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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Außendienst übergeben.«
    »Gut, gut«, sagte Gentry. »Sie haben nichts mehr über ihren möglichen Verbleib gehört, oder?«
    »Dieser Mrs. Fuller? Nein. Ich glaube immer noch, daß sie tot ist. Ich vermute aber, daß wir die Leiche nie finden werden.«
    »Wahrscheinlich richtig«, stimmte Gentry za. »Sagen Sie, Dick, als ich mit dem Bus hierherfuhr, bin ich am Capitol vorbeigekommen, und direkt gegenüber liegt ein großes Gebäude mit Polizeiabsperrungen und einem Fenster im ersten Stock, an dem gearbeitet wurde. Ist es das, wie heißt es noch mal gleich ...«
    »Das Bürogebäude des Senats«, sagte Haines.
    »Ja, haben da nicht vor einer Woche Terroristen einen Senator in die Luft gejagt?«
    »Terrorist«, sagte Haines. »Nur einer. Und der Senator von Maine hielt sich nicht einmal in der Stadt auf, als es passiert ist. Sein politischer Berater - ziemlich wichtiger Mann bei den Republikanern, Trask - wurde getötet. Sonst niemand von Bedeutung.«
    »Ich könnte mir denken, Sie arbeiten an dem Fall, hm?«
    Haines seufzte und legte seine Unterlagen weg. »Wir haben hier ein ziemlich großes Büro, Sheriff. Mit einer Menge Agenten.«
    »Klar«, sagte Gentry. »Logisch. Sie haben gesagt, der Terrorist war Puertoricaner. Richtig?«
    »Tut mir leid, Sheriff, wir dürfen keine Auskunft über laufende Ermittlungen geben.«
    »Klar«, sagte Gentry. »Sagen Sie, erinnern Sie sich noch an Saul Laski, den Psychiater aus New York?«
    »Saul Laski«, sagte Haines. »Unterrichtet an der Columbia. Ja, wir haben seinen Aufenthalt am Wochenende des dreizehnten Dezember überprüft. Er nahm an einer Podiumsdiskussion teil, wie Ihre Ermittlungen ergeben haben. Wahrscheinlich ist er nach Charleston geflogen, um ein bißchen Werberummel für sein nächstes Buch zu bekommen.«
    »Könnte sein«, sagte Gentry. »Das Problem ist, er wollte mir Informationen über diese Massenmördersache geben, und jetzt kann ich ihn nirgends mehr finden. Haben Sie ihn verfolgen lassen, ja?«
    »Nein«, sagte Haines und sah wieder auf die Uhr. »Warum sollten wir?«
    »Kein besonderer Grund. Aber ich glaube, Laski wollte hierher, nach Washington. Letzten Samstag, glaube ich. An dem Tag, als Sie Ihren Terroranschlag drüben im Senatsbüro hatten.«
    »Und?« sagte Haines.
    Gentry zuckte die Achseln. »Ich habe nur das Gefühl, als hätte der Mann versuchen wollen, den Fall auf eigene Faust aufzuklären. Ich dachte mir, vielleicht hat er sich hier sehen lassen.«
    »Nein«, sagte Haines. »Sheriff, ich würde mich gerne weiter mit Ihnen unterhalten, aber ich habe in ein paar Minuten einen Termin.«
    »Sicher, sicher«, sagte Gentry, der aufstand und die Mütze aufzog. »Sie sollten jemanden danach sehen lassen.«
    »Wonach?« fragte Haines.
    »Ihrem Kinn«, sagte Gentry. »Wirklich ein häßlicher Bluterguß.«
    Gentry wanderte die Ninth Street Richtung Mall hinab, überquerte die Pennsylvania Avenue und kam am Justizministerium vorbei. Er folgte der Constitution, die Tenth hinauf, am Gebäude der Finanzbehörde vorbei, bog auf der Pennsylvania wieder nach rechts und joggte die Stufen des alten Postamts hinauf. Niemand schien ihm zu folgen. Er ging auf der Pennsylvania Avenue weiter bis zum Pershing Park und sah über die Straße zum Dach des Weißen Hauses. Er fragte sich, ob sich Jimmy Carter momentan dort aufhalten mochte, um über die Geiseln zu brüten und den Iranern die Schuld an seiner Niederlage zu geben.
    Gentry setzte sich auf eine Parkbank und holte das Notizbuch aus der Tasche. Er blätterte die Seiten mit ihrer engen
    Kritzelschrift durch, schlug das Notizbuch zu und seufzte.
    Sackgasse.
    Wenn Saul nun ein Windei war? Ein paranoider Irrer?
    Nein.
    Warum nicht?
    Einfach so.
    Okay, und wo steckt er dann, um alles in der Welt? Geh rüber zur Kongreßbibliothek und sieh in den Zeitungen der letzten Woche nach Todesanzeigen und Unfallberichten. Ruf in den Krankenhäusern an.
    Und wenn er unter einem puertoricanischen Decknamen in der Leichenhalle liegt?
    Ergibt keinen Sinn. Was könnte der Standartenführer mit dem Berater eines Senators zu tun haben?
    Was hatte er mit Kennedy undRuby zu tun?
    Gentry rieb sich die Augen. Damals in Charleston, als er an Natalie Prestons Küchentisch gesessen und sich Sauls Geschichte angehört hatte, schien das Ganze tatsächlich logisch zu klingen. Die Einzelteile hatten sich zusammengefügt; die offenbar wahllosen Morde wurden zu einer Reihe von Finten und Ausfällen von zwei oder drei alten Feinden mit

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