Kraft des Bösen
waren zehn Meter der teakholzgetäfelten Wand buchstäblich zugekleistert mit signierten Fotografien der Reichen und Mächtigen, Ehrenurkunden, Leistungsabzeichen, Medaillen und anderen Dokumenten, die für Status und anhaltende Macht von Jimmy Wayne Sutter sprachen.
Harod warf sich in einen Sessel und streckte die Beine aus. »Puh!«
Sutter zog das Jackett aus, hängte es über die Lehne seines ledergepolsterten Bürostuhls, setzte sich, krempelte die Ärmel hoch und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Nun, Anthony, war es die Gaudi, die Sie sich erhofft hatten?«
Harod strich sich mit den Fingern durch das pomadisierte Haar. »Ich kann nur hoffen, daß keiner meiner Geldgeber das gesehen hat.«
Sutter lächelte. »Warum das, Anthony? Verliert man in der Filmwelt Punkte, wenn man sich mit Gott einläßt?«
»Nein, aber wenn man wie ein Arschloch dasteht«, sagte Harod. Er sah zu einem Küchenbereich am anderen Ende des Raums. »Kann ich etwas zu trinken haben?«
»Gerne«, sagte Sutter. »Macht es Ihnen etwas aus, selbst zu mixen? Sie kennen ja den Weg.«
Harod war bereits durch das Zimmer gegangen. Er füllte ein Glas mit Smirnoff und Eis und zog eine andere Flasche aus dem versteckten Schrank. »Bourbon?«
»Bitte«, sagte Sutter. Als Harod ihm seinen Drink gab, sagte der Reverend: »Sind Sie froh, daß Sie meine Einladung angenommen haben, uns ein paar Tage besuchen zu kommen, Anthony?«
Harod trank von seinem Wodka. »Halten Sie es für klug, uns in die Karten sehen zu lassen, indem Sie mich in der Show präsentieren?«
»Sie wissen, daß Sie hier sind«, sagte Sutter. »Kepler läßt Sie beschatten, und er wie auch Bruder C. überwachen mich. Vielleicht wird Ihr Bekenntnis dazu beitragen, sie gehörig zu verwirren.«
»Es hat auf jeden Fall dazu beigetragen, mich zu verwirren«, sagte Harod und ging sein Glas nachfüllen.
Sutter kicherte und sortierte Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Anthony, bitte kommen Sie nicht auf die Idee, ich wäre zynisch, was meine Mission angeht.«
Harod, der im Begriff gewesen war, Eiswürfel in sein Glas fallen zu lassen, hielt inne und sah Sutter an. »Sie müssen mich verscheißern«, sagte er. »Diese Show ist der zynischste Nepp, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
»Überhaupt nicht«, sagte Sutter leise. »Mein Ansinnen ist echt. Meine Sorge um das Wohl der Menschen ist echt. Meine Dankbarkeit für die Gabe, die Gott mir gegeben hat, ist echt.«
Harod schüttelte den Kopf. »Jimmy Wayne, Sie haben mich jetzt zwei Tage in diesem fundamentalistischen Disneyland herumgeführt, und was ich gesehen habe, dient einzig und allein dem Zweck, einem Schwachkopf aus der Provinz das Geld aus seiner echten Kunstlederbrieftasche aus dem Supermarkt zu ziehen. Sie haben Maschinen, die Briefe mit Schecks von den leeren trennen, Sie haben Computer, die die Briefe scannen und selbst Antworten schreiben, Sie haben computerbesetzte Telefone, Sie haben einen Postvertrieb, bei dem Dick Viggerie einer in der Hose ab gehen würde, und dazu Fernsehgottesdienste, gegen die Wiederholungen von Mr. Ed wie der Gipfel niveauvoller Programmgestaltung wirken .«
»Anthony, Anthony«, sagte Sutter und schüttelte den Kopf, »Sie müssen hinter das Oberflächliche sehen und den wahren Kern erkennen. Die Gläubigen meiner elektronischen Gemeinde sind - zum größten Teil - Einfaltspinsel, Dummköpfe und wiedergeborene Gehirntote. Aber das macht meine Mission nicht zum Schwindel, Anthony.«
»Nicht?«
»Überhaupt nicht. Ich liebe diese Menschen!« Sutter schlug mit der Faust auf den großen Schreibtisch. »Vor fünfzig Jahren, als ich ein junger Prediger war - sieben Jahre alt und voll des Wortes - und mit meinem Daddy und Tante El von einer
Zeltmission zur nächsten zog, da wußte ich schon, daß Jesus Christus mir die >Gabe< mit gutem Grund verliehen hatte ... nicht nur, damit ich Geld verdiene.« Sutter hob ein Blatt Papier auf und studierte es mit der Brille. »Anthony, sagen Sie mir, wer das geschrieben hat:
Predigern ... >graut vor dem Fortschritt der Wissenschaft wie Hexen vor dem Tagesanbruch, und sie sehen die Ankunft des unheilvollen Boten, der das Ende ihrer Täuschungen verkündet, von denen sie leben, mit Mißfallens «
Sutter sah Harod über den Rand der Brille hinweg an. »Sagen Sie mir, was meinen Sie, wer das geschrieben hat, Anthony.«
Harod zuckte die Achseln. »H. L. Mencken? Madalyn Murray O’Hair?«
Sutter schüttelte den Kopf. »Jefferson,
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