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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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meinen Wagen vorwärts. Ich schaltete den Gang runter, schleuderte um die Kurve und kam wieder auf die Straße. Crayline rammte mich erneut und feuerte einen Schuss ab. Mein Seitenfenster zerbarst. Ich trat in die Eisen, um die nächste Haarnadelkurve zu nehmen. Durch das kaputte Fenster fielen Regentropfen auf mein Gesicht.
    »Ich rücke die Vergangenheit zurecht«, schrie Crayline mir zu. »Sie können mich nicht aufhalten.«
    Er folgte mir durch die Spitzkehre, nahm die Kurve enger als ich und versuchte, mir den Weg abzuschneiden. Er verfehlte mich um Zentimeter, brüllte auf und feuerte weitere Schüsse auf mich ab. Regen peitschte in mein Gesicht, ich schaltete herunter und gewann ein paar Meter. Irgendwo da vorn war der kleine verwunschene Weg, der zu Cherrys Haus führte. Crayline heftete sich an meine Stoßstange.
    Im Licht unserer Scheinwerfer tauchte ein schmaler Pfad zwischen den Bäumen auf. Ich bremste, bog ab und rollte ein paar hundert Meter vor Cherrys Zufahrt von der Straße. Dabei fuhr ich einen Baum um, rutschte seitlich weg, riss das Steuer herum und bog auf Cherrys Zufahrt.
    Crayline holte auf. Erst als ich den Regen aus den Augen geblinzelt hatte, sah ich die Lichter von Cherrys Blockhaus, die Bäume in ihrem Garten, den schmalen Weg, der hinter dem Gebäude weiterzuführen schien.
    Der Abstand zwischen mir und Crayline schrumpfte immer weiter. Eine Kugel schrappte über mein Dach.
    Ich raste an Cherrys Haus vorbei, wartete eine Millisekunde und schaltete dann in den zweiten Gang herunter. Auf diese Weise bremste der Motor, während meine Bremslichter dunkel blieben. Ich hielt auf einen Baum zu und prallte dagegen. Der Airbag explodierte. Ich knüllte ihn zusammen, als Crayline an mir vorbeibretterte, wahrscheinlich schadenfroh gackernd über meinen Zusammenstoß mit dem Baum.
    Er würde seinen Triumph nicht lange auskosten können. Für Bobby Lee Crayline gab es kein Zurück, und ich stellte mir vor, wie das Grinsen auf seinen Lippen einfror, wenn er den Blick nach vorn richtete und nichts außer Luft sah.
    Crayline trat auf die Bremse, und dann dauerte es noch einen Sekundenbruchteil, bis er in hohem Bogen in die Tiefe rauschte. Als Cherry die Haustür aufriss und sich mit einem Gewehr in der Hand umschaute, quälte ich mich aus meinem Pick-up.
    »Alles in Ordnung«, rief ich. »Ich bin’s.«
    Obwohl sie kaum mehr als ein großes T-Shirt trug, kam sie nach draußen. Da auch ich nur Boxer Shorts anhatte, passten wir – kleidungstechnisch gesehen – ganz gut zusammen.
    »Du liebe Zeit, Ryder. Was läuft hier?«
    Mit einer Handbewegung gab ich ihr zu verstehen, dass sie mir zum Abgrund folgen sollte. Wir wagten uns an den Rand vor, spähten nach unten und schauten zu, wie Bobby Lee Crayline in einem orangefarbenen Flammenmeer starb.

Kapitel 36
    Um halb neun Uhr morgens betraten Cherry und ich eine der beiden größten Hütten im Park, die das FBI inzwischen als provisorisches Woslee-Hauptquartier nutzte. Krenkler war kurz vor uns eingetroffen. Mir kam es so vor, als wären ihre Haare noch heller und steifer als bei unserer letzten Begegnung. Diesmal hatte sie die Spitzen so stark nach außen gefönt, dass man unwillkürlich an Die große Welle von Kanagawa denken musste. Sie telefonierte mit ihrem Handy und scheuchte ihre gestressten Mitarbeiter währenddessen nur mit Blicken und unablässigem Fingerschnippen hin und her.
    Dann bedeutete sie uns mit einem Fingerzeig, am Esstisch Platz zu nehmen, beendete ihr Gespräch, schob einen Streifen Kaugummi zwischen ihre scharlachroten Lippen und starrte mich missmutig an, als sie sich zu uns gesellte.
    »Sie kennen diesen Burschen, Ryder, haben ihn im Staatsgefängnis von Alabama verhört. Sie waren im Institut, als er geflohen ist. Und dann ist er gestorben, während er versuchte, Sie zu töten. Für meinen Geschmack sind das zu viele Zufälle. Was steckt dahinter?«
    Über diese Frage zermarterte auch ich mir schon seit Stunden den Kopf. Ich fuhr mit der Hand über mein Gesicht.
    »Ich habe nicht den geringsten Schimmer. Es ist mir genauso ein Rätsel wie Ihnen. Ich habe nichts getan, womit ich Crayline gegen mich hätte aufbringen können. Wahrscheinlich schiebt er schon sein ganzes Leben lang einen Hass auf Menschen und hat seinen Groll an …«
    »Ihnen ausgelassen. Er wollte Sie hierhaben.«
    »Dafür gibt es kein Motiv, denn ich habe ihm nichts getan.«
    Krenkler, die mehrere funkelnde Ringe trug, stützte ihre Hände neben mir auf den

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