Kreuzzüge
ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was sich diese verrückten Templer leisten.« Er legte einen weiteren Stein auf die kleine Mauer. »Aber wenn wir zurückkommen, drohen uns dafür auch nicht so große Schwierigkeiten wie ihnen. Ist es das, worüber du dir Sorgen gemacht hast?«
»Ja«, sagte sie nur, streckte sich und wischte sich die Stirn mit dem Ärmel ihrer Tunika ab. »Ich habe dich sehr gern und möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Und vergiss nicht, du hast selbst gesagt, dass ›Versuchungen‹ wie ich gegebenenfalls erschossen werden!«
»Mach dir mal darüber keine Sorgen, das werde ich schon verhindern.«
»Okay.« Sie setzte sich auf die Mauer. »Ich glaube, wir sind fertig.«
Er stimmte ihr zu und lehnte sich neben ihr an die Mauer.
»Hauskyld?«
»Ja?«
»Eines möchte ich noch gerne wissen. Ich hoffe, ich trete damit nicht in ein Fettnäpfchen, aber wie willst du die Tatsache rechtfertigen, dass ihr den hier ohnehin bereits vorhandenen Aberglauben noch weiter vertieft?«
»Sagen wir es mal so«, erwiderte er, »ich bin sicher, dass du die politische Absicht hinter dieser Vorgehensweise verstehst.«
Sie nickte. »Gewiss. So könnt ihr diesen Planeten sehr effektiv kontrollieren.«
»Sieh es mal anders: Auf diese Weise wird ein gemeinsamer kultureller Hintergrund geschaffen, der den Einheimischen hilft, sich in der christlichen Nationengemeinschaft zurechtzufinden«, erklärte er. »Außerdem darfst du nicht vergessen, dass nach Ansicht der Theologen damit ein gutes Werk getan wird. Schließlich bewahren wir sie davor, in der Hölle zu landen! Meiner Ansicht nach hängt alles davon ab, von welcher Seite aus man die ganze Sache betrachtet. Was macht die Liga der kommunistischen Welten, wenn sie auf einem fremden Planeten landet?«
»Sie modernisiert ihn.«
»Und was heißt das?« Er sah das Sonnenlicht in den Höhleneingang scheinen, was bedeutete, dass es auf Mittag zuging.
»Oh, freie Wahlen, Bürgerrechte, Verstaatlichung der Industrie, Schulpflicht, Behörden – all diese Dinge. Es sind nur geringfügige Änderungen nötig, um aus einer primitiven Kultur eine Sozialdemokratie zu machen. Das ist beileibe nicht dasselbe, wie den alten Aberglauben noch zu verschlimmern.«
»Tatsächlich?«, fragte er und versuchte, sich etwas bequemer hinzusetzen.
Sie saß eine ganze Weile still da. »Ich vermute, du spielst damit auf das alte Argument an, nach dem Motto: Was ist, wenn sie lieber in einem Feudalstaat leben wollen? Aber dabei werden ungemein wichtige Interessen nicht beachtet und …«
»Wer sagt das?«
Sie zuckte die Achseln. »Der gesunde Menschenverstand.«
Er grinste sie an. »Der ist für uns nicht relevant.«
»Aber immerhin bekommen sie in unserem System wenigstens eine Chance«, meinte sie. »Und wie willst du die Inquisition und die Vorgehensweise der Templer rechtfertigen?«
»Das kann ich nicht … Als Xenist kann ich es wirklich nicht. Aber wenn ihr einen Planeten ›modernisiert‹, welche Angehörigen der fremden Spezies profitieren dann davon? Die neuen Bürokraten, die Gebildeten, die neuen Wahlberechtigten, richtig? Und wer hilft ihnen dabei, ihre neu erlangten Positionen zu behalten? Eure Militärs! Würde eine Regierung, die so abhängig ist, jemals auf die Idee kommen, diese Beschützer wieder wegzuschicken? Das klingt für mich nach einer wirklich effektiven Kontrolle.«
Clio grinste ihn an. »Warum klingt alles, was du sagst, so logisch? Und warum glaube ich trotzdem nicht ein Wort davon?«
»Wahrscheinlich habe ich den falschen Beruf gewählt, ich hätte Theologe werden sollen.« Er legte den Arm um sie, und sie kuschelte sich eng an.
»Ist für Thkhri'jah alles bereit?«
»So bereit, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist«, erwiderte er. »Ich dachte gerade daran, dass du dir meine Beichte anhören solltest.«
»Deine Beichte? Was hast du angestellt?«
»Ich habe mich nicht bei dir bedankt.«
Sie küsste ihn auf die Wange. »Vielleicht vergebe ich dir, vielleicht auch nicht. Ich muss erst noch einmal darüber nachdenken.«
»Vergeben und vergessen.« Er küsste sie sanft auf die Stirn. »Du solltest jetzt besser hier verschwinden, ich kann mich sonst nicht konzentrieren.«
»Sicher, wie du meinst.« Eilig ging sie hinaus. Er dachte gerade daran, ihr nachzulaufen, als Thkhri'jah zu ihm trat.»Hast du dich vorbereitet?«, fragte Hauskyld auf Randallanisch.
»Das habe ich«, antwortete Thkhri'jah leise. »Aber wie sollen
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