern auch nicht«, sagte Gentry. »Der Bobby Joe ist erst zum Tragen gekommen, als meine Kameraden hier in Charleston mich so nannten, als ich Deputy war. Ich habe ihn irgendwie behalten, als ich für das Amt kandidiert habe.«
    »Wie haben die anderen Kinder und Ihre Eltern Sie genannt?« fragte Natalie.
    »Die anderen Kinder nannten mich vorzugsweise Tubby«, sagte Gentry mit einem Lächeln. »Meine Mutter nannte mich Rob.«
    »Ja«, sagte Natalie. »Danke für die Einladung, Rob. Ich nehme sie an.«
    Sie blieben so lange in Natalies Haus, bis sie gepackt und den Anwalt ihres Vaters sowie ein paar Freunde angerufen hatte. Der Verkauf des Ateliers und des Anwesens würde mindestens einen Monat in Anspruch nehmen. Es gab keinen Grund, weshalb Natalie bleiben sollte.
    Der Weihnachtsfeiertag war warm und sonnig, Gentry fuhr langsam und nahm die längere Strecke auf der Cosgrove Avenue, über den Ashley River und durch die Meeting Street. Es war Donnerstag, schien aber Sonntag zu sein.
    Sie aßen früh zu Abend. Gentry bereitete gebackenen Schinken, Kartoffelpürree, Brokkoli mit Käsesoße und Mousse au chocolat zu. Der runde Eßzimmertisch stand nicht weit vom großen Panoramafenster entfernt, und die beiden tranken ihren Kaffee und sahen zu, wie die frühe Dämmerung die Häuser und Bäume der Nachbarschaft ihrer Farbe beraubte. Hinterher zogen sie Jacken an und machten einen langen Spaziergang, bis die Sterne hervorkamen. Kinder, die mit ihren neuen Spielsachen gespielt hatten, wurden

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