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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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Lee Crayline ist.« Seine Spielchen ermüdeten mich. »Du hast jeden manipuliert, der im Institut in deine Nähe gekommen ist, denn du musstest unbedingt rauskriegen, wie sie ticken und dir eventuell nützlich sein können.«
    »Deine Einschätzung finde ich zynisch. Ich hatte nie Kontakt mit diesem Mann.«
    » HÖR AUF ZU LÜGEN !«, brüllte ich, legte – ohne zu überlegen – die Hände um den Hals meines Bruders, riss ihn vom Stuhl hoch und schleuderte ihn gegen die Wand. »Wusstest du, dass die Institutsmitarbeiter rund um die Uhr aufpassen, welche Patienten miteinander sprechen, Zeit verbringen und sich anfreunden? Sie sammeln diese Daten für eine Interaktionsstudie, weil sie erfahren möchten, wer sich mit wem zusammentut, die Schwachen mit den Schwachen oder die Schwachen mit den Starken … und wer wem benutzt.«
    »Es heißt wen «, knurrte mein Bruder. »Und nur damit du’s weißt … ich finde so etwas ganz abscheulich.«
    »In der Sekunde, in der Crayline auftauchte, hast du ihn umgarnt. An ersten Tag hast du ihm zugenickt, am zweiten flüchtig mit ihm gesprochen, am dritten mit ihm gegessen. Nach einer Woche habt ihr euch aufgeführt wie siamesische Zwillinge. Morgens wartete Crayline im Gemeinschaftsraum gespannt auf deinen dramatischen Auftritt. Die Institutsmitarbeiter sind sehr wohl in der Lage, die Körpersprache ihrer Patienten zu interpretieren, Jeremy. In dieser Beziehung hattest du die Hosen an, und der große, gemeingefährliche Bobby Lee Crayline hat dich für eine Art Zaubermeister gehalten.«
    »Lügen, nichts als Lügen, verbreitet von miesen Spionen.«
    »Weißt du, was noch registriert wurde?«
    »Wahrscheinlich mein Stuhlgang.«
    Ich drückte ihn fester gegen die Wand. »Wie du und Bobby Lee Crayline allein in einer Ecke auf der Couch gesessen habt. Er heulte wie ein Baby, und du hast ihm auf die Schulter geklopft und ihm etwas ins Ohr geflüstert. Typen wie Crayline heulen normalerweise nicht, Jeremy. Worum ging es da?«
    Nun leistete mein Bruder Widerstand, schüttelte meine Hände ab und schubste mich weg. »Na schön«, kapitulierte er und unterstrich dies, indem er die Hände hob. »Ich entsinne mich an Bobby. Er hatte Probleme, gravierende Probleme.«
    »Mann, dort hat jeder Probleme!«, blaffte ich ihn an. »Wenn nicht die, wer dann? Worüber haben du und Crayline geredet?«
    »Ich habe Bobby ein paar Dinge aus meiner Vergangenheit erzählt, und meine Erfahrungen haben ihn sehr berührt. Die Art und Weise, wie ich meine Geschichte, meine Misshandlungen überwinden konnte, haben ihn schwer beeindruckt.«
    »Hast du ihm auch verraten, wie das endete?«, wollte ich wissen. Jeremy hatte unseren Vater ausgeweidet und seine Einzelteile in Baumkronen aufgehängt.
    Da schmunzelte mein Bruder, reckte den Zeigefinger und bewegte ihn auf und ab, als steche er mit einem Messer zu. »Von Ende würde ich da nicht sprechen, sondern eher von einem Anfang.« Er neigte den Kopf zur Seite und musterte mich neugierig. »Was für ein Tag, was, Carson? Ich spreche von dem Tag, als die Bullen auftauchten und uns sagten, dass wir frei sind.«
    … Polizisten standen vor der Tür und informierten unsere Mutter, dass ihr Mann in einem nahe gelegenen Wald aufgefunden worden war. Wie bei einem abscheulichen Ritual hatte sein Mörder ihn an einen Baum gefesselt, bei lebendigem Leib ausgeweidet, seine Innereien auf dem Boden und in den Baumkronen verteilt .
    »Wie sollte ich das je vergessen?«, erwiderte ich.
    »Weißt du noch, was für ein Messer ich benutzt habe, Carson? Vaters altes Jagdmesser, das er von seinem Vater geerbt hat. Es war ganz hinten in der obersten Schreibtischschublade versteckt.«
    Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte ich mich noch genau, wie sich das Messer in meiner Hand anfühlte. Die fünfzehn Zentimeter lange, leicht gekrümmte Edelstahlklinge war scharf wie ein Rasiermesser gewesen.
    »Selbstverständlich«, räumte ich ein. »Wieso ist das so wichtig für …«
    »Habe ich dir mal verraten, warum ich gerade dieses Messer wählte?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich weil es da war und nicht vermisst wurde.«
    Gelangweilt, als würde ich ihm die Zeit stehlen, schüttelte mein Bruder den Kopf. »Jetzt gib hier nicht den Einfaltspinsel, Carson. Das war Daddys Lieblingsmesser, und ich hatte etwas Wichtiges damit vor … nur musste ich es zuerst reinigen, indem ich seine Verbindung zu dem Messer kappte und eine eigene herstellte.«
    Die Stimme meines Bruders wurde

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