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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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übe r di e v e r siegelten Transporte gehört hatten, war unsere Reise nicht u n angenehm . Si e dauert e nu r wenig e Stunden . Wi r ware n i n g r o ße r Zah l i n Abteil e gequetscht , abe r e s ware n Passagierw a g gons . E s wa r ei n wunderschöne r Tag . De r 24 . Juni . Al s wir anka m en , wa r es , al s wäre n wi r z u Onke l Moisch e gereist . Die Statio n Chelmn o wa r winzig , kau m meh r al s ei n ländlicher Bahnhof , umgebe n vo n eine m dichten , grüne n Wald . Deutsche Soldate n führte n un s z u wartende n Lastwagen , abe r dies e S o l date n wirkte n entspannt , b einah e jovial . Kei n Herumschubsen un d Anschnauzen , wi e wi r e s vo n Lod z gewohn t waren . Man fuh r un s einig e Kilomete r z u eine m große n Anwesen , w o ein Konzentrationslage r errichte t worde n war . Zuers t wurde n wir eingetrage n ic h kan n mic h noc h deutlic h a n di e Reihen der Schreibtische von Beamten erinnern, die draußen auf dem Kies standen , un d a n de n Gesan g vo n Vögel n –, un d dan n wurden wi r nac h Geschlech t zu m Dusche n un d Desinfiziere n getrennt.
    Ic h hatt e e s s o eilig , di e andere n Männe r einzuholen , un d sah ga r nicht , wi e mein e Mutte r un d mein e vie r Schwester n hinter de m Zau n de s Frauenbereich s verschwanden.
    Ma n sagt e uns , wi r sollte n un s ausziehe n un d i n eine r Reihe aufstellen . Da s wa r mi r überau s peinlich , wei l ic h i n diesem Winte r gerad e i n di e Pubertä t gekomme n war . Da ß ic h Angst hatte , dara n kan n ic h mic h nich t erinnern . E s wa r ei n warmer Tag , wi r hatte n ein e Mahlzei t nac h de r Reinigun g versprochen bekommen , hinz u kam , da ß de r nah e gelegen e Wal d un d der Lär m i m Lage r de m Ta g ein e festliche , beinah e ein e Ja h r m arktatmosphär e verliehen . Vo r un s au f eine r Lichtun g konnte ic h eine n Lastwage n sehen , au f desse n Seite n bunt e Bilde r mit Tiere n un d Bäume n gemal t waren . Unser e Reih e hatt e sic h in Richtun g z u diese r Lichtun g i n Bewegun g gesetzt , al s ei n SS Mann , ei n jung e r Untersturmführer mit dicker Brille und schüchternem Gesicht, die Reihe entlangschritt und die kra n ken , seh r junge n un d ältere n Männe r vo n de n Kräftigeren trennte . Al s e r z u mi r kam , zögert e er . Ic h wa r imme r noch klei n fü r mei n Alter , hatt e diese n Winte r aber vergleichsweise gu t gegesse n un d i m Frühjah r eine n Wachstumsschu b erlebt. E r lächelt e un d winkt e mi t eine m kleine n Stab , dami t ic h mich i n di e Schlang e de r körperlic h durchtrainierte n Männe r stellte. Vate r wurd e auc h z u diese r Schlang e geschickt . Jos ef , de r erst ach t war , mußt e be i de n Kinder n un d alte n Männer n bleiben. Jose f fin g a n z u weine n un d Vate r weigert e sich , vo n seiner Seit e z u weichen.
    Ic h gin g z u de r Schlang e zurüc k un d stellt e mic h z u Vater un d Josef . De r jung e SS - Man n winkt e eine r Wache . Vate r b e fah l mir , z u de n andere n zurückzukehren . Ic h weigert e mich.
    E s wa r da s einzig e Ma l i n meine m Leben , da ß Vate r mich geschlagen hat. Er schubste mich und sagte: ›Geh!‹ Ich sch ü t telte den Kopf und blieb in der Schlange. Der Wachmann, ein feiste r Oberscharführer , ka m au f un s zugeschnauft . Vater schlu g mic h einmal , seh r fest , un d wiederholte : ›Geh! ‹ E r schrocke n un d verletz t stolpert e ic h di e paa r Schritt e z u der kürzere n Schlange , bevo r de r Wachman n be i un s war . De r SS Man n gin g weiter . Ic h wa r seh r wü t en d au f Vater . Ic h sa h k e i ne n Grund , weshal b wi r nich t zusamme n dusche n gehe n ko n n ten . E r hatt e mic h vo r de n andere n Männer n gedemütigt . Ich sah durch Tränen der Wut, wie er wegging, wobei sein Rücken im Morgenlicht blaß wirkte, und Josef trug, der gerade auf g e hör t hatt e z u weine n un d sic h umsah . Vate r dreht e sic h noch einma l z u mi r um , eh e e r mi t de r Schlang e vo n Kinder n und alte n Männer n verschwand.
    Wi r anderen , etw a ei n Fünfte l de r Männer , di e a n diesem Ta g eingetroffe n waren , wurde n nich t desinfiziert . Wir wurden direk t z u Baracke n geführt , w o ma n un s derb e Arbeitskleidung gab.
    Vate r taucht e wede r a m Nachmitta g noc h a m Aben d auf, un d al s ic h mic h i n de r Nach t i n de r schäbige n Barack e zum Schlafe n niederlegte , weint e ic h vo r Einsamkeit , dara n erinnere ic h mic h noc h genau . Ic h wa r sicher , al s e r mic h gezwungen

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