Krieg auf dem Mond
aufmachen«, sagte ich, auf das Spiel eingehend.
»Ich habe es mir anders überlegt, Johnny. Ein riskantes Geschäft; zu sehr von der augenblicklichen Mode abhängig.« Er beendete seine Untersuchung und steckte den Detektor ein.
»Alles klar, Johnny«, sagte er leise. »Hier hört uns keiner ab.« Er warf mir einen raschen, prüfenden Blick zu. »Danke, daß du gekommen bist.«
»Ich habe noch kein Fett ansetzen können, wenn es das ist, was du wissen willst«, sagte ich. »Nun sag mir endlich, was es mit dem falschen Bart auf sich hat. Ich hörte, du seiest hier als UN-Arzt getarnt.«
Er lächelte. »Mein Vorgänger de Salle zog leider unliebsame Aufmerksamkeit auf seine Person, und nachdem er sich auf höheren Befehl abgesetzt hatte, mietete ein Schullehrer namens Brown die Villa …«
»Komm zur Sache, Felix. Was ist so wichtig, daß ich zwölftausend Kilometer reisen mußte, um es zu hören? Weißt du, wo ich war?«
Er hob lässig die Hand. »Ich weiß. Barnett hat mir erzählt, daß du in Bolivien als V-Mann bei Colonnas Guerillas gearbeitet hattest und ausreißen mußtest. Tut mir aufrichtig leid …«
»Noch eine Woche, und ich hätte mit einer Schmuggelladung chirurgischer Instrumente ein Riesengeschäft gemacht.«
»Die tiefgekühlten Nieren werden bis zum nächstenmal warten müssen.« Er zeigte ein mephistophelisches Lächeln. »Was ich hier habe, ist viel interessanter.«
»Die Spannung entnervt mich. Nun spuck es endlich aus.«
»Schon gut. Beginnen wir mit der Weltsituation.«
»Da wüßte ich erfreulichere Themen – Krebs, zum Beispiel.«
Er beugte sich mit wichtiger Miene vor. »In den letzten hundert Jahren, John, hat es fast immer irgendwo Krieg gegeben. Wir haben es natürlich nicht so genannt – niemand hat Atomwaffen eingesetzt. Es waren immer nur ›Polizeiaktionen‹ oder ›Konfliktsituationen‹ wie der gegenwärtige Rummel hier in Algerien – Manöver mit scharfer Munition. Aber während die Mächte sich bei diesen Schützenfesten die Krallen wetzen, halten sie gierig nach einer Waffe Ausschau, die ihnen den entscheidenden Vorteil bringen könnte. Bis dahin – Unentschieden.«
»Sehr schön«, sagte ich und stieß meinen Stuhl zurück, »das war mächtig interessant, Felix. Vielen Dank auch, daß du mich eingeweiht hast.«
Er beugte sich noch weiter über den Tisch, in den Augen ein listiges Funkeln. »Wir haben diese Waffe gefunden, John.«
Ich zog meinen Stuhl wieder heran. »Ich höre.«
»Sehr gut. Nukleare Superwaffen scheiden aus. Die Antwort liegt in der anderen Richtung. Zwei Haufen Infanteristen, die einander umbringen – das ist kein Krieg, der zur Weltkatastrophe führt. Aber was wäre, wenn eine Division solcher Fußsoldaten plötzlich unwiderstehlich würde, tödlich in der Offensive, unbezwingbar in der Verteidigung? Unser kleiner kontrollierter Krieg würde für die weniger glückliche Seite zur Katastrophe, und das Gleichgewicht der Mächte wäre beim Teufel …«
»Wie willst du die Handfeuerwaffen noch verbessern? Das Norge-Schnellfeuergewehr wiegt sechs Pfund und feuert pro Sekunde fünfzig Schuß. Es ist eine robuste, infrarotgesteuerte Waffe von höchster Genauigkeit.«
»Ich spreche von neuen Entwicklungen, John. Wir haben hier eine, die unter dem Decknamen PAPA läuft. Dahinter steckt nichts anderes als – der unverwundbare Mensch.«
Ich sah ihn sein Glas leertrinken und sich zurücklehnen. Er wartete auf meine Reaktion, und so nickte ich achtlos.
»Eine alte Idee«, sagte ich. »Ich kenne Homer und seinen Achilles, die Nibelungensage und ihren Siegfried. Auch dein unverwundbarer Mensch wird seine Achillesferse haben, wenn es ihn gibt.«
»Ich meine es ernst. Das ist kein 3-D-Drama, sondern eine koordinierte Entwicklung der Neurochirurgie, Bioprothetik und Myoelektronik. Du mußt dir das klarmachen, John! Künstlich beschleunigte Reflexe, elektronisch verstärkte Sinnesorgane, ein Körperschutz aus Metallgeflecht, metallene Schutzkappen für Fingerknochen, Schienbeine, Rippen und Schädel, selbsttätig wirkende Muskelverstärkung aus Titanfiber, alles chirurgisch eingepflanzt…«
»Du hast die schnell zu wechselnden langen Unterhosen mit dem großen roten S darauf vergessen«, sagte ich. »Weißt du, ich habe mich schon immer gefragt, warum Clark Kent damals nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen wurde.«
»Ich habe selbst an der Entwicklung mitgearbeitet«, fuhr Felix fort, ohne meine Bemerkung zu beachten, »und
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