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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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besaß und nicht allzu viele genetische Defekte aufwies, dann hieß es schon: ›Los, Mädchen, mach die Beine breit, deine Zukunft hängt davon ab!‹ In dem Jahr, als ich den Mars verließ, hat man bereits davon gesprochen, Sterilisationen wieder rückgängig zu machen.«
    Am Rand der Grube ertönten Schritte. Kurz darauf kletterte Pater Sherman die Strickleiter herunter.
    »Sehr schön, Bruder, sehr schön«, keuchte er, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Und Sie müssen wohl die … äh … junge Dame sein?«
    »Kann schon sein«, sagte Clio schelmisch. »Und wer sind Sie?«
    »Amtierender Kommandant Pater Ctesis Sherman«, antwortete er mit einer Verbeugung. »Für Sie einfach nur Pater Sherman. Bruder Hauskylds … äh … Chef. Sie werden mein plötzliches Eindringen entschuldigen, aber der Gedanke, dass Sie Bruder Hauskyld auf seiner Expedition begleiten, war so aufregend …«
    »Sie haben gelauscht!« Clio konnte es kaum glauben. »Haben Sie hier Wanzen versteckt?«
    »Na ja, wir sind hier in einer Gefängniszelle«, versuchte Hauskyld zu vermitteln.
    »Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an!«, bat Pater Sherman. »Ich kenne mich mit den Verhältnissen auf den atheistischen Planeten nicht so gut aus. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Bruder Hauskyld bei seinem Bericht nichts … äh … übersieht. Ihre Anwesenheit passt so gut in meine Pläne, da … äh … wollte ich ganz sichergehen, dass nicht noch etwas dazwischenkommt.« Er nickte ein paarmal heftig, als hätte er sich gerade mit einem kleinen Kind unterhalten.
    »Warten Sie mal«, begehrte Hauskyld auf. »Vorher war aber nie die Rede davon, dass …«
    »Aber du wirst doch zugeben, dass dies die Lösung all unserer Probleme ist. Zum einen schaffen wir so diese … äh … Sie entschuldigen den Ausdruck, ›Versuchung‹ aus der Festung. Zum anderen können wir so die … äh … menschlichen Ressourcen, die unter meinem Kommando stehen, am besten nutzen. Bruder Hauskyld hat schon mehrmals auf den Punkt hingewiesen, dass hier noch ein akuter Mangel an xenischer Forschung besteht. Aus diesem Grund habe ich ihm auch die Erlaubnis zu seiner Forschungsexpedition erteilt. Und das, obwohl er unser letzter überlebender Xenist ist. Sie, mit Ihrer Erfahrung auf diesem Gebiet, könnten uns eine … äh … große Hilfe sein. Sie können der Arbeit nachgehen, wegen der Sie hierher gekommen sind, und nebenbei unterstützen Sie Bruder Hauskyld bei seinen Forschungen. Er ist … äh … übrigens kein gänzlich unbekannter Wissenschaftler.«
    »Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass wir einige Vorkehrungen treffen müssen. Bruder Hauskyld ist ein erfahrener und gewissenhafter Forscher, aber er hat auch noch nicht das Alter erreicht, in dem man gegen … äh … gewisse Versuchungen immun ist. Aus diesem Grund darf er auch ausnahmsweise diesen … äh … Auftrag ablehnen. Aber es scheint mir doch wie eine göttliche Fügung … Sie haben natürlich Recht, das entschuldigt nicht mein unerlaubtes Eindringen in Ihre Privatsphäre. Ich bitte nochmals um Entschuldigung.« Der alte Mann unterbrach seinen Redefluss und räusperte sich einige Male.
    »Dann kann ich also gehen?«, fragte Clio ungläubig.
    »Ja, das können Sie«, sagte Pater Sherman. »Wir brauchen noch ein paar Unterschriften von Ihnen, für die Lebensversicherung, Einbürgerung auf einer christlichen Welt und so weiter und so fort. Aber gleich, wenn das alles erledigt ist, beziehungsweise wenn Bruder Hauskyld alles … äh … zusammengepackt hat, was er mitnehmen will, dann können Sie sich auf die Jagd nach den … äh … Wilden machen. Gott sei mit euch.« Er nickte wieder. »Das wäre dann wohl beschlossen.«
    Hauskyld verbeugte sich. Das war der klarste Befehl, den er je von Pater Sherman erhalten hatte. Clio folgte seinem Beispiel und verbeugte sich ebenfalls.
    Der alte Mann blieb noch einen Augenblick stehen und nickte, dann kletterte er wieder langsam die Strickleiter hinauf.
    »Sagen Sie bitte …«
    Pater Sherman drehte sich um und sah zu ihr hinab.
    »Muss ich in dieser Grube bleiben?«
    »Es dauert ja nicht mehr lange«, versuchte er sie zu beruhigen. »Und … äh … wenn Sie es wünschen, kann Bruder Hauskyld Sie ab und zu besuchen. Bis zu Ihrer Abreise, in … äh … einem Tag oder so.«
    Hauskyld war sich hinterher nicht mehr sicher, ob der alte Mann wirklich so schnell die Strickleiter emporgeklettert war, oder ob er

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