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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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hoffte, dass seine Anwesenheit sich positiv auf Hawkes nervöses Wesen auswirkte.
    »Anscheinend können Sie uns gut verstehen, Jimmie«, sagte ich.
    »Das hier ist toll, ich war noch nie im Fernsehen. Soll ich etwas singen?« Er schielte in die Kamera und trällerte ein paar Noten in einer heiseren Fistelstimme.
    » Da war mal ein süßes Mädchen namens Cherry, mit ’nem klasse Hinterteil … und jedes Mal, wenn ich an sie denke, stellt sich mein Johannes steil .«
    Die schwarze Hand tauchte wieder auf, drückte Hawkes’ Schulter, und dann ertönte eine tiefe Stimme: »Reißen Sie sich zusammen, Mr. Hawkes.«
    Hawkes warf dem Aufseher einen mürrischen Blick zu. »Das würde er nicht sagen, wenn ich der verdammte Hank Williams wäre!«
    »Sie kennen Hank Williams, Mr. Hawkes?«, fragte Cherry.
    »Als ich klein war, dudelten seine Songs Tag und Nacht. Wenn eine seiner Platten lief, schlich ich ins Haus, und dann kreischte Mama: WEGEN DIR IST DIE NADEL GESPRUNGEN! ZUR STRAFE KRIEGST DU NICHTS ZU ESSEN !« Hawkes neigte den Kopf, näherte sich der Kamera und zwinkerte. »Hank Williams hätte ich gern verspeist. JEDENFALLS LIEBER ALS DEN MADENVERSEUCHTEN SCHEISS, DEN DER PFAFFE AUFGETISCHT HAT !«
    »Wie bitte?«, hakte Cherry nach und warf mir einen fragenden Blick zu. »Wollen Sie damit sagen, dass Bruder Tanner Ihnen verdorbene Lebensmittel zu essen gegeben hat, Jimmie?«
    Hawkes steckte sich den Finger in den Mund und würgte. » MINDERWERTIGES DOSENFLEISCH, DAS IN DEN LÄDEN NICHT MEHR VERKAUFT WERDEN KONNTE !«
    Hatte Tanner die Mülltonnen von Lebensmittelläden durchgestöbert und den Jungs Abfälle vorgesetzt? Das würde durchaus Sinn ergeben, denn der Mörder hatte Tanner mit vergiftetem Essen getötet. Ich rang mir ein Lächeln ab und zwinkerte ebenfalls.
    »Ich möchte Ihnen gern etwas zeigen, Jimmie, und erfahren, was Sie davon halten.«
    Aus der Schreibtischschublade zog ich die Zeichnung, die ich vor ein paar Minuten angefertigt hatte.
    »Bitte, Jimmie, erzählen Sie uns ganz genau, was Ihnen durch den Kopf geht, ja?«
    Ich hielt das Blatt Papier hoch. Darauf stand:
    = (8) =
    Hawkes riss die Augen auf und schrie: » LEGT DEN HODENSCHUTZ AN UND DECKT DIE WELPEN! ZEIT, EIN PAAR ÄRSCHE ZU VERSOHLEN !«
    Er begann, aufgeregt auf dem Stuhl auf und ab zu hopsen.
    »Was ist, Jimmie?«, drängte ich ihn. »Erzählen Sie mir, was Sie sehen.«
    » SCHÜTZT EURE EIER, SCHLAGT ZU, BIS HIRN AN DEN WÄNDEN KLEBT !«
    »Jimmie!«
    » ZURRT ES FEST, BIS ES RICHTIG SITZT! HEUTE ABEND GEHT’S ZUR SACHE !«
    »Was ist das, Jimmie? Was habe ich da gezeichnet?«
    Er sprang von seinem Stuhl auf, so dass wir nur noch seinen Bauch und die Oberschenkel sehen konnten, legte die Hand auf seine Genitalien und bewegte das Becken ruckartig nach vorn in die Kamera.
    » HEUTE ABEND IST JEMAND DIE NUMMER ACHT! FÜNF, VIER, DREI, ZWEI, EINS … HAU DEM ARSCHGESICHT ORDENTLICH IN DIE FRESSE !«
    Ab da drehte Hawkes vollends durch, schlug um sich, verteilte Tritte. Wärter stürmten das Zimmer, in dem plötzlich das Chaos regierte. Die Show war vorbei, und ich schaltete die Kamera aus. Cherry drehte meine Zeichnung um und betrachtete sie lange.
    »Jetzt sehe ich es auch«, meinte sie schließlich. »Das soll ein Hodenschutz sein, oder?«
    Ich nickte nachdenklich. »Einfach und trotzdem auf den Punkt gebracht. »Das Ist-gleich-Zeichen steht für die Bänder, die Klammern für die Schale und die Zahl 8 für den Kämpfer.«
    Cherry machte große Augen. »Wäre es möglich, dass …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Unmöglich, von der Nummer auf den Kämpfer zu schließen. Die wurden jeden Abend neu verteilt. Aber Crayline ist Nummer 5.«
    »Die Zahl auf dem Symbol, als Bridges getötet wurde. Crayline hat Bridges doch erledigt, oder? Er konnte den Kerl auf den Tod nicht ausstehen.«
    »Meiner Meinung wurde mit Bridges’ Tod gleich zweierlei erreicht. Crayline machte seine Drohung wahr und nahm Rache. Gleichzeitig war es ein Lehrstück, mit dem Crayline demonstrierte, wie man jemanden tötet.«
    Cherry verzog das Gesicht. »Puh! Aber es ergibt durchaus Sinn. Was allerdings keinen Sinn ergibt, sind die Postings auf der Geocaching-Website. Wieso dieses Zeichen, das für einen Kämpfer steht? Warum die Koordinaten? Und weshalb werden überhaupt Informationen veröffentlicht, die Menschen an einen Tatort locken? In dem Fall steigt doch das Risiko, erwischt zu werden.«
    »Dass das FBI informiert wurde, erhöht genauso das Risiko«,

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