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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Berthildis deutete strahlend auf Alexa. Die hob abwehrend die Hände. »Ich bin noch nicht dran. Zunächst muß mein Mann seinen Blinddarm loswerden.«
    »Na, das sollte doch wohl gelingen.« Schwester Berthildis blinzelte durch ihre dickglasige Brille und packte am Bett an, was der Fahrt neuen Schwung verlieh. »Jetzt geht’s erstmal auf Ihr Zimmer.«
    Auf dem Flur war trotz der Abendstunde noch einiges los. Vor uns humpelte ein Mann mit zwei Krücken den Gang entlang. Als sich das Bett näherte, preßte er sich an die Wand und ließ uns durch. Mir kam der Verdacht, daß er Berthildis’ Fahrstil schon kannte. Kurz bevor der Gang eine Biegung machte, hielten wir an. Benno öffnete die Tür und lotste mein Bett ins Zimmer hinein. Von der Größe her handelte es sich um ein Zweibettzimmer, doch außer mir war niemand zu entdecken.
    »Vorerst haben Sie das Zimmer für sich«, erklärte Schwester Berthildis. Pfleger Gustav sagte gar nichts mehr. Bei Berthildis hatte sogar er nicht mehr viel zu melden. Er klemmte nur noch die Räder des Bettes fest »Muß wieder auf den Posten!« erklärte er dann, hob die Hand und zog ab. Benno schloß sich direkt an. »Ich komme bald mal vorbei!« rief er beim Hinausgehen. »Dann feiern wir ein Revival des Geschichts-Grundkurses.« Er grinste noch einmal von einem Stehohr zum anderen. Dann machte er sich aus dem Staub. Zehn Minuten später war auch Schwester Berthildis verschwunden, natürlich nicht, ohne mich gründlich einzuweisen und mir die Ankunft eines Anästhesisten zu versprechen. Als sich die Tür hinter ihr schloß, atmete ich tief durch.
    »Verdammte Hacke!« murmelte ich.
    Alexa faßte meine Hand. »Alles halb so wild«, beruhigte sie mich. »In drei, vier Tagen bist du hier raus. Dann ist die ganze Sache vergessen. Ich hole dir jetzt etwas zum Anziehen und rufe bei der Schule an. Es wird schon alles ohne dich laufen. Und morgen früh sieht die Welt schon ganz anders aus.«
    Dankbar lächelte ich Alexa an und gab ihr einen Kuß.
    Morgen früh sieht die Welt schon ganz anders aus.
    Wie wahr, was meine Walfrau da sagte.
    Wie fürchterlich wahr!

3
    Mein Schlaf endete am nächsten Morgen ziemlich abrupt. Ich wußte zunächst gar nicht, wo ich war. Dann sah ich Schwester Berthildis vor mir und erinnerte mich.
    »Gut geschlafen, Herr Jakobs?« Schwester Berthildis war, obwohl schon wieder oder noch immer im Dienst, voller Energie. Das unterschied uns irgendwie grundlegend.
    »Ich stelle Ihnen ein Säftchen hier auf den Nachttisch. Trinken Sie das bitte gleich. Dann bekommen Sie von der Narkose schon gar nichts mehr mit.«
    Ich fragte mich, ob das wirklich nötig war. Im gestrigen Schmerzmittel mußte auch etwas Einschläferndes gewesen sein. Jedenfalls fühlte ich mich noch immer so kaputt, daß ich eh nichts mitkriegen würde. Um ein Haar wären mir die Augen wieder zugefallen.
    »Meine Kollegin wird Ihnen gleich einen Einlauf machen«, zwitscherte Schwester Berthildis weiter. »Bis später!«
    Einen Einlauf? Plötzlich war ich hellwach. Offensichtlich hatte ich die wichtigsten Passagen in Dr. Peulers Vortrag gestern wirklich verpaßt! Dann riß ich mich zusammen und konzentrierte mich auf meine baldväterlichen Pflichten. Ich mußte jetzt aufstehen, mich auslaufen und operieren lassen, um möglichst schnell wieder Alexa zur Seite zu stehen. Voller Tatendrang, aber mit eingekniffenem Po machte ich mich auf den Weg zur Toilette. Im Flur wollte ich gerade die Klotür öffnen, als ich ihn hörte. Einen Schrei. Einen Schrei, der durch Mark und Bein fuhr. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Etwas Schreckliches mußte passiert sein. So schrie man, wenn man um sein Leben schrie. Ich ging einen Schritt weiter auf den Flur und schaute, woher der Schrei gekommen sein könnte. Aus Richtung des Schwesternzimmers kam mit Panik im Blick Schwester Berthildis angerannt.
    »Woher kam das?« rief sie im Vorbeilaufen.
    »Von da!« antwortete ich. Die Stationsschwester hastete schon in die richtige Richtung. Ich folgte ihr etwas langsamer. Der Flur machte jetzt einen Knick. Vor uns auf dem Gang stand eine Tür auf. Berthildis blieb stehen und blickte vorsichtig hinein. Aus zwei Metern Entfernung sah ich, wie sie die Hand vor den Mund preßte. Langsam folgte ich ihr und warf ebenfalls einen Blick hinein. Eine Frau stand direkt neben der Tür an die Wand gelehnt. Sie war kalkbleich und wimmerte leise vor sich hin. Ich sah mich angsterfüllt um. Es war ein Büro, das sich vor mir auftat, feudal

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