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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dann such in Germantown<«, wiederholte Natalie. »Die Frau, ist das Melanie Fuller?«
    »Fällt Ihnen eine andere ein?«
    »Nein. Wo ist Germantown? Gibt es das wirklich? Glauben Sie, es hängt irgendwie mit Sauls Standartenführer zusammen, wie ein Code?«
    »Ich kenne ein paar Germantowns«, sagte Gentry. »Stadtviertel im Norden. Philadelphia besitzt ein historisches Viertel mit diesem Namen, glaube ich. Aber es könnte Hunderte Städte im ganzen Land geben, die diesen Namen tragen. In meinem kleinen Atlas waren keine aufgeführt, aber ich werde in die Bibliothek gehen und bessere Quellen nachschlagen. Hört sich nicht nach einem Code an - nur nach einem Ortsnamen.«
    »Aber weshalb sollte uns jemand sagen, wo sie sich aufhält?« fragte Natalie. »Und wer könnte es wissen? Und warum sagt er es uns?«
    »Gute Fragen«, sagte Gentry. »Ich weiß noch keine Antworten darauf. Wenn Sauls Geschichte stimmt, scheint weitaus mehr dahinterzustecken, als selbst er vermutet hat.«
    »Könnte dieser Mann gestern abend so etwas wie . ein Agent von Mrs. Fuller selbst gewesen sein? Jemand, den sie benützte, so wie der Standartenführer Saul benützt hatte, wie er behauptet? Könnte es sein, daß sie sich noch in Charleston befindet und uns auf eine falsche Spur lenken will?«
    »Klar«, sagte Gentry, »aber jedes derartige Szenario, das ich mir ausdenke, ist voller Löcher. Wenn Melanie Fuller lebt und sich noch in Charleston aufhält, warum sollte sie uns dann in irgendeiner Form auf sich aufmerksam machen? Und wer, zum Teufel, sind wir? Zwei städtische Behörden, drei staatliche Divisionen von Gesetzeshütern und das verdammte FBI stecken allesamt ihre Nasen in diese Sache. Alle drei Fernsehsender haben letzte Woche Berichte gebracht, Montag vor einer
    Woche haben sich fünfzig Reporter während der Pressekonferenz des Bezirksanwalts gedrängt, und ein paar schnüffeln immer noch herum - obwohl sie unserem Büro nicht mehr besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Auch ein Grund, weshalb ich im Protokoll nicht vermerkt habe, daß Sie gestern nacht gegenüber dem Fuller-Haus geparkt hatten. Ich kann die Schlagzeilen im National Perspirer förmlich vor mir sehen:
    KILLER-HAUS IN CHARLESTON FORDERT UM EIN HAAR NEUES OPFER.«
    »Und welches Szenario erscheint Ihnen das logischste zu sein?« fragte Natalie.
    Gentry, der das Zimmer aufgeräumt hatte, schob den Rolltisch beiseite und setzte sich auf die Bettkante. Für einen so großen Mann vermittelte er einen Eindruck von Behendigkeit und Anmut, als würde sich unter rosa Haut und Fett ein gestählter Athlet verbergen. »Gehen wir einmal davon aus, daß Sauls Geschichte wahr ist«, sagte Gentry leise. »Dann haben wir eine Situation, in der sich einige dieser Gedankenvampire gegeneinander wenden. Nina Drayton ist tot - ich habe ihren Leichnam vor und nach dem Transport zur Leichenhalle gesehen. Was immer sie war, jetzt ist sie nur noch eine Erinnerung ... Asche ... die Leute, die ihren Leichnam geholt haben, haben sie verbrennen lassen.«
    »Wer hat die Leiche geholt?« fragte Natalie.
    »Keine Familienangehörigen«, sagte Gentry. »Eigentlich auch keine Freunde. Ein New Yorker Anwalt, der ihr Nachlaßverwalter ist, und zwei Mitglieder einer Firma, in deren Aufsichtsrat sie saß.«
    »Nina Drayton ist also nicht mehr«, sagte Natalie. »Wer bleibt dann noch?«
    Gentry hielt drei Finger hoch. »Melanie Fuller, William Borden - Sauls Standartenführer .«
    »Das sind zwei«, sagte Natalie und betrachtete den dritten Finger. »Wer noch?«
    »Eine Gruppe von Millionen Unbekannten«, sagte Gentry und winkte mit allen zehn Fingern. »He, ich habe ein Weihnachtsgeschenk für Sie.« Er ging zu seiner Jacke und kam mit einem Umschlag zurück. Darin befanden sich eine Weihnachtskarte und ein Flugticket.
    »Ein Rückflug nach St. Louis«, sagte Natalie. »Für morgen.«
    »Woll. Heute war keiner mehr frei.«
    »Jagen Sie mich aus der Stadt, Sheriff?«
    »So könnte man es auch ausdrücken«, grinste Gentry sie an. »Ich weiß, ich nehme mir einige Freiheiten heraus, Miz Preston, aber ich würde mich viel wohler fühlen, wenn Sie nicht hier wären, bis dieser ganze Unsinn aufgeklärt ist.«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Natalie. »Weshalb sollte ich in St. Louis sicherer sein? Wenn jemand hinter mir her ist, könnten sie mir dann nicht einfach dorthin folgen?«
    Gentry verschränkte die Arme. »Gutes Argument, aber ich glaube nicht, daß jemand hinter Ihnen her

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