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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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brachten seine gebräunte, behaarte Brust und die schwere Goldkette zur Geltung.
    »Wir halten uns fürs Erste bedeckt«, flüsterte ich Cherry zu. »Mal sehen, was passiert. Und bitte wundere dich nicht, wenn ich ihn mit merkwürdigen Anschuldigungen konfrontiere.«
    »Si, Cheffe« , meinte Cherry hinter vorgehaltener Hand.
    Der Mann kam uns mit ausgestreckter Hand entgegen. »Ich bin Mickey Prince.« Angesichts des riesigen Schildes mit den zehn Zentimeter großen silbernen Buchstaben auf der Bürotür wirkte seine Vorstellung albern.
    »Wir hätten ein paar Fragen zu einem Kämpfer, Mr. Prince«, sagte ich. »Das dauert nur ein paar Minuten, und dann sind Sie uns auch schon wieder los.«
    »He, wenn Alberto Ventura schon wieder seine Freundin verprügelt hat, will ich davon nichts hören. Dass ich ihn unter Vertrag genommen habe, war ein schwerer Fehler. Von mir aus können Sie ihn gern runter an die Grenze schaffen und nach Mexiko zurückverfrachten.«
    »Der Name Ventura sagt mir nichts.« Mein Blick wanderte zu den Kartons hinüber. »Wollen Sie umziehen?«
    »Nach Vegas. In zwei Wochen sind wir weg. Ich habe im höchsten Schuppen am Strip die obersten vier Etagen gemietet und stehe in Verhandlung, das ganze Gebäude zu kaufen.«
    Hoffentlich wehte dort oben in luftiger Höhe eine leichte Brise. Dann konnten sie wenigstens die Fenster aufreißen und endlich den Gestank loswerden.
    »Na, wenn Sie nicht wegen Ventura hier sind, wegen wem denn dann? Hat Ironman Mitchel mal wieder ein Hotelzimmer geschrottet?«
    »Wir sind wegen Bobby Lee Crayline hier, Mr. Prince«, erklärte Cherry.
    Princes Lächeln verblasste. »Bobby Lee ruft mich nie an. Ich habe der Polizei versichert, dass ich Bescheid gebe, sobald er sich mit mir in Verbindung setzt. Wieso nerven Sie mich immer wieder mit derselben Geschichte?«
    Prince glaubte, dass wir von ihm wissen wollten, ob Crayline sich bei ihm gemeldet hatte. Wahrscheinlich riefen ihn die Kollegen aus Alabama deswegen einmal im Monat an.
    Ein Bär von einem Mann, der ein Stück weiter drüben auf einen Sandsack eingehämmert hatte, merkte, wie Princes Miene sich verdüsterte, und stieß zu uns. Sein Hals war tätowiert, und er hatte die Augen eines Hais.
    »Brauchen Sie Hilfe, Mr. Prince?«
    Cherry zog ihre Marke heraus und hielt sie dem Hai vor die Nase. »Das hier ist ein vertrauliches Gespräch, Süßer. Zieh Leine, bevor ich dich nach deinem Namen frage und überprüfe, was für Vorstrafen du hast.«
    Der Typ blähte die Nasenlöcher auf und trollte sich. Prince deutete mit dem Kinn auf die hinter ihm liegende Tür. »Wir können in meinem Büro weiterreden.«
    Dort stand inmitten von unzähligen Umzugskartons ein völlig überdimensionierter Mahagonischreibtisch, vor den Prince zwei Klappstühle stellte, ehe er sich auf einen Herman-Miller-Chair aus schwarzem Leder fallen ließ, der aussah, als stamme er aus einem alten Kampfjet.
    »Haben Sie hier angefangen?«, fragte Cherry. »In Louisville?«
    »Vor gut zehn Jahren. Das Studio schließen wir nicht. Wir machen ein Franchise auf, und das hier wird dann einer von vielen Orten, wo man trainieren kann. In den nächsten zwölf Monaten wollen wir landesweit drei Dutzend Läden eröffnen.«
    »Klingt so, als liefen die Geschäfte gut«, merkte Cherry an.
    »Nein, so würde ich das nicht ausdrücken.« Prince grinste. »Ich mache Geld wie Heu.«
    »In was für einer Größenordnung bewegen Sie sich?«, wollte ich wissen.
    Prince lehnte sich genüsslich zurück. »Der letzte XFL -Kampf, der im Bezahlfernsehen ausgestrahlt wurde, brachte eine Einschaltquote von 1,7 Millionen, und jeder Zuschauer blättert dafür fünfzig Mäuse hin. Dazu kommt das, was die Zeitschriften, Poster und T-Shirts abwerfen. Als Nächstes vertreiben wir Actionfiguren. Und die Eintrittspreise für das Publikum vor Ort sind noch gar nicht eingerechnet.«
    »Was für ein Publikum haben Sie?«, fragte ich.
    »Jungs, die heiß auf Action sind. Vor allem junge Typen. Das da draußen ist die beste Demo.«
    »Was meinen Sie?«, hakte Cherry nach, die mit Prince’ Marketinggeplapper nichts anfangen konnte. »Eine Demonstration?«
    »Nein. Demographie: Alter, Einkommen, Schulbildung. Im Gegensatz zur Psychographie, bei der die Geisteshaltung oder Bedürfnisbefriedigung des Konsumenten im Fokus steht.«
    »Gewalt«, spekulierte Cherry. »Männer, die ihre Kontrahenten fertigmachen.«
    »Action«, widersprach Prince. »Und zwar richtige Action.« Er zeigte durch das

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