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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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Tinka Brause aus seinen Gedanken. »Ich bringe Sie schnell in die Maske. Wir wollen doch, dass Sie in Bestform sind.«
    Im Türrahmen des kleinen Wohnwagens, in dessen Fenster ein Schild mit TRL-Logo und dem Wort »Maske« hing, begrüßte ihn ein dicklicher, junger Mann. Er hob den Rouge-Pinsel und klimperte ihm zu. »Du bist der mit der Christine Neubauer, oder? Aber hallo, die ist aber auch süß! Bitte schön Platz nehmen in meinem Reich, ich mach aus dir jetzt Hollywood.«
    Christine Neubauer, so eine wie die hatte er gesagt, als sie ihn nach seiner Traumfrau gefragt hatten. Groß, kräftig, sexy. Noch lieber wäre ihm allerdings Lieselotte Sachen, genannt Lotte, aus Bleckhausen. Die war Medizinische Fachangestellte und sah ein bisschen aus wie die Neubauer – in eifelanisch. Der stieg er schon seit vier Jahren, sieben Monaten und zwölf Tagen hinterher, ohne sie auch nur einmal angesprochen zu haben. Sie wusste nicht einmal, dass es ihn gab. Aber ab heute würde das alles egal sein.
    Nach einigem Herumgemache in Ulfs Gesicht lehnte sich der Maskenbildner zurück und beäugte ihn kritisch. »Besser kriegt dich Gott auch nicht hin, Schatzilein. Nach dem gemeinsamen InlineSkaten pudere ich dann noch mal nach. Du sollst ja nicht glänzen wie ein kleines Schweinchen.«
    Das InlineSkaten, oh Gott, sie würden doch nicht wirklich ...?
    Er war es selbst schuld. Alles. Im Vorstellungsvideo hatte Ulf behauptet, dass er im Winter Snowboard und im Sommer Inlineskate fuhr – wobei er nicht einmal wusste, wie man bei den Dingern das Gleichgewicht hielt. Er wusste nur, dass sie hip waren. Ulf hatte auch behauptet, er sei immer in Bewegung, nun sollte auch Schwung in sein Liebesleben kommen. Dabei war er so beweglich wie ein Zaunpfosten. Zudem würde er, so hatte er schwadroniert, ein Candle-Light-Dinner unter dem Sternenhimmel für seine zukünftige Bäuerin ausrichten. Was man halt so sagte.
    Als er aus der Maske trat, fing ihn der Aufnahmeleiter ab und leitete ihn in die Käserei, wo Tinka Brause bereits attraktiv neben dem metallenen Milchbottich stand. Sie war fraglos ein Sahneschnittchen, aber viel zu dürr für ihn. Die passte zweimal in Christine Neubauer rein.
    »Wo steckt denn Ihr Team heute? Wir hatten sehr gehofft, ein paar Bilder von ihnen machen zu können. Sind sie etwa wieder in Urlaub? Ich dachte immer, eine Käserei steht nie still. Die Ziegen müssen doch jeden Tag gemolken werden, und die Milch kann man ja auch nicht vergammeln lassen.«
    Ulf lächelte gereizt. »Die sind zu einer Familienfeier. Da mache ich jetzt eben alles selbst, muss gehen. Als Chef muss man sowieso alles können.« Ulf drückte auf irgendeinen Knopf und nichts passierte. Gut so.
    »Ja, gut so, seien Sie weiter geschäftig, wir brauchen ein paar schöne Shots, wie Sie voller Vorfreude arbeiten, bevor Ihre Traumfrau kommt. Machen Sie den Deckel auf, dann können wir von oben filmen und die Milch sehen.« Sie hob den Deckel des Metallbottichs einige Zentimeter an.
    Ulf schlug ihn herunter. »Das ist ganz schlecht für die Temperatur. Wie bei einem Soufflé.«
    War natürlich Quatsch. Es war ganz schlecht wegen der toten Käserin in der Milch. Aber irgendwo hatte er sie schließlich entsorgen müssen. Und so eine Leiche war ja nicht gerade klein, die passte nicht einfach so unter den Teppich. Er hatte sie mit der Käseharfe erschlagen. Die war viel schärfer gewesen als erwartet. Ulf hatte nicht gedacht, dass man einen Kopf damit in Streifen ... nun ja, es hatte nicht sehr appetitlich ausgesehen. Und volle zehn Minuten hatte es gedauert, bis er das linke Ohr unter einem Schrank wiedergefunden hatte. Aufgrund des Blutes hatte die Milch nun eine zartrosa Färbung. So, als hätte Prinzessin Lillifee reingestrullert.
    Damals, für den Vorstellfilm, hatte er dem Team des
Vulkanhofs
einen Ausflug spendiert – allerdings inoffiziell. Offiziell hatten sie als schönste Eifelkäserei vom Tourismusverband eine Busreise nach Camembert ins Museum geschenkt bekommen. Die hatte Cousin Klaus mit seinem alten, fensterlosen Ford Taunus durchgezogen. Muss für alle ein echtes Erlebnis gewesen sein, sagte er hinterher. Das Käsemuseum hatte zwar geschlossen, aber die Fahrt: einmalig.
    Und diesmal hatte Ulf sich der Ziegenkäsefamilie tatsächlich offenbart, ihnen Geld, Arbeitskraft, und seinen Körper für abartige Spielchen angeboten, doch sie hatten sich einfach geweigert, das Feld zu räumen. Da waren sie es irgendwie selbst schuld, oder? Es ging doch

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