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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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war der einzige Überlebende des ehemals vierköpfigen Knabenchors, den der Erzbischof vor zwei Standardjahren hierher entsandt hatte. Der Knabe war blond und schlank. Er hatte den zweiten Sopran gesungen und schien selbst hier im Wüstenklima ständig unter Erkältungen zu leiden. Wie üblich zögerte der Junge eine ganze Weile, bis er sich dazu durchrang, Pater Shermans Büro zu betreten.
    Hauskyld nutzte die Zeit, um sich etwas umzusehen. Da er nicht sogleich ins Büro geleitet worden war, bedeutete das vielleicht, dass er ausnahmsweise einmal nicht in bösen Schwierigkeiten steckte. Kaum zu glauben, man hatte seinen Namen tatsächlich auf den Terminplan eingetragen – und zwar ausgerechnet für den Zeitraum, in dem Pater Sherman üblicherweise seine Mittagssiesta hielt! Also ging es um etwas Dringliches. Außerdem hatte man ihn allein hierher zitiert, was wohl hieß, dass etwas höchst Ungewöhnliches geschehen sein musste. Oder ging es vielleicht um etwas Persönliches?
    Das Geräusch der Toilettenspülung erklärte, warum Hauskyld so lange warten musste. Der Junge erschien wieder, zog einige Male geräuschvoll die Nase hoch, schluckte und drückte dann die Tür auf.
    »Er ist jetzt bereit, dich zu empfangen.«
    Als Hauskyld ins Zimmer trat, hörte er Sherman grunzen. Offensichtlich war er noch damit beschäftigt, sein Gewand wieder herunterzuziehen und sich aus dem kleinen ›Privatzimmer‹ herauszuquälen. Dann stand der Alte vor ihm und bemühte sich so auszusehen, als hätte er gerade nur eines der Gemälde an der Wand betrachtet.
    »Ah, Bruder Hauskyld, schön dich zu sehen, schön dich zu sehen. Mach doch mal bitte die … äh … Tür zu.«
    Hauskyld tat, wie ihm geheißen und setzte sich unaufgefordert hin. Pater Sherman nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und spielte an den Schaltern herum, die an der Unterseite der Tischplatte befestigt waren. Die Lampen verloschen, und für einen Augenblick hatte Hauskyld den Eindruck, Sherman hätte den Lichtschalter versehentlich betätigt und versuchte nun verzweifelt, das Licht wieder anzuschalten.
    Stattdessen jedoch flackerte der Bildschirm auf.
    »Wir haben da ein paar … äh … sehr interessante Aufzeichnungen vom heutigen Gefecht«, erklärte Pater Sherman.
    Die ersten Szenen der Helmkamera waren ziemlich verwackelt, doch nach und nach wurden die Bilder klarer. Man sah einen Greif, der den Kopf vor und zurück schwang, den Schnabel drohend aufgerissen. Ein toter Randallaner hing auf seinem Rücken; eines seiner riesigen hervorstehenden Augen war zerquetscht, und zwischen dem unteren Armpaar klaffte ein großes Loch.
    Im linken Flügel des Greifs steckte ein Stahlbolzen, ein anderer hatte seinen Ellenbogen zerschmettert. Das rechte Vorderbein war gebrochen, möglicherweise bei der Bruchlandung durch das zusätzliche Gewicht des Randallaners, der es nicht mehr geschafft hatte, vorher abzuspringen.
    Im linken unteren Bildrand war jetzt eine Hand zu sehen, die ein Fangnetz hielt.
    »Das ist noch alles Routine«, sagte Sherman und stoppte den Recorder. »Wir versuchen gerade, alle gestrandeten Greife und Handschlangen einzufangen.«
    Das war für Hauskyld nichts Neues.
    »Na klar. Was gibt es noch?«
    Auf dem Monitor erschien jetzt die Nahaufnahme eines Greifkopfes. Das totenkopfartige Gesicht wirkte maskenhaft, erinnerte entfernt an eine Schlange mit einem Bussardschnabel. Der Schnabel bewegte sich und Pater Sherman drehte den Ton lauter.
    »Ssversswindet yah basstarde, oder wyah lassen die Sslangen loss!«
    Sherman spulte das Video mehrmals zurück und wiederholte die Sequenz. Trotz der hohen Stimme und des Akzentes konnte man die Worte recht gut verstehen.
    Verschwindet, ihr Bastarde, oder wir lassen die Schlangen los!, kreischte der Greif.
    »Unglaublich …«, flüsterte Hauskyld.
    Der Greif zog sich zurück.
    »Verschwindet«, wiederholte er. »Lasst uns in Ruhe!«
    Dann zerfetzte er sich mit einem schnellen Schnabelhieb die starke Brustmuskulatur, zerbrach einige Rippen und riss eine große Arterie durch. Blut spritzte umher, und der Vogel fiel vornüber und verendete. Eine kaum merkliche Bewegung verriet dem Betrachter, dass die Handschlange dem Greif freiwillig in den Tod folgte.
    »Na, was sagst du dazu?«, fragte Pater Sherman, schaltete den Monitor aus und das Licht wieder an.
    »Das ist zweifellos das Bedeutendste, das wir bislang auf diesem Planeten entdeckt haben«, meinte Hauskyld leise.
    »Besteht die Möglichkeit, dass der Greif nur

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