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Kreuzigers Tod

Kreuzigers Tod

Titel: Kreuzigers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Oberdorfer
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am besten schwieg. Ja, wenn ich eines in den langen Jahren meiner Verbannung gründlich gelernt hatte, dann war es das - Schweigen. Wenn es gelang, auszublenden, wer und welche Verhältnisse durch das Schweigen begünstigt wurden, war es möglich, sich darin einzurichten. Ich spürte, dass ich schwer atmete und innerlich unruhig war, wie einer, aus dem vieles herauszuplatzen droht. Aber ich sagte nichts.
    »Ich will die Karten auf den Tisch legen, denn ich bin ein ehrlicher Mann«, sagte Gschnitzer. »Als wir in der Zentrale von dem Fall Kreuziger Kenntnis erlangten, waren wir alle zutiefst betroffen, dass der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters unter solchen Umständen zu Tode gekommen ist. Nichts schien uns wichtiger, als dass dieser Mord, schon der zweite in dem kleinen Dorf, aufgeklärt würde. Wenn es uns schon nicht gelungen war, Falkenbarth zu sühnen, so sollte sich diese Schande auf keinen Fall wiederholen.«
    »Aber Falkenbarth ist nicht ermordet worden«, sagte ich leise.
    »Schweigen Sie! Und wie im Fall Falkenbarth stan-den wir vor der schwierigen und seltsamen Lage, Sie als unseren Vertreter vor Ort zu haben, Sie, der Sie sich schon im Fall Falkenbarth als trojanisches Pferd entpuppt hatten. Sie, der Sie das Scheitern Ihrer stümperhaften Aufklärungsarbeit im Fall Falkenbarth mit einem absurden Verschwörungsvorwurf gegen die Polizei - der Sie selbst angehörten! - zu bemänteln suchten. Das war nicht nur kläglich, das war auch niederträchtig, Herr Kollege. Warum konnten Sie nicht einfach Ihr Versagen offen eingestehen? Nein, keine Lösung findend, verfielen Sie darauf, eine Lösung vorzutäuschen, indem Sie die Existenz eines Verbrechens in Abrede stellten und allerhöchste Würdenträger anschwärzten! Das hat Ihnen viel Hass eingetragen, mehr, als Sie sich vorstellen können, Sie Judas! Und dennoch: Wir wussten, dass Sie raffiniert sind. Sie waren einer der besten Absolventen der Polizeischule, die es je gegeben hat. Als es um die Frage einer geschickten Vorgangsweise im Fall Kreuziger ging, schlug ich vor, Sie zunächst einmal als Ermittler arbeiten zu lassen. Es war ja unleugbar, dass Sie viele Jahre hier gelebt hatten und aus diesem Grund am ehesten in der Lage waren, die Menschen, die in den Fall verstrickt waren, zum Sprechen zu bringen. Vor allem aber dachte ich mir, dass Sie vielleicht den Fall Kreuziger als eine Gelegenheit betrachten würden, sich zu rehabilitieren und aus diesem Dorf herauszukommen.«
    Er schaute mich forschend an. Er wusste, dass er recht hatte. Ich wich seinem Blick aus.
    »Sehen Sie. Ich dachte mir, dass Sie naiv und dumm genug sind, eine solche Hoffnung zu hegen, während natürlich in Wahrheit keinerlei Aussicht auf eine Wiederherstellung Ihres Rufes besteht, weil Sie ohne jede
    Rückendeckung hohe und höchste Beamte auf eine geradezu umstürzlerische Weise bloßgestellt haben, was man Ihnen nie, nie vergessen wird. Dennoch, Sie verfügen über Erfahrung im hiesigen Gelände, Sie haben kriminalistische Bildung und Sie waren motiviert, sich diesmal zu bewähren. Es schien richtig, Sie ans Werk gehen zu lassen, aber selbstverständlich nicht ohne strenge Beobachtung Ihrer Tätigkeit! Bei unserem ersten Einsatz im Dorf am Tag des Mordes war mir sogleich aufgefallen, dass Ihr Assistent ein -«, er hielt kurz inne, weil ihm einfiel, dass der Engel neben ihm stand, »brauchbarer Kerl ist, brauchbar besonders in dieser Situation.« Er klopfte dem Engel auf die Schulter. »Es sind die Aller- untersten, die Allerniedrigsten, die wissen, was Loyalität ist, die sich in eine Aufgabe noch so richtig verbeißen können. - Am Abend jenes Tages, an dem der Mord geschah, suchten wir den Engel in seinem Haus auf. Eigentlich wohnt er ja, wie Sie wissen, in einem Stall, der nur notdürftig möbliert ist. Er lag auf einer alten Pferdedecke und war voll Bitterkeit. Sie behandelten ihn schlecht, erzählte er. Nicht einmal von der Wurstsemmel, die Sie am Tatort vergessen hatten und die wir, Bachler und ich, Ihre Vorgesetzten, Ihnen ins Büro gebracht hatten, hätten Sie ihm ein Stück abgegeben.«
    »Was?«, fragte ich den Engel, der selbstsicher mit dem Kopf nickte.
    »Lassen Sie ihn doch in Ruhe, ich bitte Sie. Jedenfalls war der Engel froh, dass ich ihn unter meine Fittiche nahm. Und wie herzhaft er gelacht hat, als ich ihm auseinandersetzte, wie machtlos und unwichtig Sie in Wahrheit seien. Gekugelt hat er sich vor Lachen auf seiner Pferdedecke. Und dann hab ich ihm gesagt, wenndu

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