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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Führungsoffizier sprechen musste. Die hatten zwar auch einiges übersehen, was die Auswahl des Terrortrupps anbelangte, und offenbar jahrelang die falschen Leute ausgebildet, aber das stand nicht zur Debatte. Es würde nie irgendwo zur Debatte stehen. Er war der Arsch vom Dienst, weil er vor Ort war. Er musste diese Sache endlich in den Griff bekommen.
    Wenn nur die zugesagte Verstärkung irgendwann auftauchen würde. Wobei er keine Ahnung hatte, wen sie schicken würden und ob diese Kollegen eine wirkliche Hilfe wären. Und ob er noch mehr Zeugen seines Unvermögens brauchte.
    Er musste sich mit diesem bayerischen Elite-Gebirgsjäger zusammentun. Der hatte einen guten Job gemacht, hier im Kammhotel auf dem Gang genauso wie oben in der Bergwand. Zwei der Terroristen hatte dieser Denninger schon erledigt. Mehr oder weniger im Vorbeigehen. McFarland hätte allein diese Erfolgsbilanz schon eine weitere
Distinguished Intelligence Medal
eingebracht. Nicht dass er auf die sogenannten Unterhosen-Orden seines Dienstes, die aus Geheimhaltungsgründen ohne Zeremonie und mit ausdrücklichem Verbot, sie in der Öffentlichkeit zu tragen, verliehen wurden, irgendeinen Wert legte. So ein fanatischer Patriot war er nach zwanzig Jahren bei U.S. Marines und Geheimdienst auch nicht mehr, dazu hatte er zu viel gesehen. Aber die Medaillen zu Hause in der Nachttischschublade zu wissen gab allemal ein besseres Gefühl, als auf der Abschussliste der CIA zu stehen.
    McFarlands schlechtes Gefühl steigerte sich bis an die Grenze zur Übelkeit, als CNN in hochauflösender Qualität zeigte, wie ein bunt gekleideter Mensch im Fenster mitten in der Felswand über dem Eibsee auftauchte. Der Kerl trug bunte Skibekleidung. Um seine Brust war ein Seil gebunden, dessen Ende der schwarz gekleidete Mann hinter ihm in der Hand hielt. Bei dem Kerl in den Skiklamotten musste es sich um eine der Geiseln handeln. Sie stand direkt am Abgrund. Ein zweiter Mann in Schwarz tauchte hinter der Geisel auf. Er hielt eine Maschinenpistole in Händen und zwang den ans Seil Gebundenen offenbar, sich an der Kante des Fensters auf den Hintern zu setzen.
    Die Geisel tat es. Als sie dreihundert Meter über dem Grund die Beine baumeln ließ, versetzte ihr der Mann mit der MPi einen Tritt in den Rücken, und der bunt Gekleidete rutschte ins Freie und hing an dem Seil, dessen Ende der andere Terrorist offenbar nur mit seinen Händen sowie der Kraft und dem Gewicht seines Körpers hielt.
    Der Terrorist ließ langsam zwei Meter Seil nach, sodass die Geisel unter dem Fenster baumelte. Der Mann mit der MPi schwang seine Waffe auf den Rücken und fummelte etwas aus seiner Oberschenkeltasche. Dann kniete er sich hin und schlug mit einem Werkzeug etwas in den Boden. Es war ein Bergsteigerhaken, den er mit einem Hammer in den Fels trieb, wie das weiter heranzoomende TV -Bild zeigte. Dann zog er das äußere Ende des Seils, das immer noch von seinem Komplizen gehalten wurde, durch die Öse des Hakens. Er zog daran, und schließlich bückte sich der andere Terrorist unter dem Seil, um es freizugeben. Die Geisel sank noch weitere zwei Meter am Seil nach unten, dann verknotete der Geiselnehmer, der den Haken eingeschlagen hatte, das Seil.
    Beide Terroristen verschwanden nach hinten in die Dunkelheit des Stollens. Die Geisel hing hilflos in der Wand.

Kapitel einundachtzig
    Im Eibsee-Hotel , 9  Uhr 09
    E in altes Tunnelfenster .« August Falk staunte noch immer. »Sie wissen, wo die alten Tunnelfenster sind.«
    »Klären Sie uns bitte auf, Herr Falk!«, forderte Pressereferent Dr. Schwablechner aufgeregt.
    »Für den Bau des Tunnels standen nur zwei Jahre Zeit zur Verfügung, weil erst 1928 das Geld zusammen war, man aber zu den Oberammergauer Passionsspielen 1930 die Bahn eröffnen wollte«, berichtete Falk. »Darum hat man an mehreren Stellen gleichzeitig angefangen zu graben, und dazu wurden entlang der Westflanke, auf die wir hier schauen, vier Fenster in den Fels gehauen, um mittels Behelfsseilbahnen Arbeiter und Material in den Tunnel zu schaffen. So konnte er gleichzeitig in mehreren Teilstücken gebaut werden. Diese Fenster wurden dann nach Fertigstellung der Bahn einfach im Fels belassen. Nur zwei wurden wieder zugemauert. Das muss man schon wissen, dass es die einmal gegeben hat. Und
wo
es die gegeben hat.«
    Mitten in die ingenieurhistorische Erläuterung des Bahnvorstandes meldeten sich die Entführer auf ihrer Webseite. Zunächst erschien ein Live-Bild, auf dem man durch

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