Kraft des Bösen
Kleingeld direkt.
»Los Angeles Times .«
»Ja«, sagte Saul, »mein Name ist Chaim Herzog und ich bin stellvertretender Kommissar für Öffentlichkeitsarbeit im Büro des hiesigen israelischen Konsulats und rufe an, um einen Fehler zu korrigieren, der Ihnen diese Woche in einem Artikel unterlaufen ist.«
»Ja, Mr. Herzog. In diesem Fall müßten Sie mit der Archivabteilung sprechen. Einen Augenblick bitte, ich verbinde Sie.«
Saul betrachtete die langen Schatten auf den Hügeln jenseits der Straße, und als eine Frauenstimme »Archiv«, sagte, zuckte er zusammen. Er wiederholte ihr seine erfundene Geschichte.
»An welchem Tag wurde der Artikel gedruckt, Sir?«
»Tut mir leid, ich habe nur einen Ausschnitt hier und den Tag vergessen.«
»Wie war der Name des Herrn, den Sie genannt hatten?«
»Cohen«, sagte Saul. »Jack Cohen.« Er lehnte sich an die Telefonzelle und sah großen, schwarzen Vögeln zu, die etwas auf der anderen Seite der Straße bearbeiteten.
Über ihm flog ein Helikopter in einer Höhe von hundertundfünfzig Metern nach Westen. Er stellte sich vor, wie die Dame vom Archiv auf ihrer Computertastatur tippte.
»Da haben wir es«, sagte sie. »Mittwochausgabe, 22. April, Seite 4. Angestellter der israelischen Botschaft bei Raubüberfall am Flughafen getötet. Ist das der Artikel, den Sie meinen, Sir?«
»Ja.«
»Das war eine Meldung von Associated Press, Mr. Herzog. Ein Fehler würde auf das Konto der Nachrichtenagentur in Washington gehen.«
»Könnten Sie es mir bitte vorlesen?« fragte Saul. »Damit ich feststellen kann, ob der Fehler tatsächlich abgedruckt wurde?«
»Gerne.« Die Frau las den vier Abschnitte langen Artikel vor, beginnend mit: »Der Leichnam von Jack Cohen, 58, oberster Agrikulturattache der israelischen Botschaft, wurde heute nachmittag im Parkhaus des Dulles International Airport entdeckt; Mr. Cohen war offenbar Opfer eines Raubüberfalls geworden«, und endend: »Obwohl es derzeit noch keine konkreten Hinweise gibt, setzt die Polizei ihre Ermittlungen fort.«
»Vielen Dank«, sagte Saul und legte auf. Auf der anderen Straßenseite ließen die schwarzen Vögel von ihrer unsichtbaren Mahlzeit ab und flogen in einer konzentrischen Spirale himmelwärts.
Saul fuhr mit siebzig Stundenmeilen durch das Tal und jagte den Lieferwagen bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit und Wendigkeit. Er war mindestens eine volle Minute neben dem Telefon stehengeblieben und hatte versucht, eine logische, beruhigende Argumentation zu konstruieren, daß Jack Cohens Tod tatsächlich ein schiefgegangener Raubüberfall sein konnte.
Im wirklichen Leben kamen solche Zufälle andauernd vor. Und selbst wenn nicht, argumentierte ein Teil seines Verstandes, waren vier Tage vergangen. Wenn es den Mördern gelungen wäre, eine Verbindung zwischen Cohen und dem sicheren Haus herzustellen, wären sie inzwischen eingetroffen.
Saul war nicht überzeugt. Er bog in einer Staubwolke auf den Feldweg zur Farm ein und beschleunigte an Bäumen und Zäunen vorbei. Er hatte die 32er Automatik nicht mitgebracht. Die lag in seinem Schlafzimmer oben, neben dem Zimmer von Natalie.
Es standen keine Fahrzeuge vor dem Haus. Die Eingangstür war abgeschlossen. Saul öffnete sie und trat ein. »Natalie!« Keine Antwort von oben.
Saul sah sich um, stellte nichts Außergewöhnliches fest, ging rasch durch Eßzimmer und Küche zum Beobachtungszimmer und fand die Pfeilpistole, wo er sie hingelegt hatte. Er vergewisserte sich, daß ein roter Pfeil in der Kammer steckte, dann nahm er die Schachtel mit den Pfeilen mit, als er ins Wohnzimmer zurücklief.
»Natalie!«
Er war mit halb erhobener Pfeilpistole drei Stufen die Treppe hinaufgegangen, als sie oben auftauchte. »Was ist denn?« Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen.
»Packen Sie! Nehmen Sie einfach alles und werfen Sie es irgendwo rein. Wir müssen augenblicklich von hier verschwinden.«
Sie stellte keine Fragen, sondern machte kehrt und ging zu ihrem Zimmer. Saul ging in seines, nahm die Pistole, die auf dem Koffer lag, überprüfte das Magazin und zog die Mechanik zurück, um eine Kugel in die Kammer einzuführen. Er sah nach, ob der Wahlhebel auf >Gesichert< stand, dann ließ er sie in der Manteltasche verschwinden.
Natalie hatte ihren Koffer auf dem Lieferwagen verstaut, bis Saul seinen eigenen Rucksack und die Tasche hinausgebracht hatte. »Was soll ich tun?« sagte sie. Ihr eigener 32er Colt zeichnete sich als Wölbung in der großen Tasche ihres
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