Kreuzzüge
der Pfeifton tiefer und klang wie ein leichtes Stottern. »Mruk glaubte, ihr hättet eure Brüder getötet! Die beiden baten mich, mit ihnen nach Phmi'phtar zurückzukehren und der Hochkrone einen Bericht zu überbringen, damit sie die Wahrheit herausfinden könnten. Aber mich faszinierte der Gedanke an die Vergebung, die uns euer Jesus versprochen hat. Wir haben ein Sprichwort, das lautet: ›Ein Wille wird oft von zwei Seelen bestimmt‹. Ich begreife mittlerweile, wie sehr dieses Sprichwort die Wahrheit trifft. Ich wollte nicht mit ihnen zu Phmi'phtar zurückkehren. Dickköpfig war ich. Ich wollte bleiben und noch mehr von den Patres hören. Ich habe mich mit meinen Brüdern gestritten wie noch niemals zuvor. Das blieb den anderen nicht verborgen. Zuletzt konnte Mruk die Schande nicht mehr ertragen. Er riss sich die Brust auf und starb. Und Nygrekdoonjanku, der bei ihm war, biss sich selbst und starb auch. Ich erkannte, dass meine einzige Hoffnung auf Vergebung in Jesus bestand. Er würde nicht zulassen, dass ich meinen Brüdern in den Tod folgte. So bin ich hierher gekommen, ich zweifelte an Gott, und du hast mir gezeigt, dass auch das eine Sünde ist. Ich bin Schuld am Tod meiner Brüder, und weil ich zweifelte, konnten sie mir nicht vergeben – und Gott auch nicht. Aber ich weiß noch immer nicht, was ich eigentlich falsch gemacht habe.«
Wieder hörte man einen tiefen Pfeifton.
»Vergib mir, Vater.«
Hauskyld wünschte den längst verstorbenen Missionaren einen großzügig verlängerten Aufenthalt im Fegefeuer. Es gab durchaus eine Reihe von Möglichkeiten, einen Selbstmord zu sanktionieren, wenn Selbsttötung zur Kultur einer außerirdischen Spezies gehörte. Aber das hatten die Missionare völlig ignoriert. Außerdem hatten sie sich – und allein dafür verdienten sie die ewige Verdammnis! – in fremde Angelegenheiten eingemischt, ohne sich vorweg die Zeit zu nehmen, auch nur die notwendigsten Erfahrungen über diese Kultur zu sammeln. Er merkte, dass sich seine Hand in der Pranke des Randallaners zur Faust geballt hatte.
Hauskyld gemahnte sich zur Ruhe. Er brauchte einen kühlen Kopf, zumal er das ziemlich knifflige Problem lösen musste, eine angemessene Buße zu bestimmen.
Kapitel 13
»Ich denke, ich werde mir den Rest der Geschichte von Kuf erzählen lassen«, sagte Clio. »Aber was wirst du jetzt mit Thkhri'jah machen? Was für eine Buße hast du ihm auferlegt?«
»Ich habe ihm viele Avemarias und Vaterunser aufgegeben, sehr viele. Nur um sicherzugehen. Sein Märtyrerkomplex reicht von hier bis Alpha Centauri, also wird ihm die Buße wohl helfen, sich ein wenig besser zu fühlen. Aber unter uns gesagt, du wirst weder in der Bibel noch in den Edikten des Vatikans eine Rechtfertigung für seine Tat finden. Nun ja. Was hast du sonst noch rausgefunden?«
»Ja, da war noch etwas, und sogar Kuf fiel es schwer, mit mir darüber zu sprechen! Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Sex für Randallaner eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit. Die Männer leiden an höllischen Unterleibsschmerzen, die erst nachlassen, wenn sie ejakulieren – und das funktioniert nur in einer Vagina. Die Frauen geraten in eine Art Hitze, ähnlich wie terranische Katzen, nur hundertmal schlimmer. Das geschieht immer bei Halbmond, man kann auch sagen, wenn Isolde am Himmel steht, oder alle fünfundzwanzig Tage. Wenn die Raserei losgeht, bespringt das Männchen das nächstbeste Weibchen und dringt in sie ein –«
»Heilige Mutter Gottes.« Hauskyld setzte seine Wasserflasche ab und starrte Clio entgeistert an.
»Der Vorgang selbst ist äußerst brutal – im Uterus bildet sich eine Art Säckchen aus, und das Männchen muss mit der harten Spitze seines Penis ein Loch hineinreißen!«
Hauskyld schüttelte den Kopf. »Ich bin heilfroh, dass der Vatikan zumindest in den nächsten einhundertvier Jahren Standardzeit kein entsprechendes Dekret dafür erlassen kann. Aber irgendwann wird sich der Papst wohl mit diesem Problem herumschlagen müssen!«
»Ha! Dabei war ich noch gar nicht fertig! Die Greife legen Eier, die sie in ihren Beuteln mit sich herumtragen, bis die Jungen … wie soll man sie nennen? Greifchen? Greiflinge? Na, Babygreife eben, bis sie geschlüpft sind. Dann werden sie in ein Nest gelegt.«
»Das klingt doch gar nicht so schlimm.«
»Von wegen: Nur das größte überlebt, es frisst seine Geschwister auf. Und stell dir vor – sie können sich später daran erinnern! Kuf weiß noch, dass er
Weitere Kostenlose Bücher