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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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als Schmerzmittel genutzt, wie gesagt. Aber wenn man keine Schmerzen hat, haben sie durchaus eine drogenartige Wirkung. Ich habe das vorher auch nicht gewußt, aber nach dem Vorfall habe ich mich erkundigt. Das Zeug wirkt benebelnd, euphorisierend und hat ein erhebliches Suchtpotential!«
    »Man kann also damit Geld verdienen?«
    Benno guckte erstaunt. »Sicher, klar. Wenn man Leute kennt, die auf so etwas stehen. Aber mal im Ernst. Meinen Sie, Peuler hat mit dem Verkauf morphinhaltiger Medikamente sein Taschengeld aufgebessert? Es wird tatsächlich genug geklagt unter Medizinern, aber so weit ist es noch nicht gekommen – jedenfalls, wenn es um die Chefärzte geht.«
    »Falls Peuler sich tatsächlich selber bedient hat, glaube ich auch eher an Eigenbedarf«, sagte ich nachdenklich, »aber wahrscheinlicher ist, daß er jemanden decken wollte.«
    »Jemanden decken?«
    »Ja, einen Mitarbeiter, der Peulers Namen in die Patientenkurve eingetragen hat.«
    »Aber warum sollte er?«
    »Ja, warum sollte er?« Ich legte mich nachdenklich zurück. »Das ist eine gute Frage.«
    »Auf jeden Fall ist es kein Zufall, daß ich plötzlich die Station wechseln sollte.«
    Ich horchte auf.
    »Einen Tag nach dem Vorfall mit dem Dolantin-Patienten teilte Schwester Berthildis mir mit, ich würde dringender auf der Fünf gebraucht.«
    »Auf der Fünf?«
    »Das ist absoluter Quatsch. Dort oben sind sie eher überbesetzt. Auf der Drei dagegen wäre ich dringend notwendig.«
    »Strafversetzung sozusagen.«
    »So sehe ich das auch. Peuler wird Berthildis entsprechend angewiesen haben. Und nicht nur das. Darüber hinaus hat er Schwester Beate und mich zur Verschwiegenheit verpflichtet.«
    »Wie denn das?«
    »Nun, er hat uns gesagt, wir sollten die Sache nicht an die große Glocke hängen. Das werfe ein schlechtes Licht auf das Krankenhaus und wir müßten das auf jeden Fall für uns behalten.«
    »Und das habt ihr auch getan?«
    »Schon. Natürlich ist auch Beate inzwischen mißtrauisch geworden, aber sie hat die Klappe gehalten, und ich auch. Bislang stand ja auch alles auf höchst wackligen Beinen. Ein paar Beobachtungen. Unter Umständen nichts von Bedeutung.«
    »Bis du heute morgen von Peulers Tod erfuhrst?«
    Dem Jungen schössen die Tränen in die Augen. »Mensch, was soll ich denn jetzt machen? Was ist hier eigentlich los?«
    »Ich habe keine Ahnung, Benno. Sicher ist nur: Es ist etwas los auf dieser Station. Und du hast eventuell Informationen, die mit dem Mord zusammenhängen könnten.«
    »Das macht mir angst« Bennos Stimme war jetzt mehr als brüchig.
    »Das kann ich verstehen, Benno. Das macht sogar mir angst, obwohl ich gar nicht direkt mit drinhänge. Ich mache dir folgenden Vorschlag. Inzwischen wird die Kripo eingetroffen sein. Ich könnte mir vorstellen, daß sie sehr bald mit mir sprechen wollen. Immerhin war ich als einer der ersten am Tatort. Ich werde ihnen sagen, daß du ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen hast. Es wird nicht weiter auffallen, wenn sie dich vernehmen. Ich schätze, alle Mitarbeiter auf der Station werden früher oder später ins Kreuzverhör genommen werden. Halte dich einfach bereit: Und wenn es dann soweit ist, dann bitte darum, mit dem ermittelnden Beamten allein sprechen zu dürfen, also ohne daß da die halbe Pankratius-Belegschaft drum herum steht. Hast du verstanden?«
    Benno nickte.
    »Wenn dir das lieber ist, frag, ob ich dazukommen kann.«
    »Ist gut«
    Benno blieb noch einen Augenblick sitzen.
    »Ich bin froh, daß Sie hier sind«, sagte er dann schüchtern. Mir lag auf der Zunge, daß ich das ganz anders sah. Doch ich hielt mich zurück und versuchte ein Lächeln.
    »Sieh es positiv!« sagte ich und stellte mir im selben Augenblick vor, wie man einen ermordeten Menschen in einer Blutlache positiv sehen sollte. »Dir wird demnächst etwas von den Schultern genommen. Was die Polizei mit deinen Informationen anfangt, ist dann ihre Sache.«
    Benno nickte noch mal. »Also dann, bis später.«
    Ich winkte ihm aufmunternd zu. Dann war Benno verschwunden. Im selben Moment stellte sich ein heftiger Brechreiz ein. Ich schaffte es gerade noch bis zur Toilette auf dem Flur. Während ich mich zum dritten Mal übergab, mußte ich mir eingestehen, daß mein Blinddarm wohl doch noch nicht so richtig in Ordnung war. Oder hatte mein Brechreiz mit dem Erlebnis von heute morgen zu tun? Zum ersten Mal kam mir jedenfalls die Frage in den Sinn, wie viel Blut eigentlich bei einer Geburt so fließen könnte.

5
    Es

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