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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dies e For m vo n Konzentr a tionslagerunterwürfigkei t unte r di e Lup e genomme n un d unte r sucht , wi e si e sic h i m Vergleic h mi t Fügsamkei t un d Identif i z ierung der amerikanischen Negersklaven dargestellt. Erst in diesem September nahm ich an einer Podiumsdiskussion teil, deren Thema das sogenannte Stockhol m - Syndro m war , nach de m Geisel n sic h nich t nu r mi t ihre n Geiselnehmer n identif i zieren , sonder n obendr e in noch aktive Unterstützung bieten.«
    »Oh , wi e wie hieß sie doch gleich, Patty Hearst«, sagte Natalie.
    »Ja. Und diese … diese Dominanz durch Willenskraft ist sei t viele n Jahre n ein e Besessenhei t vo n mir . Doc h davo n we r de n wi r späte r noc h ausführliche r sp rechen. Begnügen wir uns vorers t dami t z u sagen , wen n e s überhaup t etwa s Positive s an meine r Zei t i m Lage r gibt , dan n is t e s di e Tatsache , da ß ic h nie ei n Kap o geworde n bin.
    I m Novembe r 194 2 ware n di e Bauarbeite n i m Lage r ab g e schlossen , un d ic h wurd e vo n d e r provisorische n Barack e w i e de r i n di e eigentlich e Anlag e verlegt . Ic h wurd e de m ›Grub e n trupp‹ zugeteilt. Die Öfen waren zu der Zeit bereits fertig g e stellt , abe r si e hatte n di e Zah l de r Jude n unterschätzt , di e von den Transporten herbeigeschafft wurden, d aher wurden La s t wage n un d ›Grube ‹ imme r noc h eingesetzt . Si e brauchte n m e i n e Dienst e al s Zahnarz t de r Tote n nich t mehr . Ic h streut e Kalk aus, schlotterte in der Winterkälte und wartete. Ich wußte, es wa r nu r noc h ein e Frag e vo n Tagen , bi s ic h mic h z u dene n g e selle n würde , di e ic h tagtäglic h zuschaufelte.
    Dann, in einer Donnerstagnacht, am 19. November 1942, passiert e etwas. « Sau l verstummte . Nac h einige n Sekunden stan d e r au f un d gin g zu m Kamin . Da s Feue r wa r beinah e er l o schen. »Natalie, hätten Sie etwas S t ärkere s z u trinke n al s Ka f fee? Vielleicht einen Sherry?«
    »Selbstverständlich« , sagt e Natalie . »Würd e e s auc h ein Brandy tun?«
    »Wunderbar.«
    Al s si e eine n Augenblic k späte r zurückkam , tru g si e einen große n Cognacschwenke r vol l Brandy , un d Sau l hatt e i n den K ohle n gestochert , Hol z nachgeleg t un d da s Feue r wiede r zum Lebe n erweckt.
    »Danke , mein e Teuerste. « E r schwenkt e di e bernsteinfarb e ne Flüssigkeit und atmete tief, bevor er trank. Das Feuer pra s selt e un d knackste . »A m Donnersta g ic h bi n ziemlic h sicher, da ß e s de r 19 . Novembe r 194 2 wa r kamen fünf Deutsche spät i n de r Nach t i n unser e Baracke . Si e ware n scho n frühe r g e kommen . Jedesma l hatte n si e vie r Männe r mitgenommen . Die Männe r wurde n ni e wiede r gesehen . Gefangen e i n jede r der sieben anderen Baracken ha t te n un s bestätigt , da ß sic h der Vorgan g dor t ebenfall s abspielte . Wi r hatte n kein e Ahnung, weshal b di e Nazi s sic h fü r ein e derartig e Maßnahm e de r E x e kutio n entschieden , w o doc h jede n Ta g Tausend e vo r alle r A u gen in die ›Grube‹ wanderten, aber wir verstand e n viele s nicht. Ma n munkelt e vo n medizinische n Experimenten.
    In dieser Nacht kam ein junger Standartenführer mit den Wachen . Un d i n diese r Nach t wählte n si e mic h aus.
    Ic h hatt e beschlosse n z u kämpfen , wen n si e mic h i n der Nach t hole n komme n sollten . Mi r is t klar , da ß da s i m Wide r spruc h z u meine m Entschlu ß stand , u m jede n Prei s z u über l e ben , abe r di e Vorstellung , hinau s i n di e Dunkelhei t geführ t zu werden , versetzt e mic h i n Pani k un d raubt e mi r jeglich e Ho f f nung . Ic h wa r au f Gegenweh r vorbereitet . Al s di e Wa che n mir befahlen , vo n de r Pritsch e aufzustehen , wußt e ich , da ß ic h nur noch Sekunden zu leben hatte. Ich war bereit, mindestens eines de r Schwein e z u töten , bevo r si e mic h umbrachten.
    Aber dazu kam es nicht. Statt dessen befahl mir der Standa r tenführe r a u fzustehen, und ich gehorchte. Besse r gesagt , mein Körpe r gehorchte . E s wa r nich t nu r Feighei t un d Unterwürfi g keit, der Oberst drang in meinen Verstand ein. Ander s kan n ich e s nich t ausdrücken . Ic h spürt e es , s o sicher , wi e ic h darauf vorbereitet war, die K ugel n z u spüren , di e ni e kamen . Ic h sp ü r te , wi e e r mein e Muskel n bewegte , mein e Füß e schlurfen d über de n Bode n lenkt e un d meine n Körpe r au s de r Barack e hina u s beförderte . Un d di e Wache n vo n de r

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