Kramp, Ralf (Hrsg)
Treppe putzte. Klar, ich konnte diese neugierige Ziege überhaupt nicht leiden, weil sie immer an der Tür gehorcht hat. Aber ich habe sie wirklich nicht geschubst. Nur den Schrubber im richtigen Moment angehoben, so ganz zufällig … Bei meiner Tochter gefällt es mir jetzt gut. Sie wohnt in Leudersdorf, in einem alten Bauernhof. Ich habe ein eigenes Zimmer, das war früher der Kuhstall. Irgendwie ist das ja schon komisch, im Stall zu wohnen. Meine Tochter meinte, ich solle mir keine Gedanken darüber machen. Wir essen immer gemeinsam und unternehmen auch viel zusammen. Mein Schwiegersohn ist nicht so angetan. Ich habe gehört, dass er mich auch schon mal »die Kuh« genannt hat. Er streitet öfter mit meiner Tochter und wird auch laut. Ich habe Sorge, dass er gewalttätig wird. Aber da habe ich mir auch schon etwas überlegt. Oder meinen Sie, ich soll mich da raushalten? … Ja, Sie sind auch sprachlos. Das kann man doch nicht so hinnehmen, dass das eigene Kind geschlagen wird. Ich kenne da ein ganz besonderes Kochrezept. Das hat meiner Großmutter schon gute Dienste geleistet. Ich bin sicher, dass wir bald unsere Ruhe haben werden. Und dann kann ich mit meiner Tochter zusammen endlich die lang geplante Kreuzfahrt machen. Ach, wissen Sie, das Gespräch mit Ihnen hat mir richtig gut getan. Sie können so gut zuhören und sind so verständnisvoll. Aber jetzt muss ich los. An der Tür klingelt es. Tschüss!«
Robert stand verdrossen an der Kaffeemaschine und wartete darauf, dass der Kaffee endlich durchgelaufen war. Das dauerte ja wieder ewig. Dieser Job hier war einfach das letzte. Telefonseelsorge! Er war ja von seiner Call-Center-Tätigkeit einiges gewohnt. Aber das hier übertraf alles. Diese ganzen hysterischen Weiber, die einem die Ohren vollseierten. Und er hatte gedacht, er könnte hier Leben retten, was Gutes tun. Aber das hier war echt nicht sein Ding. Eben hatte er nach dem zweiten Satz den Hörer weggelegt, und wollte sich erst einmal eine Tasse Kaffee holen, bevor er sich die Lebensgeschichte inklusive Zweitem Weltkrieg von der Alten anhörte. Die war bestimmt noch eine Stunde in der Leitung. Ohne Koffein war das nicht auszuhalten. Heute war definitiv sein letzter Tag hier.
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Die Autoren
Marita und Jürgen Alberts, beide Jahrgang 1946, leben seit Beginn der Siebzigerjahre in Bremen. Zusammen schreiben sie Kriminalgeschichten und Reiseromane. Jürgen Alberts schreibt zudem Kriminalromane (Serie von zehn Büchern über die Hansestadt Bremen), sowie historische Romane. Den Deutschen Krimi-Preis erhielt er für
Tod eines Sesselfurzers
. Weitere Informationen unter:
www.juergen-alberts.de
Jacques Berndorf ist das Pseudonym des 1936 in Duisburg geborenen Journalisten, Sachbuch-und Romanautors Michael Preute. Sein erster Eifel-Krimi,
Eifel-Blues
, erschien 1989. In den Folgejahren entwickelte sich daraus eine deutschlandweit überaus populäre Romanserie mit Berndorfs Hauptfigur, dem Journalisten Siggi Baumeister. Berndorf setzte mit seinen Romanen nicht nur die Eifel auf die bundesweite Krimi-Landkarte, er avancierte auch zum erfolgreichsten deutschen Kriminalschriftsteller mit mehrfacher Millionenauflage. 2003 erhielt er vom
Syndikat
, der Vereinigung deutschsprachiger Krimi-Autoren, den »Ehren-Glauser« für sein Lebenswerk. Sein jüngster Kriminalroman
Die Eifel-Connection
erschien im Frühjahr 2011.
Guido M. Breuer, wurde 1967 in Düren geboren. Er wuchs in Düren und in der Nordeifel auf. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann arbeitet er heute als selbstständiger Unternehmensberater und Autor und lebt mit seiner Familie in Kreuzau in der Eifel.
Carola Clasen schreibt seit 1998 Kriminalromane, die in der Eifel spielen. Mit
Spiel mir das Lied vom Wind
erschien 2009 ihr sechster Roman um die eigenwillige Kriminalkommissarin Sonja Senger. Auch mit ihren Kurzgeschichten und Lesungen hat Carola Clasen sich einen Namen in der Region gemacht. Die »Queen of Eifel-Crime« ist Mitglied im
Syndikat
und lebt und arbeitet in Hürth.
Stephan Everling, geboren 1963 in Bonn, ist seit 1994 freischaffender Autor, Musiker, Künstler und Fotograf. Er arbeitet außerdem mit der Malerin Maf Räderscheidt zusammen. 1999 erschien sein erster Krimi. Weitere Buchveröffentlichungen folgten, sowie Kompositionen und Texte für Theater, Kabarett und Fernsehen. Stephan Everling lebt und arbeitet in Schleiden. Mit
Totenkammerwald
(KBV) führte er seinen Ermittler Kommissar Schwarz als neue Figur in die
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