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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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vereinigen, während der Löwenanteil des letzten Drittels fast vollständig an Innovestment und Companista ging. Trotzdem lautet das Motto der Crowdinvestment-Branche offenbar: „Follow the money“. Denn der Gründerboom in diesem Bereich stellt die Dynamik von Spendenplattformen deutlich in den Schatten.
Gab es vor zwölf Monaten gerade einmal zwei Plattformen (nämlich Seedmatch und Innovestment), so werden es in Kürze beinahe zwanzig sein. Ob der Markt wirklich genug Raum bietet für die Newcomer von Bergfürst über Deutsche Mikroinvest oder mybusinessbacker bis zu United Equity, bleibt abzuwarten.
    Vielleicht liegt die Chance ja in einer ganz besonderen Form der Diversifizierung – nämlich der Regionalisierung. Wie das gehen kann, macht die Crowdfunding-Plattform Startnext vor: sie ermöglicht auf Grundlage der eingespielten Software Ausgründungen wie etwa Dresden-Durchstarter und nordstarter (Hamburg). Das Franchise-Prinzip könnte allerdings auch mächtiger Konkurrenz aus dem Ausland den Einstieg ins Krautfunding ebnen – Kickstarter, sozusagen die Mutter aller Crowdfunding-Plattformen, hat 2011 gerade den Sprung vom nordamerikanischen Kontinent auf die britischen Inseln gewagt. Weitere Dependancen in Europa sollen folgen. Die internationale Crowdfunding-Plattform Indiegogo ist sogar schon einen Schritt weiter: sie akzeptiert jetzt auch Euro-Spenden, und experimentiert gerade mit einem deutschsprachigen Interface.

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    Krautfunding als das nächste große Ding?

Neue Geschäftsmodelle gesucht
    Wenn es bei Crowdfunding nur um ein neues Fundraising-Modell für wohltätige Zwecke gehen würde, bräuchte man wahrscheinlich nicht lange über das Thema nachzudenken (es sei denn, man wäre Präsident eines Tierschutzvereins). Wenn es einfach nur einen neuen Trick bedeutete, mit dem sich Musiker, Web-Comic-Zeichner oder findige Startup-Unternehmer Kapital für ihre Projekte beschaffen können, gäbe es für Dritte wohl auch keinen echten Grund für den vertiefenden Blick.
    Doch ebenso wie das Auftauchen der Internet-Crowds überhaupt beginnt die durch Web 2.0 in Kombination mit Micropayment ermöglichte Dankeschön-Ökonomie die Spielregeln unserer Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Einerseits senkt die von der Unterhaltungs-Industrie so lautstark beklagte „Kostenlos-Kultur“ des Internets nicht nur die Zahlungsbereitschaft der Massen für digitalen Content, sondern erschüttert auch die Akzeptanz von Urheberrecht und Copyright. Andererseits sind viele Menschen plötzlich bereit, freiwillig für Kunst, Kultur oder Journalismus zu bezahlen, obwohl die jeweiligen Inhalte im Internet auch ohne Bezahlung zugänglich sind. Ja sie sind sogar bereit, für Projekte zu spenden, von denen sie und andere Menschen erst in der Zukunft profitieren werden.
    Neue Geschäftsmodelle gesucht
    Ein perfektes Beispiel dafür, wie weit sich der gesellschaftliche Wandel bereits vollzogen hat, ist die Musikindustrie. Und das sogar im doppelten Sinn. Das Teilen, Tauschen und Weitergeben von Musik-Files ist so starker Teil der Jugend- und inzwischen auch Erwachsenen-Kultur geworden, dass große Portale wie etwa iTunes auf Kopierschutz verzichten. Auch erste Experimente mit Flatrate-Tarifen gibt es schon. Zugleich begann nicht zufällig im Musik-Business eine ganz andere Grass-Root-Revolution – denn hier nahm schließlich die Crowdfunding-Bewegung ihren Anfang.
    Insofern ist der jüngste „Seitenwechsel“ von Flattr-Mitgründer Peter Sunde auch nur scheinbar. Als Pirate-Bay-Betreiber half er mit, das illegale Filesharing von Musikdateien populär zu machen – was ihn und seine Mitstreiter am Ende vor Gericht brachte. Doch die Motivation bei der illegalen Lösung namens Pirate-Bay war letzlich dieselbe wie bei der legalen Lösung namens Flattr: „Ich will die Macht von den großen kapitalistischen Firmen nehmen, die den Markt kontrollieren. Flattr ist demokratisch und gibt allen Menschen, die ja gleich wertvoll sind, die Möglichkeit zu sagen, was ihnen gefällt und was nicht“, äußerte sich Sunde im April 2011 gegenüber der taz.
    Presse zwischen Paywall & Kostenlos-Kultur
    Eine ähnliche Konfrontation wie im Bereich der Musikindustrie erleben wir mittlerweile bei Büchern und Zeitungen. Online-Nachrichtenportale gibt es schon seit den 1990er Jahren, bisher meistens mit kostenlosem Zugang – die Verlage waren vor allem an einer möglichst großen Reichweite interessiert. Doch sinkende Auflagen und steigender Kostendruck

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