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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken und zu sterben, ist vielfach höher als das Risiko, Opfer eines Unfalls, eines Verbrechens oder gar eines Terroranschlags zu werden. Fast jeder dritte Mitteleuropäer erkrankt im Lauf seines Lebens an Krebs – in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2012 mehr als 500

000 Menschen –, und mehr als vier von zehn krebskranken Menschen sterben.
    Klingt das zynisch für Sie? Aber wie zynisch muss es dann für Sie klingen, wenn man die Schlagzeilen und Titelseiten zählt, in denen von Terror und Terroranschlägen die Rede ist, obgleich im letzten Jahrzehnt beispielsweise weit mehr als 1000 Mal so viele Amerikaner an Krebs starben? Ist diese verschwiegene Katastrophe nicht die unheimlichste? Hat sie keine Öffentlichkeit verdient? Begnügen oder beruhigen wir uns mit der fatalistischen Ansicht, Krebs sei ein Ereignis, das uns schicksalhaft heimsucht und von uns nicht zu beeinflussen ist? Wir werden noch sehen, wie wenig dieser Fatalismus weiterführt, denn er führt am Leben vorbei.
    Imogen zeigte mir, wie sehr Menschen, die an Krebs erkrankt sind, nach Information hungern. Sie möchten Bescheid wissen. Und schon dieses Wissen vermag heilsam zu sein. Wissen über Krebs schwächt die Tabus ab und vermindert die Unsicherheit, mit Krebskranken und ihren Angehörigen angemessen umzugehen. Wissen kann und soll zu vernünftigem Präventionsverhalten führen – ja, wir können uns gegen Krebs schützen, auch wenn wir vor ihm nie ganz sicher sein werden! Und schließlich lindert Wissen auch die diffusen, kriechenden Ängste in uns.
    Kinder fürchten sich im Dunkeln, aber auch Erwachsene können sich der suggestiven Kraft der Finsternis nicht völlig entziehen. Ein Spaziergang durch ein Waldstück an einem sonnendurchfluteten Sommernachmittag lässt auf der Gefühlsklaviatur eine ganz andere Tonart anklingen als derselbe Gang zur Geisterstunde.
    Obwohl auch andere Erkrankungen tödlich verlaufen, ist kaum eine andere Krankheit so sehr mit Vorurteilen und Metaphern überfrachtet wie der Krebs. 1 Krebs, so schreibt Susan Sontag, ist »die Krankheit, die nicht anklopft, bevor sie eintritt. Sie [hat] die [archetypische] Rolle einer als erbarmungslose, geheime Invasion erfahrenen Krankheit übernommen – eine Rolle, die so lange behalten wird, bis ihre Ätiologie eines Tages klar wird.«
    Der scheinbar dunkle Ursprung und die Gefährlichkeit der Krankheit bilden genau jene Mischung, aus der anschließend Tabus entstehen. Ein unverstellter Blick ist fast immer leichter auszuhalten als ein alles umwabernder Nebel aus Unsicherheit und Unwissenheit, der selbst noch im Tageslicht bedrohlich wirkt.
    Die Diagnose Krebs wird von Betroffenen
oder Angehörigen leider immer noch viel zu oft mit einem Todesurteil gleichgesetzt. Dabei sind heute die meisten Krebserkrankungen heilbar.
    Erst meine Frau führte mir vor Augen, in welchem Maß Krebs eine Suche nach Antworten auf bohrende und existentielle Fragen über die Natur und die Folgen dieser Erkrankung auslöst. Wissen über den Krebs ist, davon bin ich fest überzeugt, hilfreich und erleichtert fast immer den Umgang mit der Krankheit und mit den Ärzten.
    Die Motivation, dieses Buch zu schreiben, entspringt bis zu einem gewissen Grad meinem schlechten Gewissen gegenüber all den Patienten, bei denen ich das Gefühl haben musste, ihre Wissbegier sei zu kurz gekommen. Dieses Buch ist auch ein Versuch, nachzuholen, was ich und viele andere Ärzte, die in der Krebstherapie tätig sind, im Tagesgeschäft versäumen und leider versäumen müssen, denn der Alltag in einer Klinik oder einer Praxis hat etwas Unerbittliches: Er setzt unserer Zeit ständig Grenzen.
    Krebs ist kompliziert, aber kein Mysterium,
jedenfalls kein prinzipiell undurchschaubares und dunkles. In diesem Buch versuche ich, Krebs in all seinen Aspekten und Facetten zu benennen, zu erklären und verstehbar zu machen. Sie brauchen für dieses Buch kein Medizin- oder Biologiestudium absolviert zu haben. Einige Erinnerungen an den Biologieunterricht der Schule mögen hilfreich sein, sind aber nicht unbedingt notwendig. Ich glaube, dass Sie nach aufmerksamer Lektüre mehr über die Prinzipien von Krebserkrankungen wissen als viele tätige Mediziner, die nicht auf die Krebsforschung und Krebstherapie, die sogenannte Onkologie, 2 spezialisiert sind. Sie werden außerdem – so hoffe ich – Ihren Körper viel besser kennen und ihn hoffentlich auch wieder bewundern lernen.
    Der Weg zum

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