Kraft des Bösen
dreiundzwanzig grellweißen Gebäuden auf einem Areal von sechshundertvierzig Ar. Das Zentrum des Komplexes bildete der riesige, aus Granit und Glas erbaute Palast des Gebets, ein mit Teppichboden ausgelegtes und mit Vorhängen geschmücktes Amphitheater, in dem sechstausend Gläubige in klimatisierter Behaglichkeit untergebracht werden konnten. Auf der ganzen Länge des geschwungenen Boulevard der Gläubigen, eine halbe Meile, repräsentierte ein goldener Gedenkstein eine Spende von fünftausend Dollar, ein silberner eine Spende von eintausend Dollar und ein weißer eine Spende von fünfhundert Dollar. Besucher, die aus der Luft kamen, möglicherweise in einem der drei Lear- Luxusjets des Zentrums, sahen nicht selten auf den Boulevard der Gläubigen hinunter und dachten an ein breites weißes Grinsen, dem einige Goldzähne und zahlreiche silberne Füllungen zusätzlichen Nachdruck verliehen. Jedes Jahr wurde das Grinsen breiter und goldener.
Auf der anderen Seite des Boulevard der Gläubigen, gegenüber vom Palast des Gebets, hätte man das langgestreckte Bible Outreach-Kommunikationszentrum für eine große Computerfirma oder ein Forschungslabor halten können, wären die sechs riesigen GTE-Satellitenschüsseln auf dem Dach nicht gewesen. Das Zentrum behauptete, daß mit dem vierundzwanzigstündigen Fernsehprogramm, das durch einen oder mehr von insgesamt drei Kommunikationssatelliten an Kabelkanäle, Fernsehsender und kircheneigene Erdstationen übermittelt wurde, mehr als neunzig Länder und hundert Millionen Zuschauer erreicht wurden. Das Kommunikationszentrum beherbergte darüber hinaus eine computergesteuerte Druckerei, ein Schallplattenpreßwerk, Aufnahmestudio und vier Großrechner, die mit dem weltweiten Evangelist Information Network verbunden waren.
Wo das weiße, goldene und silberne Grinsen aufhörte, wo der Boulevard der Gläubigen den Hochsicherheitstrakt verließ und zur Country Road 251 wurde, da lagen das Jimmy Wayne Sutter Bible College und die Sutter School of Christian Business. Achthundert Studenten besuchten die beiden nichtöffentlichen Institutionen, sechshundertfünfzig davon lebten in streng nach Geschlechtern getrennten Schlafsälen wie Roy Rogers West, Dale Evans East und Adam Smith South auf dem Campus.
Andere Bauwerke mit Betonsäulen und Granitfassaden, die aussahen wie Kreuzungen zwischen modernen Baptistenkirchen und Mausoleen mit Fenstern, boten Büroräume für die Legionen von Arbeitern, die sich um Verwaltung, Sicherheit, Transport, Kommunikation und Finanzen kümmerten. Das World Bible Outreach Center hielt sein genaues Einkommen und die Kosten geheim, aber es war allerorten bekannt, daß der Komplex des Zentrums, der 1978 fertiggestellt worden war, über fünfundvierzig Millionen Dollar gekostet hatte, und man munkelte, daß die momentanen Spenden wöchentlich rund eineinhalb Millionen Dollar einbrachten.
In Erwartung eines rapiden finanziellen Wachstums in den achtziger Jahren bereitete sich das World Bible Outreach Center auf die Eröffnung des Christlichen Einkaufszentrums in Dothan, einer Kette Christian Rest Motels und des hundertfünfundsechzig Millionen Dollar teuren Freizeitparks Bible World vor, der gerade in Georgia gebaut wurde.
Das World Bible Outreach Center war eine gemeinnützige religiöse Organisation. Faith Enterprises bildete die steuerpflichtige Firmengesellschaft, die gegründet worden war, um die zukünftige kommerzielle Expansion zu handhaben und um Konzessionen zu koordinieren. Reverend Jimmy Wayne Sutter war Präsident des Outreach Center und gegenwärtig der Vorsitzende und das einzige Aufsichtsratsmitglied von Faith Enterprises.
Reverend Jimmy Wayne Sutter setzte seine Brille mit dem Goldgestell auf und lächelte in Kamera Drei. »Ich bin nur ein einfacher Prediger vom Lande«, sagte er, »diese hochgestochenen legalen und finanziellen Angelegenheiten sind einfach zu hoch für mich ...«
»Jimmy«, sagte seine zweite Geige, ein übergewichtiger Mann mit Hornbrille und einem Kiefer, der bebte, wenn er aufgeregt war, so wie jetzt, »die ganze Angelegenheit - die Ermittlungen des Rechnungshofes, die Verfolgung durch die FCC - ist so eindeutig das Werk des Feindes .«
»... aber ich weiß, wenn ich es mit einem Feldzug zu tun habe«, fuhr Sutter mit leicht erhobener Stimme fort und lächelte zaghaft, als er feststellte, daß die Kamera auf ihm geblieben war. Er sah, wie die Linse ausgefahren wurde, als Drei ihn in Großaufnahme präsentierte. Der
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