Kreuzzüge
schnell aufzustehen, rutschte aber aus und stolperte rückwärts über den Randallaner. Beruhigend legte er ihm die Hand auf die Schulter und sagte in der Wahren Sprache: »Thkhri'jah, mein Freund, mag wissen, welchen Schmerz …«
»Vergib mir! Vergib mir!«, wimmerte der Randallaner. Sein Akzent wirkte ausgeprägter als sonst. »Höre mich an! Lass mich deinen Gott nicht verlieren für immer!« Er schlug auf den Boden und schluchzte ununterbrochen.
Hauskyld versuchte es noch einmal, diesmal lauter und eindringlicher. »Dir sei vergeben«, sagte er in der Wahren Sprache. »Dir sei vergeben! Du musst nur darum bitten!«
Er streichelte Thkhri'jah sanft über den Kopf. »Mein Freund ist verwirrt, er muss sich beruhigen.«
Anfangs war Hauskyld überzeugt davon, dass er ihn nicht verstanden hatte. Dann jedoch beruhigte sich der Randallaner allmählich und atmete wieder ruhiger. Schließlich sagte er in der Wahren Sprache: »Ich muss die Beichte ablegen! Wollen Sie das für mich tun, Pater?«
Hauskyld zögerte. Sicher, er war befugt, eine Beichte abzunehmen. Abgesehen davon wäre es eine Schande gewesen, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen.
»Du wirst noch ein wenig warten müssen. Bete einstweilen – ich brauche ein wenig Zeit, um mich vorzubereiten. Aber wenn du wirklich den Wunsch hast zu beichten, werde ich morgen um die Mittagszeit die Beichte meines Bruders hören. Gehe hin in Frieden, Gottes Vergebung und Liebe sind mit dir.«
Thkhri'jah machte einige tiefe Atemzüge und flüsterte dann: »So soll es sein. Ich werde morgen um die Mittagszeit zurückkehren. Es tut mir Leid, wenn mein Benehmen unschicklich war.«
»Auch ein Freund kann manchmal im unrechten Moment eintreffen, doch wird er uns niemals stören«, sagte Hauskyld weise.
»Es ist, wie du sagst«, stimmte Thkhri'jah zu. Er drehte sich um und verschwand.
»Was sollte denn das?«, fragte Clio.
Sie kuschelten sich eng aneinander, und er übersetzte ihr das Wenige, das er verstanden hatte. Einen Moment lang fragte er sich, ob er nicht erst selbst eine Beichte ablegen müsste, bevor er sich die Sünden eines anderen anhörte. Aber wer wusste schon, ob es überhaupt dazu käme? Er legte den Arm um Clio, strich ihr mit der Hand über den Bauch und spielte mit den Haaren zwischen den Beinen. Sie drehte sich zu ihm um und küsste ihn. Er hörte auf zu denken.
Kapitel 12
»Warum machen wir das eigentlich?«, fragte Clio, während sie einen weiteren Felsbrocken heranrollte. »Da ihr beiden euch kennt, kann bei der Beichte doch sowieso keine Anonymität gewährleistet werden!«
Hauskyld nickte und hievte stöhnend einen weiteren Felsbrocken hoch. »Ich bin ganz deiner Meinung, aber unglücklicherweise ist das unbedingt notwendig. Die Missionare haben es ihm so beigebracht, und es gibt keine konservativere Person als jemanden, der zum Christentum bekehrt wurde. Sie dich mal um, ob du noch mehr von diesen großen Steinen findest …«
Nach einer Stunde anstrengender Arbeit hatten sie eine Mauer mit einem kleinen Fensterchen darin errichtet.
»Ich hoffe nur, die Greife sind hier alle so tolerant wie Kuf«, sagte Hauskyld. »Wenn sie Platz nehmen, können sie einfach über die Mauer blicken.«
»Ist das denn so schlimm? Kannst du die Regeln nicht ein wenig ändern?«, fragte Clio.
»Na, vielleicht ausnahmsweise! Aber normalerweise steht es dem Aufbau des Glaubens doch entgegen, zumindest in dieser frühen Phase.«
»Wem schadet das?«, fragte sie zynisch.
Er grinste. »Es ist ja kein offizieller Befehl. Unter diesen besonderen Umständen kann ich vielleicht einmal eine Ausnahme machen.«
»Hmm.« Clio schleppte einen weiteren Felsbrocken herbei. »Ich habe den Eindruck, dass ihr selbst für die einfachsten Sachen komplizierte Regeln aufgestellt habt.«
»Das ist wohl so«, stimmte er zu. »Aber sie sind nicht immer ganz ernst gemeint. Wusstest du, dass es in meinem Orden Brüder gibt, die verheiratet sind?«
»Wirklich?«
»Oh ja. Besser heiraten, als auf dem Scheiterhaufen zu landen, sagen sie sich wohl. Aber sie bleiben dann meist zu Hause. Wenn man zu oft ein Runeberg-Gate benutzt, schadet es der Zeugungsfähigkeit. Als ich den Abt das letzte Mal gesehen habe – und das ist schon ziemlich lange her – hatte er gerade einen großen Anteil an einem Casino- und Bordellkomplex im fünfzehnten Stockwerk eines Stadthauses gekauft. Glaube mir, die Investition hat unserem Orden zu einer soliden finanziellen Basis verholfen! Aber das
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