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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hören wir Gail und den Gospel Guitar-Chor zusammen mit unseren Bible Outreach Singers, die Sie daran erinnern, >Sie müssen nicht verstehen, Sie müssen nur Seine Hand halten<.«
    Der Bühnenregisseur gab Sutter mit vier Fingern den Countdown vor und ein Zeichen mit dem Taktstock, als es Zeit war, die Spendenpause zu beenden. Der Reverend saß an seinem Schreibtisch; der Stuhl daneben war frei. Auf dem Sofa herrschte allmählich Gedränge.
    Sutter, der entspannt und ein wenig erheitert aussah, lächelte in die Linse von Kamera Zwei. »Freunde, da wir gerade von der Kraft der Liebe Gottes sprechen, von der Kraft der ewigen Erlösung, von der Gabe, im Namen Jesu wiedergeboren zu werden ... das gibt mir die große Freude, unseren nächsten Gast begrüßen zu dürfen. Jahrelang hatte sich unser Gast in dem Sündenpfuhl an der Westküste verirrt, von dem wir alle gehört haben ... jahrelang wanderte diese gute Seele fern vom Licht Christi in dem dunklen Wald von Angst und Untreue, der all jene erwartet, die Gottes Wort nicht hören . aber heute abend ist er hier, um Zeuge von Jesu Christi grenzenloser Barmherzigkeit und Kraft zu werden, Seiner unendlichen Liebe, die keinen Verlorenen daran hindert, auf den rechten Weg zurück zu gelangen ... hier ist der berühmte Filmemacher, Hollywoodregisseur und Produzent ... Anthony Harod!«
    Harod überquerte die breite Bühne unter dem donnernden Beifall von sechshundert guten Christen, die nicht die geringste Ahnung hatten, wer er war. Er streckte die Hand aus, aber Jimmy Wayne Sutter sprang auf die Füße, umarmte Harod und bedeutete ihm winkend, auf dem Gästestuhl Platz zu nehmen. Harod setzte sich und schlug nervös die Beine übereinander. Der Sänger grinste ihn von seinem Platz auf dem Sofa an, der schriftstellernde Prophet der Apokalypse betrachtete ihn kühl, und die übergewichtige Schauspielerin machte ein niedliches Gesicht und warf ihm eine Kußhand zu. Harod trug Jeans, seine Lieblingscowboystiefel aus Schlangenleder, ein offenes Hemd aus roter Seide und seine R2-D2-Gürtelschnalle.
    Jimmy Wayne Sutter beugte sich näher zu ihm und faltete die Hände. »Nun, Anthony, Anthony, Anthony.«
    Harod lächelte unsicher und sah blinzelnd ins Publikum. Wegen der grellen Fernsehscheinwerfer konnte er nur gelegentlich eine Brille funkeln sehen.
    »Anthony, Sie sind eine Institution der Szene in Tinseltown seit . wie vielen Jahren jetzt?«
    »Äh ... seit sechzehn Jahren«, sagte Harod und räusperte sich. »Ich habe 1964 aigefangen ... äh ... da war ich neunzehn. Als Drehbuchautor.«
    »Und, Anthony ...« - Sutter beugte sich nach vorn und ließ seine Stimme jovial und verschwörerisch zugleich klingen -, »ist es wahr, was wir über . das sündige Hollywood hören . freilich nicht von ganz Hollywood, das wollen wir nicht vergessen, nicht alle dort ... Kay und ich haben einige gute christliche Freunde dort, Sie selbst eingeschlossen, Anthony . aber geht es dort, ganz allgemein gesprochen, so sündig zu, wie man behauptet?«
    »Ziemlich sündig«, sagte Harod und schlug die Beine wieder auseinander. »Es ist . äh . ziemlich schlimm.«
    »Scheidungen?« sagte Sutter.
    »Überall.«
    »Drogen?«
    »Alle nehmen sie.«
    »Harte Sachen?«
    »O ja.«
    »Kokain?«
    »So verbreitet wie Süßigkeiten.«
    »Heroin?«
    »Selbst die Stars haben Narben von den Nadeln, Jimmy.«
    »Menschen, die den Namen Gottes lästern?«
    »Ständig.«
    »Blasphemie?«
    »Ist der letzte Schrei.«
    »Satansanbetung?«
    »Behaupten die Gerüchte.«
    »Anbetung des allmächtigen Dollars?«
    »Daran kann kein Zweifel bestehen.«
    »Und wie sieht es mit dem siebten Gebot aus, Anthony?«
    »Äh .«
    »Du sollst nicht ehebrechen?«
    »Äh ... ich würde sagen, das beachtet überhaupt niemand.«
    »Haben Sie diese wilden Hollywood-Partys gesehen, Athony?«
    »Ich habe selbst meinen Teil besucht .«
    »Drogenmißbrauch, Untreue, unverhohlener Ehebruch, Streben nach dem allmächtigen Dollar, Anbetung des Bösen, Mißachtung von Gottes Geboten .«
    »Ja«, sagte Harod, »und das sind nur die langweiligeren Partys.« Das Publikum stieß ein Geräusch aus, das irgendwo zwischen einem Husten und einem unterdrückten Stöhnen lag.
    Reverend Jimmy Wayne Sutter legte die Fingerspitzen aneinander. »Nun, Anthony, erzählen Sie uns Ihre Geschichte, Ihren Abstieg und die Erlösung aus diesem . diesem . von Menschen geschaffenen Sündenpfuhl .«
    Harod lächelte verhalten, seine Mundwinkel zuckten. »Nun, Jimmy, ich war jung

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