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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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äh … Kleinigkeit, mit der ich wohl keinen anderen beauftragen kann«, erwähnte Sherman. Er drehte sich um und starrte aus dem Fenster, als gäbe es dort draußen etwas ungemein Interessantes zu sehen, wie zum Beispiel die gegenüberliegende Betonwand. Er wirkte dabei nicht sehr überzeugend. Trotzdem verharrte er eine ganze Weile in dieser Haltung.
    Schließlich sagte Hauskyld: »Also, was soll ich für Sie tun?«
    Pater Sherman begann zu zittern. Hauskyld brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sein Gegenüber eine Art Kicheranfall erlitt.
    »Die letzte Lieferung enthielt etwas … äh … sehr Ungewöhnliches. Abgesehen von den Templern natürlich. Ich fürchte fast, es hat Stauraum beansprucht, der eigentlich für Paramente benötigt wurde. Aber unser Missionierungsprogramm ist im Moment wohl nicht so wichtig, oder?«
    Hauskyld hätte am liebsten laut losgebrüllt, dennoch entschloss er sich, lieber sitzen zu bleiben und zuzuhören, was ihm der alte Mann zu sagen hatte. Schließlich obsiegte Pater Shermans Selbstbeherrschung, und er erklärte: »In einem der Container hatte sich ein blinder Passagier versteckt!«
    Hauskyld zuckte die Achseln. »Stecken Sie ihn doch einfach zu den Landsern, Sie haben doch die Vollmacht dazu.«
    »Aber es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen blinden Passagier. Kein Deserteur und kein entflohener Schwerverbrecher. Wie es aussieht, haben wir es mit einem Doktor der Xenologie zu tun.«
    »Warum sollte ein Xenist als blinder Passagier hierher kommen?«
    »Nun … wenn der Betreffende vom Mars kommt …«
    »Vom Mars? Von einem kommunistischen Planeten?«
    »Ah, ja. Von der Olympia Universität, genau gesagt. Ich erwarte eigentlich von dir, dass du mir sagst, wie wir uns verhalten sollen. Zurzeit sitzt sie in der Isolationszelle. Ich dachte mir … äh … du könntest vielleicht mal mit ihr reden? Allein schon aus Höflichkeit, denn sie hat direkt nach dir gefragt, als sie hier ankam! Wenn dir eine Lösung für dieses … äh … Problem eingefallen ist, kannst du gleich zu deiner kleinen … äh … Expedition aufbrechen.«
    Pater Sherman zwinkerte ihm zu und grinste. Damit war Hauskylds Audienz wohl beendet.
    Als sich die Tür hinter ihm schloss, bemerkte er, dass sich der Sekretär ganz in ein Buch mit dem Titel Christliche Abenteuer für Jungen vertieft hatte und es nicht einmal für nötig befand, ihn anzusehen. Hauskyld ging leise hinaus und überquerte den großen Innenhof.
    »Hey!«, rief er so laut, dass ihn der Wachposten verwundert anstarrte. Hauskyld nickte ihm freundlich zu und machte sich auf den Weg zur Isolationszelle.

Kapitel 4
    Die Isolationszelle hätte man treffender als ›Verlies‹ bezeichnet. Sie war auf Befehl des vorherigen Kommandanten eingerichtet worden. In erster Linie sollte das Verlies wohl dazu dienen, renitentes Personal vom Rest der Truppe zu trennen. Also hatte der Kommandant eine Sprengladung im Felsboden verankern lassen, die ein fünf Meter tiefes und etwa drei Quadratmeter großes Loch hinterließ, das man mit einem Eisengitter abdeckte. Wer immer diese Gefangene auch war, sie war jedenfalls der erste Mensch, den man hier eingesperrt hatte.
    Hauskyld sprach einen Augenblick mit dem gelangweilten Wachposten. Der Junge sah nicht älter aus als fünfzehn, war also nicht unbedingt reif genug für eine so verantwortungsvolle Aufgabe, aber doch alt genug, um sich darüber zu ärgern. Dementsprechend machte er kein großes Aufhebens, sondern akzeptierte fraglos Hauskylds Autorität und ließ sogleich die Strickleiter hinunter.
    »Sie hat die meiste Zeit geschlafen«, bemerkte er nur. Hauskyld nickte ihm zu und fragte sich einen Augenblick, wie es sich mit dem kirchlichen Sittenprotokoll vereinbaren ließ, dass er ohne ausdrückliche Einladung das Gemach einer Dame betreten wollte. Schließlich sagte er sich, dass er ja nur einen Befehl befolge, was ihm als ausreichende Entschuldigung genügte. Also drehte er der Grube den Rücken zu und kletterte die Strickleiter hinab.
    Als er den Boden der Grube erreicht hatte, schlief die Gefangene noch immer. Sie besaß gelocktes, dunkles Haar, das ihr locker über die Schultern fiel. Wie die meisten Einwohner kommunistischer Planeten war sie relativ dunkelhäutig. Sie hatte sich mit einem schweren Allwettermantel zugedeckt, der ihre Gestalt größtenteils verbarg.
    Wie lange war es eigentlich her, dass er zuletzt eine Frau gesehen hatte? Sechs Jahre hatte er jetzt auf Randall verbracht,

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