Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
als gedrucktes Comic-Buch erhältlich.
„Das Leben ist kein Ponyhof“
Tja, das Leben eines Web-Comic-Zeichners ist kein Ponyhof. Das weiß natürlich auch die Kölnerin Sarah Burrini. Trotzdem wagte sie 2009 den Versuch, mit ihrer Serie „Das Leben ist kein Ponyhof“ finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Wie sich das so anfühlt, kann man in den jeweils montags und donnerstags neu erscheinenden Strips hautnah miterleben. „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist nämlich semi-autobiografisch. Die zentrale Comicfigur namens „Sarah“ sieht der Zeichnerin nicht nur sehr ähnlich – sie ist als ihr alter ego angelegt. Das weitere Personal dagegen ist sichtbar der Fantasie entsprungen, etwa Ngumbe, ein Elefant mit Vorliebe für Miles Davis, El Pilzo, ein mexikanisches Sporengewächs sowie Butti, das obligatorische Pony, allerdings mit dunker Knast-Vergangenheit. Die meisten Leser des Webcomics sind interessanterweise männlich und zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig – das will Burrini jedenfalls über ihre Facebook-Seite herausgefunden haben. Überhaupt scheinen Social Media für den direkten Kontakt zwischen Zeichnerin und Fangemeinde sehr wichtig zu sein.
Veröffentlicht wird der Webcomic „Das Leben ist kein Ponyhof“ via Comic Press, einem speziellen WordPress-Theme. Jede Folge hat ihre eigene Seite, die persönliche Making-of-Kommentare von Burrini enthält, und bald nach Erscheinen auch viele Leserkommentare. Zum Monetarisierungs-Konzept des „Ponyhofs“ gehört neben Twitter-Buttons, PayPal-Spendenknopf wie auch Affiliate-Links oder Werbebannern auch das Merchandizing. Via DaWanda kann man etwa limitierte Drucke einzelner Seiten oder individuelle Zeichnungen erwerben, es gibt aber auch Tassen oder T-Shirts mit Motiven aus der Webcomic-Serie. Wie Daniel Lieskes Wormworld-Saga ist auch Burrinis Serie der „Freeconomy“ verpflichtet. Alle bisher erschienenen Folgen – mehr als hundert – sind online abrufbar. Wer Burrini ganz besonders unterstützen will, kann das übrigens auch durch den Kauf eines „P-Books“ tun. Im Sommer 2011 ist anlässlich des Münchner Comicfestes nämlich erstmals ein gedruckter Hardcover-Sampler erschienen (zum Preis von 14 Euro via Amazon lieferbar).
Der kleine Bruder schlägt zurück: „Befreiung“ von Content
Crowdfunding funktioniert aber nicht nur bei der seriellen Produktion von Content, sei es nun die Webcomic-Serie oder ein Techie-Blog. Schließlich lassen sich durch freiwillige Spenden der Community auch komplette Werke vorfinanzieren, ob nun ein Roman, ein Dokumentarfilm oder ein Plattenalbum. Im Bereich von Kunst und Kultur spricht man dabei auch vom „Street Performer Protocol“. In Verbindung mit den sogenannten Creative-Commons-(CC-)Lizenzen hat dann am Ende auch die Allgemeinheit etwas davon, denn CC-lizensierte Werke dürfen weltweit frei kopiert und genutzt werden.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine Aktion des deutschen Hörspiel-Verlags Argon. Nachdem dort im Frühjahr 2010 eine gekürzte Hörbuch-Version des Cory-Doctorow-Romans „Little Brother“ unter normalem Copyright auf CD erschienen war, kündigte Argon eine kostenlose, ungekürzte Online-Version an. Zur Finanzierung der Produktion wollte man via Internet Spenden sammeln.
Die Handlung von „Little Brother“ könnte zu dieser „Befreiungsaktion“ gar nicht besser passen. Der Held heißt W1n5t0n, seine Waffe ist ein klandestines Netzwerk aus gehackten X-Boxes. Sein Feind: die amerikanische Heimatschutzbehörde, die San Francisco nach einem Terroranschlag in einen Polizeistaat verwandelt. Der Große Bruder bekommt es mit Teenager-Hackern zu tun, die nicht nur Passwörter knacken können, sondern vom Flashmob bis zur virtuellen Pressekonferenz die neuen Medien für sich nutzen.
Der Unterstützung von „Little Brother“-Autor Cory Doctorow konnten sich die deutschen Crowdfunding-Aktivisten sicher sein. Der Mitherausgeber des BoingBoing-Blogs gehört schließlich zu den wohl bekanntesten Gegnern von digitalen Copyright-Beschränkungen. Doctorow veröffentlichte seine Romane wie „Makers“ oder „Down and out in the Magic Kingdom“ unter einer weitgehenden Creative Commons-Lizenz – man kann die E-Book-Versionen nicht nur frei kopieren, sondern verändern, erweitern oder in andere mediale Formate bringen.
Für „Little Brother“ gilt das genauso: „This book is meant to be part of the conversation about what an information society means: does it mean total control, or
Weitere Kostenlose Bücher