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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Milliarde auftreiben? Und wie wollen die Terroristen die abtransportieren? Haben die zu viel James Bond geglotzt?« Die anderen Krisenstäbler blickten ebenso ratlos auf die Leinwand.
    Kerstin Dembrowski wusste offenbar zunächst nicht, wie sie auf diese Forderung reagieren sollte. Was sollte sie darauf antworten?
Klar, geht in Ordnung, wir müssen ein bisschen Geld zusammenkratzen, aber das ist kein Problem, schmeißen wir eben alle zusammen …
Diese Summe überstieg jeden Spielraum, der irgendeinem Verhandlungsführer auf der Welt zur Verfügung stand. Mit einer solchen Summe hätte man marode europäische Staaten vor dem Bankrott bewahren können. Zumindest für ein paar Wochen.
    Sie musste diese Summe nach unten verhandeln. Ohne die Gegenseite zu sehr zu reizen. Immerhin bot ihr diese Forderung das, was sie ja eigentlich gewollt hatte: Zeit. Denn es musste den Terroristen klar sein, dass die Genehmigung und Bereitstellung eines solchen Betrags Tage dauern würde. Bei all der Professionalität, die sie bisher gezeigt hatten, da war sich Kerstin Dembrowski sicher, waren das keine Irren. Die wussten, was sie taten.
    Sie musste nur die richtigen Worte finden. Worte, aus denen die Welt keine Erpressbarkeit des deutschen Staates und die Erpresser keinen Zweifel ablesen konnten, dass ihre Forderungen nicht erfüllt werden konnten. Es war wohl am besten, nicht die wahnwitzige Forderung an sich zu verhandeln, sondern auf ein anderes Thema umzulenken. Zeit gewinnen, Zeit gewinnen, ging es ihr durch den Kopf.
    Sie fuhr volles Risiko. Für die Operation und für sich selbst:
     
    MÖCHTE SIE PERSÖNLICH TREFFEN. ICH HABE ALLE VOLLMACHTEN DER DEUTSCHEN REGIERUNG, MIT IHNEN ZU SPRECHEN!
     
    Wieder tat sich lange Zeit nichts. Klar, die Geiselnehmer mussten diesen Vorschlag erst einmal untereinander besprechen und ihn einschätzen.
    Eine geschlagene Viertelstunde musste Kerstin Dembrowski auf die Antwort warten. Dann erschien auf der Webseite eine mehr als überraschende Einladung:
     
    11 UHR TUNNELEINFAHRT RIFFELRISS
     
    Kerstin Dembrowski traute ihren Augen nicht. Aber es stand dort schwarz auf weiß auf der an die Wand projizierten Website »www. 2962 amsl.com«. Sie hatte eine persönliche Verabredung mit einem Terrorkommando, das die ganze Welt in Atem hielt.

Kapitel fünfundachtzig
    Bundeskanzleramt, 10  Uhr
    D as war doch von Anfang an klar. Nichts als Verbrecher sind das! Von wegen Gefangene austauschen. Die sind denen doch so was von egal! Um die Kohle geht es denen, um nichts anderes als die Kohle!«, schrie die Chefin der Grünen in die Runde. Wie Millionen Menschen auf der ganzen Welt hatten die Mitglieder des erweiterten Krisenstabes die Kommunikation Kerstin Dembrowskis mit den Geiselnehmern im Internet verfolgt. »Nicht nachgeben! Nicht nachgeben! Da könnte ja jeder kommen!«, setzte sie empört hinzu.
    »Frau Kollegin, beruhigen Sie sich doch bitte. Wir sind alle geschockt von dieser Forderung. Das werden die Burschen natürlich nie durchsetzen. Steht doch ganz außer Frage, ich bitte Sie.« Der Staatssekretär des Innern hatte mit einer hohen Lösegeldforderung gerechnet und die leitenden Beamten des Finanzministeriums und der Bundesbank informieren lassen. Doch die geforderte Summe hatte ihn auch nahezu überrollt. Aufzutreiben war sie dennoch. »Bleiben wir mal pragmatisch. Unsere Terroristen sind es offenbar nicht. Es stellt sich eine ganz andere Frage: Wie will man so viel Geld transportieren?«
    »Das ist doch überhaupt kein Problem, mein Lieber«, meldete sich der Oppositionsführer wieder zu Wort. »Sehen Sie, ich hab’s schon gegoogelt. Ein Fünfhundert-Euro-Schein wiegt eins Komma ein Gramm. Eine Million sind zweitausend mal fünfhundert, also zweitausendzweihundert Gramm, fünfhundert Millionen also tausendeinhundert Kilo. Eine gute Tonne Gewicht bringen Sie doch leicht mit einem VW -Bus weg. Die Frage ist wohl eher: Was wollen die mit dem Geld anstellen? Die glauben doch nicht, dass sie unmarkierte und nicht gelistete Banknoten von uns bekommen? Wir leben ja nicht mehr in den Zeiten von Jesse James.«
    »Dass Sie sich als Sozialist so gut mit Geld auskennen, wundert mich jetzt doch«, stichelte der Staatssekretär. »Aber im Ernst, die können uns sowieso nicht entkommen, wenn sie versuchen, sich auf dem Landweg abzusetzen. Und rings um die Zugspitze ist nun mal sehr viel Land. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, eins ist sicher: Früher oder später kriegen wir die Kerle.«
    »Ich würde

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