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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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um die Liebe seines Lebens! Der stellte man sich doch nicht kaltherzig in den Weg. Da landete man dann eben in der vollfetten Ziegenmilch. Und wurde zu Eifelwürze verarbeitet.
    Plötzlich ertönte ein Schrei. Aus Richtung Kühlkammer.
    Oh, je. Sie hatten die Leiche der Käserin-Mutter gefunden. Die hatte er neben dem Ziegenmilcheis deponiert.
    »Herr Porzel!«, brüllte der Aufnahmeleiter. Ulf überlegte zu fliehen, aber gleich kam doch die Liebe seines Lebens! Die Frau, die mit ihm, dem Ziegenbauern, auf Inlinern Haselnusstorte essen wollte. Da konnte er jetzt doch nicht kneifen.
    Er ging an den Ort des gefrorenen Grauens.
    »Können Sie uns bitte erklären, was das hier ist? Das ist doch eine tote Frau, oder?«
    »Nicht wirklich«, sagte Ulf. Obwohl er nicht wusste, welche Ausrede ihn retten konnte.
    »Nicht wirklich?«
    Dann fiel es ihm ein. Er lachte kurz auf, denn Lachen war immer gut.
    »Ist alles Ziegeneis. Toll, oder? Damit kann man die verrücktesten Sachen machen. Für das Eisfestival. In Lausanne. Unser Beitrag. Ein bisschen makaber, klar, aber sehr beeindruckend. Aber bitte nicht probieren, sonst müssen wir nachmodellieren. Und die Scheinwerfer sind auch nicht so gut. Sonst schmilzt alles.«
    Der Aufnahmeleiter war mit einem Mal begeistert. »Sieht wirklich täuschend echt aus.«
    »Wir sind auch sehr stolz darauf. Aber jetzt muss ich die Tür wirklich wieder zumachen.«
    »Das muss ich unserem Maskenbildner erzählen, das wird er sich nicht entgehen lassen wollen!«
    Ulf schloss die Kältetür. So weit, so gut. Er wusste zwar nicht, wie er den Stallburschen im Heuballenstapel, die Auszubildende in der Salzlake und die Verkäuferin im Komposthaufen erklären sollte, aber die hatte er eigentlich alle schön tief reingesteckt, da würde schon nix schiefgehen. Und für Verwesungsgeruch war es noch zu früh. Also alles unter Kontrolle.
    »Lassen Sie uns im Stall drehen, da ist es doch am Schönsten!« Ulf hasste den Stall, aber da hatte er keine Leiche untergebracht. Da war nur Diego, scharf wie Nachbars Lumpi auf die 253 weißen, deutschen Edelziegen. Ulf verabscheute nicht nur Diego, sondern alle Ziegen. Die stanken, gerade jetzt im August.
    »Wann kommt denn nun meine Bäuerin?«
    Tinka Brause erklärte ihm, dass sie ihm nun einige Fragen über seine Vorfreude stellen und seinen besonderen Fall erklären würde. Normalerweise wurden mehrere Monate vor Beginn der Staffel die Bauern in einer Pilotsendung vorgestellt. Bewerberinnen konnten ihnen persönliche Briefe schreiben. Aus den eingegangenen Bewerbungen wählten die Bauern eine oder zwei Frauen aus, die dann zum näheren Kennenlernen auf ein Scheunenfest eingeladen wurden. Hier konnten sich die Landwirte für eine oder beide Bewerberinnen entscheiden, die sie auf ihren Hof einluden, wo sich die angehenden Bäuerinnen auf dem Feld und im Stall beweisen mussten und versuchten, das Herz des jeweiligen Bauern zu erobern. Aber Ulf war nachnominiert worden, weil ein thüringischer Schweinemäster sich als tschechischer Polka-Porno-Produzent herausgestellt hatte. Deshalb wusste er nun nicht, welche Frau zu ihm kam.
    Tinka Brause bat ihn, danach zu zeigen, was eine Bäuerin bei ihm in der Ziegenkäserei können muss. Ulf streichelte verbissen lächelnd ein paar stinkende Ziegen. Das sei unglaublich wichtig für deren Wohlbefinden, erklärte er, dann öffnete er das große Hoftor, für frische Luft, und schließlich zeigte er auf den Lichtschalter, den müsse man abends ausschalten.
    Und das sei auch schon das Wichtigste.
    Ulf hatte keine Ahnung von Ziegen. Oder Käse. Und erst recht nicht von Ziegenkäse. Der war sowieso absoluter Blödsinn, hatte er nie gegessen, würde er nie essen. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch Ziegenkäse isst, dann ... nee, anders. Egal! Kuhmilch, daraus machte man Käse. Ziegen grillte man oder schenkte sie dem 1. FC Köln als Maskottchen.
    Er wollte jetzt nur endlich mit der Möchtegern-Bäuerin ins Heu springen. Einer Frau mit schwarzen Locken, glühenden Augen und einem unstillbaren Verlangen. Es würde herrlich werden! Von ihm aus machte er ihr auch vorher einen Antrag im Stall oder diskutierte Kindernamen mit ihr, so wie Josef und Narumol. War alles drin mit ihm. Und einer Frau wie Lotte Sachen.
    Sie ließen ihn dann noch ein wenig Stroh verteilen und Ziegenkot wegschaufeln – ein Kameramann meinte, das mache man so. Diego fixierte ihn dabei die ganze Zeit böse, so als wüsste er, dass er die ganze Käserei-Mannschaft

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