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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Stirn. Das Haar war blutverklebt.
    Ich wälzte ihn auf den Bauch. Das Schädeldach war abgetrennt und hing wie ein Deckel an der Kopfhaut. In der feuchten, schwärzlichroten Höhlung war – nichts.
    Ich untersuchte ihn genauer. Von der Schädelbasis bis hinunter zum Kragen klaffte ein tiefer Einschnitt. Hier war nur sehr wenig Blut ausgetreten; das Herz mußte zu schlagen aufgehört haben, bevor die Wunde erzeugt worden war.
    Das fremde Wesen lag fünf Meter entfernt. Ich sah hinüber, keuchend und vor Entsetzen momentan gelähmt. Alle meine Instinkte rieten mir, Distanz zwischen mich und dieses dämonische Geschöpf zu legen, das sich wie ein Tier bewegte, aber seine Hände wie ein Mensch gebraucht hatte.
    Ich hatte oft gehört, daß sich Leuten die Haare gesträubt hätten, und immer hatte ich es als eine bloße Redensart abgetan; nun spürte ich es selbst. Ich packte die Pistole fester, als ich hinging und auf das struppige Fell der Bestie herabblickte, unter dem sich fleckige graurosa Haut zeigte. Ich stieß den Körper mit der Stiefelspitze an. Er war steif und leblos, unnatürlich schwer. Mit Mühe wälzte ich ihn herum. Aus der Nähe betrachtet, war das Gesicht von gelblichweißer Farbe, trocken und grobporig. Die Hände waren geöffnet, noch blutig von der Trepanierung des Majors. Neben den steifen Fingern lag ein staubbedeckter Sack, prall gefüllt, von der Größe eines Sofakissens.
    Ich kniete daneben nieder und wischte mit einem Finger über die Oberfläche. Sie war warm und nachgiebig. Unter der plastikähnlichen Haut gluckste Flüssigkeit.
    Ich wischte mehr Staub von der Oberfläche. Nun konnte ich eine helle, anscheinend rosafarbene Masse in der Flüssigkeit schwimmen sehen. Sie hatte eine vielfach gefurchte Oberfläche, und von ihrer Unterseite hing ein ziemlich kräftiger Stiel aus verschiedenen Strängen, die allesamt nach zehn Zentimetern glatt abgeschnitten waren.
    Ich stieß den Sack an. Die Masse geriet in Bewegung; eine schneeweiße Kugel, etwas kleiner als ein Golfball, die mit der Masse verbunden war, schwamm langsam in Sicht. Sie hatte einen kleinen hellbraunen Ring mit einem schwarzen Punkt in der Mitte.
     
    *
     
    Der Gefechtslärm ließ allmählich nach. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ein weiteres Fahrzeug auf der Suche nach dem Bolo und dem gleichfalls vermißten Major heraufkäme. Ich stand auf. Mein Herz hämmerte wie nach einem Langstreckenlauf, und ich führte einen verzweifelten Kampf gegen ein würgendes Gefühl in meiner Kehle, während mein Magen sich zu-sammenkrampfte. Ich hatte nicht viel Zeit.
    Der Panzerfahrer war tot und bereits am Erkalten. Ich kehrte zu dem gefallenen Dämon zurück und untersuchte den Inhalt seines umgeschnallten Beutels. Da war ein Etui mit Skalpellen, chirurgischen Zangen, einer kleinen Stichsäge, dann fand ich ein paar Plastikbehälter und einen Miniaturapparat mit angeschlossenen Schläuchen, wahrscheinlich eine Filterpumpe zur Plasmaentnahme. Ein weiterer Behälter enthielt Ampullen von einer Form, wie ich sie kürzlich erst gesehen hatte – auf dem Treppenabsatz in meinem Hotel. Der Gedanke war wie ein kalter Finger an meinem Rückgrat. Zuletzt stieß ich noch auf ein Stück zähen Papiers, das mit Zeilen merkwürdiger Hakenzeichen bedruckt war; ich hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen. Ich steckte das Papier in meine Knietasche und stand auf. Der Fetzen war besser als nichts, wenn ich einen Beweis brauchte, daß ich nicht Opfer eines besonders grausigen Alptraums geworden war. Aber ich brauchte noch etwas Überzeugenderes – etwas, das ein wenig von dem verdeutlichte, was ich fühlte. Felix sollte dieses totenähnliche Gesicht sehen.
    In der Schlucht war es still. Vielleicht hatte ich noch Zeit.
    Ich rannte zum Geländewagen, startete ihn und brachte ihn neben dem toten Major zum Stehen. Ich sprang hinaus und hob den Leichnam auf den Beifahrersitz, dann öffnete ich den Gepäckraum im Heck, überwand meinen Ekel und faßte die Kreatur bei den hinteren Händen. Durch meine Handschuhe spürte ich das Fell, das hart wie eine Bürste war. Ich zerrte den Körper zum Wagen und wendete die Energie des Anzugs auf, um den mindestens dreihundert Pfund schweren Kadaver zu heben und darin zu verstauen. Schließlich ging ich noch einmal zurück und holte den Sack mit dem Gehirn.
    Ich stieg ein, startete die Turbinen und wartete, bis die Luftkissen wirksam wurden und das Fahrzeug um einen Meter angehoben hatten, dann steuerte ich das Trockenbett

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