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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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Crayline, der ihn umklammerte, seitlich am Kopf. Crayline grinste, verpasste Stone einen Hieb aufs Ohr, sprang zurück und traf Stones Kopf mit dem Fuß.
    Als der Gongschlag die Runde beendete, zogen die Kontrahenten sich in ihre Ecken zurück, wurden verarztet und erhielten Anweisungen. Crayline ließ Stone nicht mal für eine Sekunde aus den Augen.
    Die nächste Runde begann. Stone bekam einen Schlag ab und flog gegen die Käfigwand. Craylines Lippen bewegten sich, als redete er permanent auf seinen Gegner ein. Die nach Blut gierenden Zuschauer johlten, schrien und rissen die Fäuste hoch. Männer, gebaut wie XFL -Kämpfer, standen neben Typen, die aussahen, als würden sie sich ausschließlich von Schweineschmalz ernähren.
    »Was für ein Publikum!«, meinte Cherry. »Diese Typen hätten sich im Kolosseum köstlich amüsiert.«
    Stone und Crayline droschen aufeinander ein. Stone deutete einen Linksausleger an, wich nach rechts aus, kam nach vorn und landete – bisher sein bester Schlag – einen Aufwärtshaken. Crayline taumelte zwei Schritte zurück und ermöglichte es Stone, ihn mit einer Geraden auf den Hintern zu setzen. Als Crayline nach hinten fiel, trat blutroter Schaum aus seinem Mund und spritzte auf die Matte. Die Kamera fuhr näher heran, um das Spektakel minutiös einzufangen.
    Als der Ringrichter Stone den Sieg zusprach, drehte die Meute auf den Zuschauerrängen durch. Stones Leute kamen in den Käfig und legten ihm einen Mantel um die Schultern. Crayline wurde weggebracht. Jemand wischte sein Gesicht mit einem Handtuch ab. Als er an Mickey Prince vorbeikam, blieb er stehen und umarmte ihn.
    »Haben Sie das gesehen?«, fragte Cherry. »Achten Sie auf Crayline.«
    Sie hielt die Aufnahme an. Auf dem Bildschirm war nur Craylines Gesicht zu sehen, der den Kopf drehte und zum Käfig hinübersah, wo Stone seine Siegerrede hielt. Crayline wirkte ganz und gar nicht wie ein Verlierer. Mit triumphierender Miene rang er sich ein schiefes Grinsen ab. Für einen Mann, der gerade einen Kampf verloren hatte, war dies eine sehr ungewöhnliche Reaktion.
    Knapp sechs Monate nach jenem denkwürdigen Tag fand man Jessie Stone halbtot in einem tiefen Erdloch in West Virginia, wo er in seinen eigenen Exkrementen lag und mit Müll gefüttert worden war. Dass die Polizei ihn überhaupt gefunden hatte, verdankte er einem glücklichen Zufall.
    Hatte Bobby Lee Crayline schon damals seinen Rachefeldzug geplant?
    »Das war’s«, verkündete Cherry und schaltete den DVD -Spieler aus. »Gott sei Dank. Ich kann diesen Typen wirklich nicht mehr sehen. Zu dumm, dass er mich wahrscheinlich noch so lange beschäftigen wird, bis wir diesen Fall endgültig ad acta legen können.«
    Sie packte die DVD s in eine braune Papiertüte und schob sie unter die Couch.
    »So. Jetzt muss ich diese verdammten Dinger wenigstens nicht mehr sehen.«
    Ein Blick auf die Armbanduhr verriet mir, dass es kurz vor acht Uhr war.
    »Der Abend ist noch jung«, meinte ich. »Was sollen wir beide jetzt anstellen?«
    »Ich gieße uns einen Cognac ein«, sagte sie leise. »Und dann machen wir dort weiter, wo wir gestern Abend aufgehört haben.«
    Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Kapitel 39
    »Weißt du, was mir einfach nicht aus dem Sinn gehen will?«, fragte ich Cherry.
    »Sicher«, antwortete sie. »Und ich habe überhaupt nichts dagegen.«
    Die Sonne ging auf, und der Geruch von frischem Kaffee ströme durch Cherrys Blockhaus. Ihre Tasse stand auf ihrem Nachttisch, während ich im Schneidersitz auf der Matratze saß, meinen Kaffeepott umklammerte, hin und wieder einen Schluck trank und nachdachte.
    Ich lachte. »Darauf wollte ich nicht hinaus.«
    In gespieltem Trotz zog sie das Laken über ihr Gesicht. »Du bist in Gedanken schon wieder bei der Arbeit, was?«
    »Tut mir leid.«
    Sie reckte den Kopf und seufzte. »Na, schieß mal los. Ähm, ich meinte, sag’, was du denkst.«
    »Soweit ich mich entsinne, hat Bobby Lee nie etwas Gutes über einen seiner Mitmenschen verlauten lassen. Wieso aber umarmt er Prince wie einen Bruder?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ich wüsste zu gern, ob Bobby Lee einen Vertrauten hatte.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    Im Grunde schloss auch ich diese Möglichkeit aus. Andererseits wusste ich, dass sich Crayline während seines kurzen Aufenthaltes im Institut Jeremy anvertraut und bei einer Gelegenheit sogar geweint hatte. Die Öffentlichkeit hält Serienmörder für Ausgeburten des Bösen, was so

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