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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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stellte ich klar. »Fällt dir nichts auf?«
    Cherry antwortete nicht gleich, sondern nahm sich etwas Zeit, um sich die Ereignisse des Tages zu vergegenwärtigen, an dem Taithering gestorben war, und sich an die Erklärung meines Bruders zu erinnern, dass der Mörder darauf aus gewesen war, seine Rachegelüste öffentlich zur Schau zu stellen.
    »Gefahr, Vernichtung, Bloßstellung«, sagte sie und drehte sich zu mir um. »Laut Charpentier der einzige Weg, um die Vergangenheit auszulöschen.«
    Ich nickte. Cherry trat ans Fenster, sah nach draußen und legte nachdenklich den Finger auf die Lippen. Kurz darauf drehte sie sich mit einem seltsamen Funkeln in den Augen zu mir um.
    »Wer sagt denn, dass es nur ein Junge aus dem Camp in die XFL geschafft hat?«

Kapitel 50
    Ihre Worte hatten denselben Effekt wie der Schlag eines Zen-Meisters: Obwohl mir schwindelig wurde, sah ich auf einmal alles ganz klar. Meine Finger zitterten so stark, dass ich mich vertippte und die Nummer, die in meinem Notizbuch stand, zweimal wählen musste.
    »Mickey Prince, bitte«, sagte ich. »Detective Ryder möchte ihn sprechen.« Es dauerte einen Moment, bis mein Anruf durchgestellt wurde. Ich konnte beinah spüren, wie Princes Hand über dem Hörer schwebte, ehe er abnahm und sich mit gespielter Jovialität meldete.
    »Hallo, Detective Ryder. Schön, von Ihnen zu hören. Ist alles okay?«
    »Aber sicher, Mick.«
    »Hm, das ist ja prima. Was gibt es?«
    »Sie haben doch einem Großteil Ihrer Kämpfer neue Namen verpasst, oder?«
    »Wie ich schon sagte, jemandem, der Lester Doodle heißt, kauft man einfach nicht ab, dass er ein harter Bursche ist.«
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Namen vorlesen, falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Schießen Sie los, Detective.«
    Ich schlug die Seite in meinem Notizbuch auf, auf der die Namen der Jungs standen, die am Solid Word Programm teilgenommen hatten. Hawkes’ Namen ließ ich aus, denn seine Geschichte kannten wir schon.
    »Jessie Collier … Elijah Elks … Bemis Smith … Creed Baines … Teeter Gasper … Donald Nunn. Kennen Sie einen von ihnen?« Ich suchte Cherrys Blick, während ich mit angehaltenem Atem auf Prince’ Antwort wartete.
    »Klar«, meinte der. »Teeter Gasper. Wie kann man denn einen Jungen so nennen? Hätte er einen Zwillingsbruder, würde der wahrscheinlich Totter heißen.«
    »Welchen Namen haben Sie sich für Teeter einfallen lassen, Mick?«
    »Teeter war der Bursche, der Bobby Lee besiegt hat«, erklärte Prince. »Und sein Sieg kam ihn teuer zu stehen. Teeter ist Mad Dog … Jessie Stone.«
    Verdattert beendete ich das Gespräch.
    »Was ist?«, wollte Cherry wissen.
    »Jessie Stone ist überhaupt nicht nach Irland ausgebüchst«, klärte ich sie auf. »Er kam nach Hause, um seine Vergangenheit auszulöschen.«
    *
    »Stone und Crayline kannten sich schon, als sie noch klein waren, oder?«, meinte Cherry, nachdem sie die neusten Informationen verdaut hatte. »Haben die beiden in verschiedenen Camps gekämpft?«
    Die Appalachen reichten von den im Norden von Alabama gelegenen Talladega Mountains bis nach Kentucky. Im Schutz der Dunkelheit und der Wälder konnte man die Jungs in unauffälligen Lieferwagen unbemerkt von einem Schuppen zum anderen transportieren. Dort warteten lärmende Säufer mit vollen Taschen auf sie, tranken Bier oder Whisky und platzierten ihre Wetten, während die kleinen Kämpfer sich auszogen, ihr Suspensorium anlegten und von den Trainern letzte Anweisungen erhielten.
    Ich nickte. »Man hat die beiden gezwungen, bis aufs Blut gegeneinander zu kämpfen. Solch eine Erfahrung kann zweierlei bewirken: abgrundtiefen Hass oder hundertprozentige Loyalität.«
    »Ich werde eine offizielle Suchmeldung nach Stone herausgeben«, entschied Cherry. »Und dann muss ich alle Beteiligten – inklusive Krenkler – informieren.«
    »Na, die wird sich freuen. Und du brauchst in Zukunft nicht als Supermarktkassiererin zu arbeiten.«
    »Kommst du mit?«, fragte sie und warf ihre Tasche über die Schulter. »Ein Teil der Ehre gebührt immerhin dir.«
    »Darauf kann ich wirklich gut und gern verzichten. Und außerdem brauche ich etwas Zeit, um mir noch ein paar Gedanken zu machen. Sieh dich bitte vor. Stone hat seinen Kumpel verloren. Wer weiß, ob er jetzt nicht vollends durchdreht? Er hat Beale abgemurkst, obwohl er nur mit einem der Schurken von damals verwandt war und mit den Kämpfen gar nichts zu tun hatte. Das mag ziemlich durchgeknallt erscheinen,

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