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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Männer, die zu nahe bei ihm standen, sah den größeren der beiden breit grinsen. Dann sah Gentry an sich hinab und erblickte den Lauf einer Kleinkaliberwaffe, der gegen ihn gedrückt wurde.

»Wir gehen jetzt zum Auto und steigen ein«, sagte der große Mann mit dem erfrischenden Grinsen. Er klopfte Gentry auf den Rücken, als wären sie alte Freunde, die sich nach langer Abwesenheit wiedergesehen haben. Der Lauf wurde tiefer in ihn gebohrt.
    Der große Mann stand zu nahe, dachte Gentry. Die Chancen standen nicht schlecht, daß er die Waffe wegschlagen konnte, bevor es dem Mann gelang, einen Schuß abzugeben. Aber sein Partner war fünf Schritte zurückgewichen und hatte die rechte Hand in die Manteltasche gesteckt, und was Gentry auch tun mochte, der zweite Mann würde eine freie Schußlinie haben
    »Gehen Sie«, sagte der große Mann.
    Gentry ging.
    Es war keine schlimme Fahrt. Sie fuhren um die Ellipse, nach Westen zum Lincoln Memorial, um das Gezeitenbecken herum, den Jefferson Drive entlang zum Capitol, an der Union Station vorbei und wieder zurück. Keine Verfolger ließen sich blicken. Die Limousine war gepolstert, geräumig und lautlos. Die Fenster waren von außen undurchsichtig, die Türen wurden automatisch von der Fahrerseite verriegelt, zwischen dem Fahrer und dem Rücksitz befand sich eine Plexiglastrennwand, und die beiden Männer von der Ecke saßen rechts und links von Gentry. Ihm gegenüber auf dem Notsitz saß ein Mann mit miserabel geschnittenem weißem Haar, traurigen Augen und einem massigen, pockennarbigen Gesicht, das es irgendwie dennoch fertig brachte, ansehnlich auszusehen.
    »Ich werde euch Jungs was einbrocken«, sagte Gentry. »In diesem Land verstößt Entführung gegen das Gesetz.«
    Der weißhaarige Mann sagte leise: »Dürfte ich einen Ausweis sehen, Mr. Gentry?«
    Gentry überlegte mehrere rechtschaffene und gekränkte Einwände. Doch dann zuckte er die Achseln und gab seine Brieftasche weiter. Niemand zuckte zusammen, als er sie herausholte; die beiden Männer hatten ihn abgetastet, als er ins Auto eingestiegen war. »Sie hören sich an wie Jack Cohen«, sagte Gentry.
    »Ich bin Jack Cohen«, sagte der andere, der Gentrys Brieftasche durchblätterte, »und Sie besitzen sämtliche Ausweise, Kreditkarten und Dokumente eines Sheriffs aus den Südstaaten namens Robert Joseph Gentry.«
    »Bobby Joe für Freunde und Verwandte«, sagte Gentry.
    »Es gibt kein Land auf der Welt, wo ein Ausweis weniger wert ist als in Amerika«, sagte Cohen.
    Gentry zuckte die Achseln. Sein Instinkt riet ihm, ihnen genau zu sagen, wie scheißegal ihm das war, und ihnen eine bestimmte freischwebende Art des Geschlechtsverkehrs vorzuschlagen, die sie an sich selbst durchführen konnten. Er sagte: »Dürfte ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Ich bin Jack Cohen.«
    »Hm-hmm. Sind Sie wirklich Aaron Eshkols Boß?«
    »Ich bin Leiter der Abteilung Kommunikation und Interpretation der Botschaft«, sagte Cohen.
    »Ist das Aarons Abteilung?«
    »Ja«, sagte Cohen. »War das neu für Sie?«
    »Soviel ich weiß, könnte einer von Ihnen dreien Aaron Eshkol sein«, sagte Gentry. »Ich habe den Mann nie gesehen. Und so, wie es sich anhört, werde ich auch nie dazu kommen.«
    »Warum sagen Sie das, Mr. Gentry?« Cohens Stimme war so glatt und tonlos wie eine tödliche Klinge.
    »Nennen Sie es eine Ahnung«, sagte Gentry. »Ich rufe an und verlange Aaron, und die gesamte Botschaft läßt mich warten, während ihr Jungs in die nächste Limousine springt und
    Stoff gebt, was das Zeug hält, damit ihr mich mit vorgehaltener Waffe zu einer Spazierfahrt mitnehmen könnt. Und wenn Sie sind, wer Sie behaupten - und wer kann das im Augenblick schon sagen -, dann benehmen Sie sich nicht unbedingt wie Botschafter unseres loyalen und abhängigen Verbündeten im Mittleren Osten. Ich vermute, Aaron Eshkol ist tot oder vermißt und Sie sind ein bißchen aus dem Häuschen - was sogar so weit geht, daß Sie gesetzlich gewählten Gesetzeshütern Waffen in die Rippen bohren.«
    »Weiter«, sagte Cohen.
    »Drauf geschissen«, sagte Gentry. »Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Sagen Sie mir, was los ist, dann sage ich Ihnen, warum ich Aaron Eshkol anrufen wollte.«
    »Wir könnten ihre Zusammenarbeit bei dieser Unterhaltung mit ... äh ... anderen Mitteln gewährleisten«, sagte Cohen. Daß seine Stimme keine Drohung zum Ausdruck brachte, war Drohung genug.
    »Das bezweifle ich«, sagte Gentry. »Es sei denn, Sie sind nicht die, für die

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