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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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einfach nur mit Null-Euro-Preisen, sondern auch mit einem breiteren Angebot: „Unter den Werken finden sich häufig auch von den ‚Piraten‘ selbst digitalisierte Bücher (meist in hoher Qualität), die offiziell gar nicht als Ebooks angeboten werden. (…) Der legale Markt geht oft an den Kunden und ihren Bedürfnissen vorbei“. Mit der bisherigen Verlagspolitik geht die Studie dementsprechend hart ins Gericht: Schlimmer als bei der Musikindustrie würden einige Verlage die Nutzer regelrecht dazu erziehen, illegalen Angeboten den Vorzug zu geben. Als Rezept empfehlen die Autoren der Studie dieselben Strategien, mit denen die Musikindustrie zur Zeit schon experimentiert: Verzicht auf Kopierschutz und Übergang zu Flatrate-Tarifen. DRM halten die Autoren der Studie ohnehin nur noch für kontraproduktiv und „nicht mehr zeitgemäß“.
    Als Vorbilder für solche Modelle könnten zudem in der eigenen Branche internationale wissenschaftliche Verlage dienen, die Universitäten und Bibliotheken bereits Flatrates anbieten würden. Große Hörbuch-Plattformen wie etwa Audible.com arbeiten ebenfalls schon mit monatlichen Gebühren. Sinnvoll sei das E-Book-Business den Autoren der Studie zufolge nur dann, wenn es eine „wesentliche Änderung der digitalen Strategie im deutschen Buchwesen“ geben würde.
    Was bringt die Kulturflatrate?
    Mit flächendeckenden Flatrate-Tarifen wäre auch die Buchbranche genau dort angekommen, wo viele Unterstützer des Crowdfunding-Modells hinwollen. Bei Flattr klingt das ja auch bereits im Namen mit. Wie sagt Peter Sunde noch? „Flattr is a wordplay of flattr and flatrate. With a flatrate fee, you can flattr people“. Der Crowdfunding-Service Kachingle war sogar von vornherein ähnlich wie ein Abo-Modell angelegt worden, es lebt vom regelmäßigen Besuch auf bestimmten Webseiten. Doch auch flattr geht mit der „subscribe“-Funktion in diese Richtung.
Für viele Anhänger des Crowdfunding-Gedankens ebenso wie die Copyleft-Aktivisten sind einzelne Flatrate-Tarife bestimmter Anbieter jedoch bestenfalls der Weg, und nicht das Ziel. Die große Lösung heißt für sie: Kulturflatrate. Im einfachsten Modell würde dabei die monatliche Zugangsgebühr für die Internetnutzung auch einen Obolus für den genutzten Content enthalten. Tim Renner, ehemaliger Chef von Universal Deutschland und heute mit seinem Musiklabel Motor im Indie-Bereich unterwegs, schlug schon 2010 im Rolling Stone-Magazin einen Betrag von 12,90 Euro vor. Denn das wäre „so viel pro Monat wie eine CD gefühlt kostet“. Gar nicht mal so unrealistisch, wie aktuelles Gutachten zur „rechtlichen und ökonomischen Machbarkeit einer Kulturflatrate“ (2013) nahelegt, das im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen vom Göttinger Medienrechtler Gerald Spindler verfasst wurde. Der Experte hält darin eine monatliche Gebühr zwischen fünf und 25 Euro für angemessen. Dabei könnte sich die Tatsache, dass durch die freie Weitergabe von E-Books, Filmen oder Musik der Verkauf natürlich nicht im Verhältnis eins zu eins ersetzt wird, dämpfend auf die Flatrate auswirken.
    Im Gutachten geht es freilich um ein per Gesetz verordnetes „Pauschalabgabensystem“. Renner forderte dagegen im Rolling Stone die Musikindustrie auf, solch ein System selbst einzuführen, um eine staatliche Kulturflatrate zu vermeiden. Kein Wunder, denn Pauschalabgaben auf Breitband-Internet-Anschlüsse, das klingt nicht zufällig nach Fernseh- und Rundfunkgebühren. Nach einem ähnlichen Modell finanzieren sich bekanntlich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland – Teilnehmergebühren an den „ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice“ muss jeder entrichten, der einen Rundfunk- oder Fernsehempfänger besitzt (wozu mittlerweile auch ein PC zählt).
    Auch der „Kopierpfennig“, den die Verwertungsgesellschaft Wort für die von ihr vertretenen Autoren bei der Geräteindustrie eintreibt, war schon immer eine Art Kulturflatrate avant la lettre. Allerdings weisen Bezeichnungen wie etwa „Gebühreneinzugszentrale“ (GEZ, vielleicht nicht ganz zufällig seit 1.1.2013 „Beitragsservice“ genannt) oder das Abgaben-System bei der VG Wort auf ein großes Problem solcher Modelle hin, denn hier geht es nicht um freiwillige Spenden, sondern um eine Zwangsumlage. Über den Verteilungsschlüssel hat der einzelne zudem keine Kontrolle, es geht nicht ohne Behörden und Bürokratie.

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