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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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am Tisch und Kuf nahm jetzt die freie Stelle ein. Sein Kopf überragte noch immer alle anderen, aber bei diesen Treffen schien das nichts auszumachen.
    »Sind wir vollzählig versammelt?«, fragte Raul. »Iggy, ich weiß dass du deine Gründe hattest, dieses Treffen geheim zu halten, aber jetzt möchte ich wissen, was los ist!«
    »Vermutlich sollte das die Situation dramatischer machen, als sie in Wirklichkeit ist«, meinte der Erzbischof launig.
    Toth-Ftari verbeugte sich. »Euer Ehren, ich bekenne mich schuldig. Aber ich wollte auch sicherstellen, dass das Beweismaterial erst einmal von neutralen Beobachtern gesichtet wird, bevor wir einen offiziellen Bericht verfassen!«
    »Wir haben alle Aufzeichnungen durch ein komplexes Suchprogramm laufen lassen – hauptsächlich handelte es sich dabei um Kameraaufzeichnungen und Verkehrsberichte, aber auch um Kommunikationsdaten, Kreditkartenabbuchungen und so weiter. Die Sentizideinheit hätte diese Arbeit vielleicht auch übernommen, aber bei denen wären bis zur Auswertung mindestens ein paar Wochen vergangen.
    Bei einem Mordfall wie diesem, bei dem das Verbrechen nicht direkt von einer Kamera aufgezeichnet wurde, startet das Programm erst einmal damit, alle zu verdächtigen, die hier an Bord der Orbitalstation sind. Das wären dann also zurzeit rund siebzehn Millionen Verdächtige. Dann werden alle aussortiert, die definitiv nicht zur Todeszeit am Tatort gewesen sein können. Es bleibt eine deutlich kleinere Gruppe übrig, und man prüft dann nach, welche Personen aus dieser Gruppe für die Tat in Frage kommen. Das funktioniert im Prinzip nicht anders als die Detektivarbeit in den alten terranischen Kriminalromanen …
    Wenn man dann einen oder mehrere Verdächtige hat, überprüft man noch einmal die Kontrollkameras, Mikrophone, Kreditkartenabbuchungen, Zugangsanforderungen und so weiter. Eben alle Punkte, anhand derer sich das Handeln des Verdächtigen rekonstruieren lässt. Wenn man dann jemanden gefunden hat, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, stellt man eine Kollektion von Aufnahmen des Verdächtigen zusammen und lässt einen lebenden Beobachter prüfen, ob er ›schuldig‹ aussieht. Eine Maschine kann kein Tatmotiv ermitteln, und verdächtiges Verhalten erkennt sie auch nicht. Was ich hier mitgebracht habe – ich habe dieses Material selber noch nicht gesehen – ist das Ergebnis dieser Computersuchaktion. Anscheinend ist nur ein Verdächtiger gefunden worden. Wir können nur hoffen, dass es sich nicht um Kuf handelt oder irgendeinen armen Hausmeister. Ich möchte alle noch einmal daran erinnern, dass der Mord an Phrath'chra nicht aufgezeichnet wurde und dass wir vielleicht nicht genug Beweise finden, die in einem Gerichtsverfahren zugelassen werden. Aber ich bin überzeugt, dass wir der Polizei noch einen anderen Verdächtigen liefern können als Bischof Kuf, und damit wären wir schon einen großen Schritt weiter.«
    »Aber wenn nur ein echter Verdächtiger existiert, der sich zu der Zeit dort aufgehalten hat«, fragte Raul, »muss man dann überhaupt noch weiter nachforschen?«
    Toth-Ftari schüttelte heftig den Kopf und drehte ihn dabei um deutlich mehr als 180°.
    »Nein. Es könnten sich immer mehrere Verdächtige am Tatort aufgehalten haben. Wenn man in so einem großen Komplex wie dieser Station wohnt, und beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit jemanden tötet, fällt man unter den hunderttausenden von Verdächtigen nicht auf, die sich zur gleichen Zeit am Tatort aufgehalten haben. Und vielleicht hat der wahre Mörder gar nicht die üblichen Wege benutzt. Wenn er es geschafft hat, den ID-Prüfungen für rund zwölf Stunden zu entgehen, fällt er für die Maschine aus dem Raster. Alles, was wir bis jetzt haben, ist jemand, der sich ungefähr zur Tatzeit in dieser Stationszone aufgehalten hat.«
    »Jetzt reicht's!«, brüllte der Erzbischof plötzlich. »Zeige uns endlich die Auswertungen, bevor wir alle verrückt werden!«
    Der General verbeugte sich, balancierte auf einem Bein und trat mit dem anderen gegen ein Symbol an der Wand. Ein Schlitz öffnete sich, und der General schob einen Aufzeichnungsblock hinein und drückte dann einen Knopf. Die Beleuchtung verdunkelte sich, und in der Wand erschien ein Bildschirm. Die Aufzeichnung zeigte einen MAGLEV-Wagen der ruckartig zum Stehen kam. An der Seite des Fahrzeugs blinkten Lichter auf. »Ein nicht genehmigter Halt, manuell durchgeführt«, erklärte Toth-Ftari. »Eigentlich müsste das immer

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